Berghausen/Arfeld/Schüllar-Wemlighausen. Osterfeuer, Kirmes, Beachparty: In Zeiten der Pandemie müssen die Dorfjugenden aus Wittgenstein auf einiges verzichten. Gibt es Pläne für 2021?

Osterfeuer, Germanenwettkämpfe, Erntewagen, Kirmes oder eine Beachparty – es gibt kaum etwas, was die Dorfjugenden in ihrer Heimat nicht organisieren – von der Konzeption bis hin zur Ausführungen. Gemeinschaft wird dort groß geschrieben. Gemeinschaft mit den Mitgliedern, den Dorfbewohnern und anderen Dorfjugenden in der Region. Und genau diese Gemeinschaft fehlt in Zeiten von Corona – da sind sich Tim Limper (Burschenschaft Arfeld), Joshua Grund (Dorfjugend Schüllar-Wemlighausen) und Isabell Kroh und André Treude (Dorfjugend Berghausen) einig, denn ein Treffen ist derzeit nicht möglich. „Aktuell finden unsere Sitzungen nur noch per Skype statt. Zudem wäre donnerstags eigentlich immer Stammtisch. Wir haben überlegt diesen wieder virtuell anzubieten", so André Treude.

Sie versuchen das Beste aus der Situation zu machen. Und wie sieht es mit den Planungen für 2021 aus? Wie ist die Stimmung innerhalb der Dorfjungenden nach einem turbulenten Jahr? Wir haben mit ihnen per Telefonkonferenz darüber gesprochen.

Osterfeuer und Co.

Eigentlich wäre nun die Zeit, in der sich in Arfeld jüngere und ältere Mitglieder des Dorfvereins in den Wald begeben würden. Denn: In wenigen Wochen wäre – gäbe es die Pandemie nicht – ein Osterfeuer geplant. Dafür wird traditionell im Wald Holz gemacht, Kontakte zwischen neuen und ältere Mitgliedern geknüpft und gemeinsam ein kühles Getränk genossen. Corona hat dem ein Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen wird es auch in diesem Jahr – wie vielerorts – ein Osterfeuer ohne Zuschauer geben. „Die Menschen können sich das Feuer dann im Ort verteilt anschauen“, so Limper.

Ähnlich ist dies auch in Berghausen und Schüllar-Wemlighausen geplant. „Wir machen es wie im vergangenen Jahr – dezentral", so Joshua Grund. Die Bäume hierfür wurden in Zweiergruppen bereits abgeholt. Zwar ohne Treibjagd, wie die Dorfjugend auf ihrer Facebookgruppe schreibt, dennoch war es ihnen ein Anliegen, die Weihnachtsbäume auch in diesem Jahr abzuholen. „Wir sind immer mit zwei Haushalten unterwegs gewesen, um die Bäume an Sammelstellen zusammenzuziehen. Von dort aus, wurden sie dann vom Fahrdienst zum Osterfeuer gefahren." In Berghausen zu einem Sammelplatz bringen. „Das wurde von den Menschen hier auch gut angenommen. In Zweiergruppen hätte dies zu lange gedauert", so Isabell Kroh.

Pläne für 2021

Doch wie schaut es mit weiteren Plänen für 2021 aus? Sind Planungen derzeit überhaupt möglich? „Im großen Stil zu planen, macht derzeit wenig Sinn“, so Limper. „Eigentlich sind Osterfeuer und Weihnachtsmarkt immer gute Gelegenheiten, die neuen Mitglieder in der Dorfjugend zu begrüßen und mit einzubinden. Wir hoffen, das wir das im Sommer nachholen können. Aktuell aber fehlt die Planungssicherheit und jeder, der schon einmal eine Veranstaltung geplant hat, weiß: Da steckt viel Arbeit hinter.“ So steckt hinter jeder Veranstaltung auch immer ein ausgearbeitetes Konzept – bzw. Konzepte. „Wir haben aus dem vergangenen Jahr auch einiges mitgenommen. So haben wir mittlerweile nicht mehr ein Konzept, sondern sechs pro Veranstaltung.“ Heißt: Konzept Eins steht für das „normale“ Fest, Konzept Sechs für ein privates Mini-Fest. „Je nachdem, wie sich die Lage dann entwickelt, müssen wir nicht kurz vorher umplanen.“ Generell aber gilt: „Wir lassen es auf uns zukommen, aber nicht unvorbereitet.“

