Bad Berleburg. Aber auch sonst ist das THW Bad Berleburg gefordert, berichtet Ortsbeauftragter Volker Dieckmann – sondern oft auch direkt vor eigener Tür.
Die Zahl der Katastrophen aller Art in Deutschland nimmt zu – haben viele Wittgensteiner zumindest den Eindruck. Anlässe, zu denen auch das Technischen Hilfswerk (THW) des Bundes oft alarmiert wird. Dazu Fragen an Volker Dieckmann, Ortsbeauftragter des THW-Ortsverbandes Bad Berleburg. Wir treffen ihn auf dem Gelände des THW an der Sauerlandstraße (B 62) zwischen Bad Berleburg und Raumland.
Zunächst einmal: Wie steht es mit der neuen, größeren Wagenhalle hier auf dem Gelände? Stehen da jetzt auch ganz neue THW-Fahrzeuge drin, bereitgestellt vom Bund?
Volker Dieckmann Wir haben es vor dem Winter noch geschafft, den Hallenboden zu pflastern, so dass die Fahrzeuge hineingestellt werden können. Es handelt sich dabei für unsere Verhältnisse um recht neue Fahrzeuge, die alle vom Bund beschafft wurden. Das neueste ist das der Fachgruppe N für Notversorgung und Notinstandsetzung und ist letztes Jahr ausgeliefert worden. Ein altes Schätzchen, einen Unimog, haben wir aber ebenfalls noch.
Stürme, Fluten und andere Katastrophen hier bei uns in Deutschland – haben Sie den Eindruck, dass deshalb auch das Bad Berleburger THW stärker gefordert ist?
Beim Hochwasser im Ahrtal sind wir als Ortsverband auch stark mit eingebunden gewesen – und bis zu 32 Helfer aus Bad Berleburg waren mit fast all unseren Fahrzeugen einige Wochen vor Ort. Das konnte die Motivation noch mal erheblich steigern und auch Helfer, die aus Zeitgründen übers Jahr nicht so regelmäßig zu den Ausbildungsdiensten kommen konnten, waren dabei. An dieser Stelle schon mal vielen Dank an die Helfer, aber auch an die Arbeitgeber für die Unterstützung.
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Bedeutet das nicht zuletzt, dass der Ortsverband sich weiterentwickeln muss? In welche Richtung?
Natürlich entwickelt sich unser Ortsverband (OV) weiter. Wir machen kontinuierlich Ausbildungsdienste und gehen dabei auch auf neue Themen oder Geräte ein. Das gehört einfach dazu – und beim Einsatz hatten wir zum Beispiel auch mit neuen Geräten zur Erkundung zu tun, die sich noch in der Versuchsphase befinden. Das war schon hochinteressant.
Wer fordert das THW üblicherweise an? Wo kommen Sie und Ihre Kameraden zum Einsatz?
Im Normalfall wird das THW über die von der Gefahrenabwehr zuständigen Stellen angefordert wie zum Beispiel Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr oder einfach über die Rettungsleitstelle. Die Einsatzgebiete sind dann erst mal in Standortnähe. Wird aber Unterstützung von anderen OV’s bei Einsätzen oder technischen Hilfeleistungen gebraucht, können gezielt Fachgruppen aus dem ganzen Bundesgebiet hinzugezogen werden, falls dies erforderlich ist. Die Einsatzkomponenten des THW sind extra so konzipiert, dass die Fachgruppen bundesweit die gleiche Ausstattung haben und problemlos zusammengezogen werden können.
Inwiefern gehört eigentlich Bad Berleburg, der Altkreis Wittgenstein zu Ihrem Einsatzgebiet?
Wir fahren bei einem Einsatz da hin, wo wir gebraucht und wofür wir auch angefordert wurden. Das wäre natürlich in erster Linie der Altkreis Wittgenstein – aber wenn unsere Unterstützung woanders gebraucht wird, dann sind wir da. Das THW ist ja bundesweit einheitlich organisiert und so klappt eine Zusammenarbeit mit anderen Ortsverbänden reibungslos. Vor Jahren zum Beispiel war hier in Raumland ein Kind in einen 60 Meter tiefen Schacht gefallen. Leider blieben unsere Rettungsversuche damals erfolglos. Wir waren aber auch schon bei Hochwassern im Oderbruch oder in Köln im Einsatz. Oder bei Orkan „Lothar“ im Ruhrgebiet.
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Ist Ihr Bad Berleburger Team den Anforderungen noch gewachsen? Oder braucht es beispielsweise dringend Nachwuchs?
