Erndtebrück. Wie spricht man mit Kindern über die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine? Schulleiter Thorsten Denker hat Antworten auf die Frage.
Die Bilder vom Krieg in der Ukraine reißen nicht ab. Auch in der Schule wird über die aktuellen Ereignisse gesprochen. In vielen weiterführenden Schulen ist das Thema Teil des Unterrichts (wir berichteten). Doch wie sieht es in den Grundschulen aus? Wir haben bei Thorsten Denker, Leiter der Erndtebrücker Grundschule nachgefragt, wie dort mit dem Ukraine-Konflikt umgegangen wird.
1 Wie thematisieren Sie den Krieg in der Ukraine im Unterricht?
In meiner Klasse 4 biete ich den Kindern Gespräche an; vor allen Dingen in der Gruppe, aber auch einzeln, wenn die Kinder das wünschen. In Zeiten des freieren Arbeitens haben die Kinder Gelegenheit, die Texte der „Kinderpost“ zu lesen, die Ihre Zeitung seit einigen Tagen veröffentlicht.
2 Was ist, wenn sich Lehrerinnen und Lehrer von der aktuellen Situation selbst überfordert fühlen?
Die Kolleginnen und Kollegen haben mehrere Links zum Umgang mit dem Thema bekommen, die das Schulministerium bereit gestellt hat. Ich gehe davon aus, dass die Kolleginnen innerhalb der schulischen Teams oder mit mir Raum finden, um über eigene Probleme im Umgang mit dem Thema in der Schule zu sprechen.
3 Kultusministerien haben dazu geraten, dass der Krieg thematisiert wird. Sollte es Pflicht sein?
Ich halte es grundsätzlich für wichtig, dass zum Thema „Krieg“ in der Schule gearbeitet wird. In der Grundschule Erndtebrück hat dies einen festen Platz im Curriculum.
4 Sollte der Krieg auch bei jüngeren Kindern ein Thema sein?
Ich finde wichtig, dass die Kinder Raum bekommen, darüber zu reden. Wenn einzelne Kinder über den aktuellen Krieg in der Ukraine nicht in der Schulklasse sprechen können oder wollen, dann muss dies akzeptiert werden.
5 Wie wichtig ist es, dass Lehrkräfte in so einer Situation politisch neutral bleiben?
Diese politische Neutralität ist grundsätzlich auch hier geboten. Wenn die Lehrkraft ihre persönliche Meinung zum aktuellen Kriegsgeschehen äußert, muss für die Kinder klar sein, dass dies eine persönliche Meinung ist. Dies muss nach meiner Meinung sehr behutsam geschehen. Der Hauptgrund für diese Zurückhaltung der Lehrkraft ist die Vermeidung innerer Konflikte bei Kindern, deren Eltern eine dezidiert andere Meinung als die Lehrkraft haben.