Banfe. Seit über 60 Jahren werden in Banfe „bei Trienes“ Weihnachtsbäume verkauft. Thomas Meinecke über schöne Momente und das Besondere am Christbaum.

„Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen. Wie glänzt er festlich, lieb und mild. Als spräch’ er: wollt in mir erkennen. Getreuer Hoffnung stilles Bild. Die Kinder steh’n mit hellen Blicken. Das Auge lacht, es lacht das Herz. O fröhlich-seliges Entzücken. Die Alten schauen himmelwärts.“

Kaum ein Lied beschreibt die Magie des Weihnachtsbaumes besser als der 1841 veröffentlichte Text von Hermann Kletke. Bunte Kugeln, Figuren, Kerzen oder Lichterketten – für viele gehört der geschmückte Baum zum Weihnachtsfest – so auch für Thomas Meinecke. Der 42-Jährige verkauft seit Jahren Christbäume in Banfe – seit fünf Jahren wieder direkt am Haus – „bei Trienes“ und führt so eine lange Familientradition weiter fort. Denn: Seit über 60 Jahren werden bei Trienes bereits Bäume verkauft. „Meine Mutter ist 60 Jahre alt und erinnert sich noch gut daran, wie sie mit gerade einmal drei Jahren schon zwischen den Tannen stand“, sagt der Banfer.

Verschiedene Baumarten

Blaufichte, Fraser-, Nobilis- oder Nordmanntanne gibt es auf dem Hof von Getränke-Meinecke auch in diesem Jahr zu kaufen. Am häufigsten verkauft aber wird nach wie vor die Nordmanntanne. Die meisten der Bäume stammen von Händlern aus der Umgebung – aber auch Meineckes selbst besitzen einen Bestand an Fichten und Blaufichten, die sie im Winter schlagen. Welche Bäume sie am Ende verkaufen, prüft Meinecke bereits im Sommer. „Die Frasertanne zum Beispiel wächst meines Wissens nach nur im Sauerland so grade.“

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Bis zu sechs Mal gehen die Baumzüchter in die Bestände und begutachten jeden ihrer Bäume. „Da steckt einiges an Arbeit hinter. Es ist schade, dass diese Arbeit so wenig wertgeschätzt wird. Oft geht es nur noch um den Preis – aber was dahinter steckt, sieht kaum einer.“

Direkt vor dem Haus der Meineckes – umrahmt von Fachwerkbauten – werden die verschiedenen Tannen verkauft.
Direkt vor dem Haus der Meineckes – umrahmt von Fachwerkbauten – werden die verschiedenen Tannen verkauft. © Ramona Richter

Erinnerungen an früher

Er selbst erinnert sich noch gut an die Zeit zurück, als er gemeinsam mit seinem Opa in den Wald gefahren ist. „Damals sind wir noch mit der Axt in den Wald und haben die Bäume so geholt, wie die Leute ihn brauchten. Mein Opa hat immer gesagt: Jeder bekommt seinen Baum. Egal ob es regnet oder schneit.“

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Bis auf ein Weihnachten. „Es war Heiligabend, als noch jemand einen Baum bei uns kaufen wollte. Aber wir hatten keinen einzigen Baum mehr auf dem Hof. Normalerweise wäre mein Opa dann noch einmal losgegangen, aber an diesem Tag hatte er scheinbar keine Lust. Er ging ins Haus und sagte meiner Oma, sie solle den bereits geschmückten Baum wieder entkleiden. Den Baum gab er dann dem Käufer. Es war das erste und einzige Jahr, wo wir selbst keinen Weihnachtsbaum hatten“, erinnert sich der 42-Jährige noch gut an das Weihnachten.

Kleine Ehedramen nicht ausgeschlossen

Und nicht nur daran – auch an viele weitere Momente. „Man erlebt so viele tolle Momente beim Weihnachtsbaum-Verkauf – mit der Familie, den Kunden, Nachbarn. Manche kommen auch einfach so hierhin, um gemeinsam eine schöne Zeit zu haben.“

Ursprung im Heidnischen

Er ist das Symbol des Weihnachtsfestes: der Weihnachts- oder auch Christbaum. Laut verschiedener Quellen wurden erst im 15. Jahrhundert die ersten Christbäume aufgestellt. Demnach soll Martin Luther und andere Reformatoren ihn damals zum Weihnachtssymbol der Protestanten erklärt haben, dagegen gehörte die Krippe lange Zeit nur zur katholischen Weihnacht.

Der Ursprung des uns heute geläufigen Weihnachtsbaumes liegt aber wahrscheinlich in der heidnischen Tradition. Zur Zeit der Wintersonnenwende holte man sich sogenannte Wintermaien ins Haus. Diese grünen Zweige waren ein Zeichen des Lebens, sollten Wintergeister vertreiben und versprachen Schutz und Fruchtbarkeit.