Und wie sieht es in Berghausen aus? „Wenn es wieder möglich ist, möchten wie unsere Jahreshauptversammlung nachholen und im Anschluss eventuell eine kleine interne Runde dranhängen. Jetzt groß etwas zu planen, macht wenig Sinn.“ Ähnlich sieht es auch Joshua Grund vom Dorfverein Schüllar-Wemlighausen: „Ideen gibt es viele - doch aktuell müssen wir erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt. Erst einmal geht es darum, intern die offenen Punkte anzupacken, sofern es wieder möglich ist.“

Rückblick auf 2020

Interne Feiern am Badehäuschen im kleinsten Kreis, einen gewonnenen Klimaschutzpreis für den Bau von Insektenhotels, eine interne Minikirmes und eine Spendenaktion – trotz Corona haben die Dorfjugenden in 2020 einiges auf die Beine gestellt und auch Tim Limper schaut durchaus auch positiv auf das vergangene Jahr: „Es war anders, aber nicht unbedingt schlecht.“ Natürlich sei es frustrierend gewesen, dass nicht nur das Osterfeuer, sondern auch die Germanenwettkämpfe abgesagt werden mussten, positiv jedoch sei die Corona-Kirmes zu erwähnen, die von den Burschen und Mädchen als pandemiegerechter Ersatz für die normalerweise stattfindende Kirmes durchgeführt wurde. „So konnte unter Einhaltung aller Maßnahmen ein Platzkonzert organisiert werden, sodass die Kirmesbäume auch in diesem Jahr traditionell im Takt der Musik gerüsselt werden konnten.“ Im Rahmen dieses Platzkonzertes und dem traditionellen Aufstellen der Ehrenpforten an den Ortseingängen am Kirmessamstag hatte der Verein 1870 Euro für die Spendenaktion „Wir für Laura“ gesammelt.

Viel Zeit verbrachte die Dorfjugend im Sommer vor allem am Badehäuschen. „Wir haben die Zeit dort unter anderem auch intensiv für Arbeiten am Häuschen genutzt“, so Limper.

Und auch in Schüllar-Wemlighausen schaut die Dorfjugend auf ein besonderes Jahr zurück: Während im Sommer auch kleinere interne Veranstaltungen möglich waren, haben die Jugendlichen im Frühjahr fleißig Insektenhotels gebaut, die später in Schüllar und Wemlighausen aufgehangen wurden. Für ihr Engagement wurden sie nun von Westnetz mit dem Klimaschutzpreis 2020 ausgezeichnet – ein besonderer Moment für die Dorfjugend. „Da das Osterfeuer nicht stattfinden konnte, haben wir uns etwas anderes überlegt. Die Not macht erfinderisch.“

In Berghausen schaut man ebenfalls auf ein besonderes Jahr zurück. „Zum Ende hin hatten wir viele Neuzugänge, was uns wirklich sehr freut“, sagt Isabell Kroh. Also entschloss man sich im Herbst 2020 eine kleine, interne Veranstaltung zu organisieren, als dies noch möglich war. „Eigentlich hätte im Herbst unser Erntedankfest stattfinden sollen. Daher haben wir beschlossen, dass wir im kleinen Rahmen einen bayerischen Abend machen, wo wir die neuen Mitglieder begrüßen können – eine Art Mini-Oktoberfest.“ Doch auch wenn 2020 trotz allem einige Highlights parat hielt hoffen alle, dass bald wieder Normalität einkehrt und sie wieder gemeinsam als Dorfjugend und Burschenschaft etwas unternehmen können. Denn das ist es, was derzeit am meisten fehlt – die Gemeinschaft.