Erndtebrück. Nach gründlicher Sanierung sind die ersten sechs Wohnungen inzwischen vermietet. Und was sagen die eingezogenen Bewohner? Wie fühlen sie sich?
In die sogenannten Kuhlmann-Häuser kommt nach und nach neues Leben. Sechs Mietwohnungen im Mehrfamilienhaus Martin-Luther-Straße 1 sind bereits bezogen. Und den Mietern scheint das Wohnen hier gut zu gefallen – trotz der Bauarbeiten rundherum.
Die Genießerin
Christine Mnatsakanyan (24) lobt die herrliche Lage des grundsanierten und aufgestockten Hauses Martin-Luther-Straße 1. „Man sieht den ganzen Ort von oben“, schwärmt sie. Überhaupt sei Erndtebrück ein „sehr schöner Wohnort“. Ein Vorteil der Wohnungen im Erdgeschoss seien die barrierefreien Bäder und ein Extra-Zugang vom reservierten Behinderten-Parkplatz hinter dem Gebäude direkt in die Wohnung, so die Bäckerei-Fachverkäuferin. Sie lebt mit Vater, Mutter und noch einem Geschwister in „Wohnung 1“, Erdgeschoss links.
Der Familienmensch
Eine Etage höher hat Karin Hundte (55) die „Wohnung 3“ gemietet. Wie auch ihre Nachbarn im Haus ist sie Anfang September 2021 eingezogen – gemeinsam mit ihrem 19-jährigen Sohn, der demnächst das Abitur macht. Das sei für „alle gemeinsam an einem Wochenende“ passiert, berichtet sie. Wochen zuvor habe es bereits einen Tag der offenen Tür gegeben, bei dem sich alle Interessierten die Wohnungen hätten anschauen können, ehe sie einen Mietvertrag unterschreiben.
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„Meine Kinder wohnen hier“, erklärt Hundte, warum sie kurz entschlossen von Bad Laasphe nach Erndtebrück umgezogen und „der Familie etwas näher gerückt“ sei. Aber auch ihr Arbeitsplatz als Mitarbeiterin des „Westfälischen Hofes“ sei hier im Kernort. Tochter Diana betreibt die Gastronomie gemeinsam mit Stephan Frettlöh.
Auch Bahnhofsinvestor kauft ein Haus
Unterdessen bekommt ein weiteres Mehrfamilienhaus in der ehemaligen Kuhlmann-Siedlung offenbar einen neuen Besitzer – das berichtet Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau via Instagram. Es handele sich dabei um den Investor des Erndtebrücker Bahnhofs, Thomas Lippold aus Dreieich bei Frankfurt. Das Gebäude stehe in der Ulrich-von-Hutten-Straße.Damit seien nun 15 der insgesamt 25 Häuser bereits verkauft worden, freut sich Gronau.
„Man sah ja, dass hier Häuser renoviert wurden“, erinnert sich die 55-Jährige an den Moment, als sie sich irgendwie in das Wohngebiet verliebte. „Die Sonne geht hinter der Hachenberg-Kaserne unter“ – das kann Hundte gut beobachten, wenn sie auf ihrem Balkon steht. Und die Aufteilung der Wohnung mit drei Zimmern, Küche, Diele, Bad – das habe ihr gleich gefallen. Allerdings sei der Wohnungsmarkt in Erndtebrück begrenzt, hat Hundte festgestellt. Umso wichtiger seien die Bauprojekte, die derzeit in der Kuhlmann-Siedlung liefen.
Haustiere in der Mietwohnung? „Das war überhaupt kein Problem“, so Karin Hundte – weder aus Sicht des Vermieters noch der Nachbarn. Und so konnte ihre knuffiger Bolonka „Lucky“ mit einziehen.
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Was ihre Mitbewohner betreffe, sei die Mischung im Haus 1 der Martin-Luther-Straße „sehr ausgewogen“, findet Hundte. Hier lebten ganz verschiedene Generationen friedlich unter einem Dach, ist bisher ihr Eindruck. Alle Bewohner hätten sich inzwischen auch gegenseitig kennengelernt – und weitere Treffen „werden sich ergeben“, ist Hundte überzeugt.
Gleich nebenan wird bereits das Haus Martin-Luther-Straße 3 saniert – auf die gleiche Weise. „Und die Nachfrage für die Wohnungen dort ist schon da“, hat Karin Hundte mitbekommen.
Der Kümmerer
Gut getroffen haben es auch die Giermeiers in der „Wohnung 2“, Erdgeschoss rechts. „Meine Frau Monika (70) ist hüftkrank und braucht eine Wohnung, die ebenerdig ist“, erzählt Ehemann Michael Giermeier (72). „Gottseidank haben wir sie bekommen.“ Die alte Bad Laaspher Wohnung, 1. Stock, habe jedenfalls nicht mehr gereicht.
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Giermeier bittet uns ins gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. Was die heimischen Investoren Daniel Kunze und Boris Kämmerling aus dem Kuhlmann-Haus gemacht hätten, in dem er jetzt selbst lebt, sei „ein Gewinn für Erndtebrück“, lobt der 72-Jährige. Gerne präsentiert er das Bad mit barrierefreier Dusche und dem Waschbecken, das man auch vom Rollstuhl aus gut nutzen kann. Heizkörper? Die sind in den Wohnungen nirgends zu sehen. Kein Wunder, kommt die Wärme doch aus dem Fußboden, gespeist von einer Pellet-Zentralheizung im Keller. Die Miete für die Wohnung – Einbauküche inklusive – sei okay, so Giermeier.
Und mit der Auswahl der Nachbarn hätten die Vermieter „ein goldenes Händchen gehabt“, sagt er. „Wir reden miteinander, wir verstehen uns und sind füreinander da.“ Der Soldat und die Soldatin der Hachenberg-Kaserne in der 2. Etage seien „ganz feine Typen“. Auch die Sozialarbeiterin mit ihren beiden Söhnen in der Wohnung daneben sei sehr nett.
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Michael Giermeier selbst, der aus Passau stammt, hat ebenfalls eine Verbindung zum Hachenberg, war dort kurz vor seiner Pensionierung 2002 Kompanie-Feldwebel. Mehr noch: Als „Engel von Sarajewo“ half er in den 90er Jahren einem Heim mit 400 geistig behinderten Menschen. Er trieb Geld auf, kaufte Lebensmittel, Medikamente und Spielzeug für die Kinder, organisierte den Transport und wurde von seinen Vorgesetzten bei seinem sozialen Engagement großzügig unterstützt. „Der schönste Dank für mich war, wenn ein Kind auf mich zukam und strahlte“, erinnert sich der 72-Jährige an diese besondere Zeit.
Giermeiers Hobbys heute: „Dass es meiner Frau besser geht“, sagt er ganz spontan – „und Wandern an der frischen Luft. Das ist die Hauptsache“. Und was das neue Wohnen in der Martin-Luther-Straße 1 angeht, findet der Stabsfeldwebel a. D. klare Worte für sich und seine Frau: „Wir fühlen uns – auf bayerisch gesagt – sauwohl.“