Wittgenstein. Auch Hausärzte-Teams in der Umgebung können ganz schnell ans Limit geraten. Wie sich Ausfälle bemerkbar machen, zeigt unsere Umfrage.
Noch rollt sie, die hohe Omikron-Welle – und sie trifft auch die Arztpraxen in Wittgenstein. Wie schnell das gehen kann, hat der Autor dieser Zeilen selbst erlebt: Termin zur Booster-Impfung beim Hausarzt Mitte vergangene Woche – doch dann der Anruf der Sprechstunden-Hilfe: Wir müssen das eine Woche verschieben, Corona hat uns die Praxis lahmgelegt.
In Quarantäne
„Einmal musste ich eine Helferin in Quarantäne schicken“, erzählt Helga Roessiger, Allgemeinmedizinerin in Bad Berleburg. Als geboosterte Kontaktperson hätte sie zwar freiwillig weiterarbeiten können, so die Ärztin, doch habe man hier lieber Vorsicht walten lassen. „Und das spürt man schon, wenn man vier Helferinnen hat und eine ist ein paar Tage nicht da – dann ist das schon schwierig.“
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Ansonsten „haben wir bisher wirklich Glück gehabt“, freut sich Roessiger mit Blick auf den Praxisalltag – sicherlich nicht zuletzt deswegen, weil sich das Team an die üblichen Corona-Regeln halte, sich wie üblich zweimal pro Woche teste. „Und als die Omikron-Welle so hoch war, habe ich mich zumindest sogar täglich getestet“, so die Medizinerin.
Auch Roessiger sieht den Höhepunkt der Welle mittlerweile überschritten: „Ja, es werden weniger“, sagt sie mit Blick auf ihre Corona-Patienten – „aber man kann nicht vorhersagen, wer am Ende wie dolle erkrankt“. So gebe es durchaus junge Leute, die beatmet werden müssten und andererseits Senioren, die eine Infektion gut wegsteckten.
Fast alle Patienten positiv
Auch die Praxis Haas/Röhl in Erndtebrück hatte „bislang einen Corona-Fall im Team“, so Dr. Annia Röhl – aber zum Glück ohne große Auswirkungen auf den Praxisbetrieb. Jedenfalls „mussten wir bis jetzt noch nicht schließen“. Selbst am zweiten Praxis-Standort in Wingeshausen nicht, wo das zur Not geschehen könnte. „Wir sind natürlich auch alle gut durchgeboostert“, so Röhl über den Impfzustand ihres Teams, zu dem neben vier Medizinern auch ein gutes Dutzend Helferinnen gehört. Und: „Wir haben einfach dass Glück, mehrere zu sein, wenn da mal einer ausfällt.“
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„Wir merken die Welle natürlich bei den Patienten“, berichtet Röhl. Im ausgelagerten Atemwegszentrum der Erndtebrücker Praxis seien inzwischen „fast alle positiv, die kommen“. Doch im Vergleich zu den Corona-Wellen der letzten beiden Jahre habe es ihres Wissens bisher keine Einweisungen ins Krankenhaus gegeben – sondern „eher milde Verläufe, wie schon von den Virologen vorhergesagt“.
Die hohe Nachfrage
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In der Elsoffer Praxis des Allgemeinmediziners Dr. Peter Becker „sind wir alle bis jetzt noch verschont geblieben“ von einer Corona-Infektion, sagt die Medizinische Fachangestellte Darlene Knöß über das siebenköpfige Team. Vielleicht auch, weil Verdachtsfälle unter den Patienten konsequent erst gar nicht in die Praxis gelassen werden – und Corona-Tests nur durchs geöffnete Fenster stattfinden. „Und die Patienten freuen sich, dass die Praxis weiterhin offen ist“, so Knöß.
Zugleich sei die deren Nachfrage wegen Omikron weiterhin hoch. Immerhin: Der größte Teil der Patienten sei schon zum dritten Mal geimpft – und die vierte Impfung in den Altenheimen, für die das Team von Dr. Becker außerhalb der Sprechzeiten aktiv sei, stehe inzwischen auch schon vor der Tür.
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Vertretung jederzeit möglich
Der Bad Berleburger Allgemeinmediziner Dr. Holger Finkernagel berichtet von einer Helferin in seinem Team, „wo die Kinder in den letzten Tagen positiv getestet wurden – die Mutter aber zum Glück bislang noch nicht“. Die Praxis habe allerdings auch „einen relativ hohen Bestand an Personal“, das sich auch fachlich gesehen gut gegenseitig vertreten könne. „Dann zahlen Sie vielleicht etwas mehr Lohn – aber die Praxis bleibt nicht plötzlich mal stehen.“