Wemlighausen. Stadtverordnetenversammlung wählt Joshua Grund zum Nachfolger von Doris Frank. Welche Ziele und Wünsche hat der 26-Jährige für sein Dorf?

Wie erwartet mit einer breiten Mehrheit ist am Montagabend in der Bad Berleburger Stadtverordneten-Versammlung Joshua Grund (26) zum neuen Ortsvorsteher für Wemlighausen gewählt worden – als Nachfolger von Doris Frank, die ihr Amt aus persönlichen Gründen abgegeben hatte. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Grund über die Vereinbarkeit von Beruf, Ehrenamt und Hobby, aber auch die Ziele, die er sich für seinen Heimatort gesteckt hat.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie zum künftigen Ortsvorsteher von Wemlighausen und damit als Nachfolger von Doris Frank vorgeschlagen wurden?

Die Frage müsste besser Andreas Meinecke und Doris Frank gestellt werden. Ich kenne die beiden sehr gut aus unserem Dorfleben und meiner bisherigen Vereinsarbeit. Da Doris leider ihr Amt aus persönlichen Gründen niederlegt hat, haben die beiden mich im letzten Jahr angesprochen. Das habe ich als großen Vertrauensvorschuss empfunden.

Was fasziniert Sie am Amt des Ortsvorstehers, das vom Amtsinhaber ja auch eine gewisse Verantwortung für ein ganzes Dorf fordert?

Es ist eine tolle Möglichkeit, sich einerseits vereinsübergreifend für das Dorf zu engagieren, aber anderseits auch das Dorf kommunal vertreten zu dürfen. Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch. Da macht es mich besonders stolz, ein solches Amt mit 26 Jahren ausüben zu dürfen.

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Sie sind als Industriekaufmann im EJOT-Einkauf tätig, gehören zum Vorstand der Dorfjugend Schüllar-Wemlighausen, spielen in Ihrer Freizeit noch Fußball für den TuS Diedenshausen – passt das alles noch in Ihren Terminkalender?

Steckbrief: Joshua Grund

Joshua Grund (26) wird im hessischen Frankenberg geboren, wächst in Wemlighausen auf – und hat auch dort seine Wurzeln.

2014 macht er das Abitur am Johannes-Althusius-Gymnasium in Bad Berleburg und beginnt später eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei EJOT.

Grunds Hobbys sind Motorradfahren, Fußballspielen und Konzert-Besuche, etwa beim Open Air in Wacken.

Seit Kindestagen engagiert sich Grund als Mitglied in verschiedensten Vereinen. „Als Dorfkind gehört das eben dazu“, sagt er.

Ich glaube, da muss man Beruf, Ehrenamt und Hobby unterscheiden. Mit entsprechendem Zeitmanagement lässt sich auch das vereinbaren. Mein Vorstandsposten in der Dorfjugend steht bei der kommenden Jahreshauptversammlung für einen Nachfolger zur Verfügung – das habe ich aber auch schon vor meiner Nominierung als Ortsvorsteher kommuniziert. Mit 26 Jahren darf man einen solchen Posten dann auch mit einem lachenden und weinenden Auge räumen.

Sind Sie eigentlich noch Geschäftsführer des Vereins für Kultur- und Heimatpflege Schüllar-Wemlighausen?

Ja, das bin ich tatsächlich noch. Der Verein ist ein Dachverband aller örtlichen Vereine. Hier werden vereinsübergreifende organisatorische Dinge geregelt wie beispielsweise der Veranstaltungskalender – sofern denn wieder Veranstaltungen stattfinden können – oder auch gemeinsame Aktionen geplant.

Ihre Vorgängerin Doris Frank und Andreas Meinecke, Ortsvorsteher Schüllar, haben für den Doppelort offenbar eng zusammengearbeitet. Wie stellen Sie sich das Verhältnis zu Meinecke auf dieser Ebene vor?

Ich kenne Andreas bereits sehr gut, da er ebenfalls beim Verein für Kultur- und Heimatpflege im Vorstand sitzt. Zudem unterstützt er als Ortsvorsteher die Dorfjugend seit vielen Jahren. Eine gute Zusammenarbeit ist für mich selbstverständlich und essenziell für unsere beiden Ortschaften. Nur zusammen funktionieren Schüllar und Wemlighausen. Und weil Andreas erfahrener ist, werde ich hoffentlich noch von ihm lernen.

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Die Stadtverordneten-Versammlung hat jetzt grünes Licht gegeben und Sie auf Vorschlag der SPD als Ortsvorsteher für Wemlighausen bestellt. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesteckt, um Ihren Heimatort voranzubringen?