Die ältesten Belege auf einen dekorierten Tannenbaum stammen hingegen aus der Zunftchronik des städtischen Handwerks in Bremen aus dem Jahr 1597. So sollen zu Beginn des 17. Jahrhunderts verzierte Christbäume im Elsass die Wohnstuben der Menschen geziert haben. Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien soll die erste gewesen sein, die im Jahr 1611 den ersten Weihnachtsbaum mit Kerzen schmückte.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Brauch zu einem festen Bestandteil des Weihnachtsfestes in Deutschland.

Für gewöhnlich steht der Hof der Meineckes im Dezember voller Tannen – wie in einem Wald. „Wenn dann abends die Lichter angehen im Dorf, ist es wie in einem Weihnachtswald – das ist immer ein besonderer Moment.“ Aufgestellt werden die Bäume auf von ihm selbst gebauten Holzständern. „So sieht man, wie der Baum am Ende aufgestellt ausschaut.“ Denn der 42-Jährige weiß: Der richtige Baum ist entscheidend. „Hier spielen sich teilweise kleine Ehedramen ab, aber das gehört dazu“, sagt er und lacht. „Am Ende, wenn der Baum dann erst einmal in den eigenen vier Wänden steht, ist alles wieder gut. Dann kehrt Ruhe ein.“

Vermehrt junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren

Ein Weihnachtsbaum, so Meinecke, gehört einfach dazu. „Weihnachten ohne Baum ist kein richtiges Weihnachten.“ Und ab wann steht bei ihm und seiner Familie der Weihnachtsbaum? „Wir stellen ihn traditionell erst am 23. Dezember auf.“ Viele seiner Kunden jedoch sind da schneller. „Ein Großteil stellt den Baum bereits Anfang Dezember auf.“

Das merke er vor allem beim Verkauf in diesem Jahr. „Die Leute kommen immer früher, um sich einen Baum zu kaufen. In diesem Jahr sogar noch eher als im vergangenen Jahr.“ Kein Wunder also, dass nur noch wenige Bäume auf dem Hof der Meineckes stehen. „Um den Totensonntag herum geht es los mit den Bäumen für die Gemeinde, Krankenhäuser und Seniorenheime.“

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Und noch etwas ist in den vergangenen Jahren gestiegen – die Nachfrage nach den Christbäumen bei jungen Erwachsenen. „Heute kommen auch vermehrt junge Leute im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Das war sonst nicht so häufig der Fall.“

Langjährige Kundschaft

An Heiligabend jedoch sei es eher ruhig – dann kommen nur noch vereinzelt ein, zwei Käufer. „Ich weiß genau, wenn Kunde XY da war, um sich einen Baum zu holen, dann ist bald Feierabend.“ Dennoch braucht sich niemand Sorgen machen: „Jeder bekommt seinen Baum – wenn wir keinen mehr hier haben, dann fahren wir noch einmal in den Wald und schlagen einen. So war es beim Opa schon und so machen wir das auch weiter.“ Für den Weihnachtsbaum-Verkauf nimmt sich der 42-Jährige gerne Urlaub. „Es macht mir einfach Spaß, ich freue mich das ganze Jahr schon darauf.“

Viele seiner Kunden kennt Meinecke seit Jahren. „Manche von ihnen haben mir als kleinen Jungen eine Mark zugesteckt – heute stelle ich bei ihnen daheim den Baum auf.“ Ein Service der Familie – gerade auch für ältere Kunden, die dies selbst nicht mehr schaffen. Und auch sonst weiß der Weihnachtsbaum-Verkäufer genau, welchen Baum sich seine Kunden wünschen. Buschig, schmal, groß klein, Nordmann- oder Frasertanne – er kennt die Geschmäcker seiner Leute.

Kleine Naschereien für die Kinder

Vor der Corona-Pandemie gab es an den Samstagen auch immer einen Glühwein oder Punsch. Im vergangenen Jahr jedoch war alles anders. Und auch in diesem Jahr ist es nicht wie vor der Pandemie – dennoch aber freut sich der Banfer über eine Sache besonders. „Wir haben dieses Jahr wieder die Verlosung und kleine Naschereien für die Kinder. Ich habe auch gesagt: Noch ein Jahr wie 2020 möchte ich nicht mehr haben. Das war nicht schön.“

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Und wie ist das als Weihnachtsbaum-Verkäufer? Ist man nicht seit Wochen schon in Weihnachtsstimmung? „Die kommt bei mir eigentlich erst, wenn die Kinder ihre Geschenke auspacken und wir gemeinsam unterm Baum sitzen – dann ist für mich Weihnachten.“