Die Frage nach Nachwuchs beschäftigt in den letzten Jahren sicherlich alle Vereine und Organisationen, natürlich auch uns. Und wir haben hier in Bad Berleburg noch Stellen in den unterschiedlichsten Bereichen frei. Es werden also nicht nur die Helfer, die mit schwerem Gerät umgehen müssen, gesucht. Vielmehr gibt es bei uns auch die Möglichkeit, im Bereich der Verwaltung oder im Bereich Verpflegung oder als Jugendbetreuer tätig zu werden. Gerade in der Arbeit und Ausbildung in der THW-Jugend bieten sich da spannende Aufgaben. An dieser Stelle sei auch noch einmal erwähnt, dass das THW nicht nur etwas für junge Leute ist. Je nach Tätigkeit ist für Neueinsteiger der älteren Generation auch etwas dabei.
Was muss man mitbringen, um beim THW Bad Berleburg als ehrenamtlicher Helfer mit anpacken zu können?
Steckbrief: Volker Dieckmann
Volker Dieckmann (60) wird 1962 in Bad Berleburg geboren und wächst auch hier auf. Er macht das Abitur und besucht die Fachschule für Technik in Siegen, hat aber auch Blechschlosser gelernt.Familie? „Ich bin verheiratet und wir haben eine mittlerweile erwachsene Tochter“, verrät der 60-Jährige. „Ein Hund und eine Katze gehören ebenfalls zu unserem Haushalt.“Und Hobbys? Dieckmann: „Wir haben einen Hund. Und wenn es die Zeit zulässt, gehe ich noch klettern. Und dann ist da ja noch das THW...“
Nicht viel. Man sollte Spaß daran haben, in Gemeinschaft anderen helfen zu können und zusammen, spannende Aufgaben zu erledigen. Handwerkliches Geschick ist hilfreich, aber je nach Position sind auch mal andere Fähigkeiten gefragt – und den Rest lernt man während der Ausbildungsdienste. Wie gesagt, es ist für jeden was dabei.
Wie sind eigentlich Sie selbst zum THW gekommen?
Ich habe 1981 bei einer Ausstellung das THW kennengelernt und bin seitdem dabei. Ich fand die Aufgaben und Herausforderungen spannend und ich habe in den THW-Jahren viel gelernt, was sich auch im Beruflichen oder Privaten als hilfreich herausgestellt hat.
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Wie gefährlich kann so ein THW-Einsatz eigentlich werden? Muss sich Ihre Familie Sorgen um Sie machen, wenn Sie mit den Kameraden in Deutschland unterwegs sind?
Gefährlich ist immer relativ. Auch zu Hause in der Küche kann ein Unfall passieren, aber wir bereiten unsere Kameraden sehr gut auf Einsätze und Einsatzaufgaben vor und auch die Sicherheitsaspekte werden bei uns groß geschrieben. Aufpassen muss man immer – und eine gute Ausbildung und gesunder Menschenverstand helfen dabei, Unfälle zu vermeiden. Sorgen muss sich also niemand machen.
Wie unterstützt das THW eigentlich bei so einem G8-Gipfel der Staats- und Regierungschefs wie Mitte 2007 im Seebad Heiligendamm?
Das war damals ein Einsatz, bei dem wir auch mit unserer Fachgruppe Beleuchtung aus Bad Berleburg dabei waren und unter anderem unseren Lima, unseren Lichtmasten aufgestellt haben. Viele andere Fachgruppen aus dem Bundesgebiet waren ebenfalls vor Ort und hatten die unterschiedlichsten Aufgaben.
Und schließlich: Wie lässt sich Ihr Ehrenamt mit Ihrem Beruf als Produktmanager bei EJOT Verbindungstechnik in Bad Berleburg verbinden? Klappt das zum Beispiel mit der Freistellung im Einsatzfall?
Die meisten Tätigkeiten sind nach Feierabend oder am Wochenende, so dass das THW eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung für mich ist. Ich sehe das auch eher als ein Ausgleich zur täglichen Arbeit, wobei ich mich als Ortsbeauftragter natürlich auch viel mit Verwaltungstätigkeiten beschäftige. Ich versuche daher auch möglichst oft bei den Diensten oder Ausbildungen vor Ort mit dabei zu sein. Freistellungen im Einsatzfalle sind äußerst unproblematisch. Hier ist die Firma EJOT ein sehr kooperativer Arbeitgeber, wofür ich mich für die Flexibilität und das Verständnis an dieser Stelle bei unserem Geschäftsführer Christian Kocherscheidt sehr bedanke.
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