Man sollte sich gerade am Anfang kleine Teilziele stecken, anstatt direkt das Rad neu erfinden zu wollen. Mir ist es wichtig, dass unsere Ortschaften wieder lebendig werden, gerade nach zwei Jahren Pandemie. Wir haben noch ein Jubiläumsschützenfest nachzufeiern, aber auch viele andere Events wie zum Beispiel ein Osterfeuer im Frühjahr oder eine Seniorenfahrt, die in den letzten Jahren ausfallen musste.

Mir ist es zudem wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen weiterhin verbessert wird. Wie gut das klappen kann, haben wir letztes Jahr bei dem gemeinsamen Erntedankfest am Schützenplatz gesehen.

Bekommt demnächst womöglich gerade die Jugend eine besondere Bedeutung, der Sie ja in besonderer Weise verbunden sind?

2020: In einer Aktion der Dorfjugend Wemlighausen hängt Joshua Grund (rechts) neue Insektenhotels auf. 
2020: In einer Aktion der Dorfjugend Wemlighausen hängt Joshua Grund (rechts) neue Insektenhotels auf.  © Ramona Richter

Natürlich hat die Jugendarbeit für mich einen hohen Stellenwert. Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr in der Dorfjugend aktiv. Aber ich finde es umso wichtiger, hier eine Brücke zu den älteren Generationen zu schlagen. Kommunikation und Austausch sind da der Schlüssel.

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Könnte das Amt des Ortsvorstehers für Sie auch ein Sprungbrett hinein in die Bad Berleburger Kommunalpolitik sein?

Ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf meine anstehende Aufgabe als Ortsvorsteher. Über alle anderen Optionen und Möglichkeiten will ich derzeit gar nicht nachdenken.

Schon im zarten Alter von neun Jahren haben Sie am Dreikönigstag Spenden für Opfer einer Flutkatastrophe in Asien gesammelt – das war Anfang 2005. Waren oder sind Sie zum Beispiel auch für die Flutopfer im Ahrtal aktiv?

Das ist aber ganz schön lange her. Da kann ich mich nur noch dunkel dran erinnern (lacht). Tatsächlich hat unser CVJM im letzten Jahr auch eine Spendenaktion von Kleidung und Alltagsbedarf für das Ahrtal ins Leben gerufen. Hier hatten wir von der Dorfjugend aus viele Kartons mit Kleidung zusammengestellt.

Bei EJOT waren Sie während Ihrer Ausbildung Azubi-Sprecher. Hilft das, um das Amt des Ortsvorstehers auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein auszufüllen?

Joshua Grund (rechts) als Vorsitzender der Jugend-Auszubildendenvertretung EJOT bei der Verleihung des Gütesiegels „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb 2019“. Links EJOT-Geschäftsführer Dr. Frank Dratschmidt, neben ihm Daniela Tomczak von der Siegener Agentur für Arbeit, und Andreas Kurth, bei EJOT Leiter Ausbildung und Studium.  
Joshua Grund (rechts) als Vorsitzender der Jugend-Auszubildendenvertretung EJOT bei der Verleihung des Gütesiegels „Ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb 2019“. Links EJOT-Geschäftsführer Dr. Frank Dratschmidt, neben ihm Daniela Tomczak von der Siegener Agentur für Arbeit, und Andreas Kurth, bei EJOT Leiter Ausbildung und Studium.   © Ejot

Ich war vier Jahre lang Jugend-Auszubildenden-Vertreter bei EJOT. Letztlich war das auch Politik, wenn auch auf betrieblicher Ebene. Mir hat es immer sehr viel Spaß gemacht, die Interessen der Auszubildenden und Studenten zu vertreten und verschiedene ausbildungsrelevante Projekte und Ideen begleiten zu dürfen.

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Sind Sie dem Schieß- und Schützenverein Schüllar-Wemlighausen denn noch treu?

Im Schützenverein bin ich schon seit Kindestagen. Das habe ich, glaube ich, auch im Blut. Mein Vater ist dort seit vielen Jahren im Vorstand und ich bin gefühlt auf dem Schützenfest, seitdem ich laufen kann. Schließlich bin ich auch direkt neben dem Schützenplatz aufgewachsen.

Und wie lange werden Sie im TuS Diedenshausen noch aktiv bleiben?

Mal schauen, wie lange die Knochen noch mitmachen und wie viel Zeit ich finde. Aber ich möchte auf jeden Fall noch die Fußballschuhe schnüren. Ich spiele in Diedenshausen seit der Jugend Fußball. Besonders der Zusammenhalt beim TuS ist einzigartig.