Bad Berleburg. „Baroque Avenue“: Solist Jan Nigges und Sopranistin Sibylla Elsing interpretieren große Musik-Namen des Barocks.
Während draußen beim Weihnachtstreff zu einem heißen Glühwein in der Hand leise Mariah Carey und Chris Rea die Weihnachtszeit einläuteten, unternahm beim Weihnachtskonzert der Kulturgemeinde Bad Berleburg e.V. das Frankfurter Ensemble „Baroque Avenue“ mit den Solisten Jan Nigges (Blockflöte) und Sibylla Elsing (Sopran) eine musikalische Zeitreise in den Barock im Bürgerhaus am Markt. Mit Emanuele Breda, Daria Spiridonova (beide Violine), Shuyuan Cheng (Viola), Julia Nilsen-Savage (Violoncello) und Kadra Dreizehnter (Cembalo) fand sich eine hochkarätige Auswahl im Ensemble mit den barocktypischen Instrumenten wieder.
„Flauto E Voce“ – Flöte und Stimme, so der Name des Programms, würdigt Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel und Johann Friedrich Fasch – allesamt Musiker aus dem Spätbarock – in einzigartiger Ausführung schon bei der Ouvertüre für Blockflöte, Streicher und Basso continuo in a-moll. Diese Form des Musikstücks waren ein wesentlicher Bestandteil der prächtigen Feste am Hofe von Ludwig XIV, „gravitätische, majestätische und punktierte Rhythmen arbeite Telemann hier ein“, so Jan Nigges und verrät gleichzeitig so einiges zum Schaffen des 1681 geborenen Barock-Komponisten. Barocke Musik, so wie sie von Baroque Avenue dargeboten wurde, ist gekennzeichnet von zwei Stilen: Italienisch ist es das große Drama, oft eingearbeitet in Opern – französisch hingegen sehr elegant und auf den Tanz bezogen, was das Ensemble und Jan Nigges fast schon spielerisch in Menuett und Passepied, zwei bekannten Tanzssätzen von Telemann, bewiesen. „Telemann hat einfach beide Stile vermischt“, so Nigges.
Zwei Ausnahmetalente
„Vom einen Tausendsassa zum nächsten“, kündigt er die Arie der Romilda aus der Oper „Xerxes“ von Georg Friedrich Händel an und zugleich ein Ausnahmetalent mit lyrischer Sopranstimme: Die erst 25-jährige Koloratursopranistin Sibylla Elsing, welche neben ihrem Musikstudium ihre Ausbildung mit internationalen Meisterkursen bei Roman Trekel, Edda Moser, Helmut Deutsch oder Siegfried Jerusalem ergänzt hat und sowohl national als auch international Wettbewerbe gewann. Sie reicht sich in puncto Alter die Hand mit Jan Nigges, welcher mit seinen zarten 25 Jahren bereits seit über elf Jahren Solo-Konzerte gab und sich als Solist mit seinen Ensembles voll und ganz den Holzblasinstrumenten verschrieben hat. Die barocke Instrumenten-Komposition mit dem kraftvollen Sopran von Sibylla Elsing zeigte ihre volle Entfaltung in den Arien von Telemann „Oh wer kann die Liebe sagen“ aus dem Intermezzo der Kantate „Daran ist erschienen die Liebe Gottes“ und „Mich tröstet die Hoffnung“, bekannt aus der Oper „Der geduldige Sokrates“.
Jedes Stück verbindet auch eine eigene Geschichte. So verglich Nigges die damaligen Konzerte im 18. Jahrhundert ein wenig mit Rockkonzerten von heute, sechs bis acht Stunden konnte sich solch eine Oper schon mal ziehen. Kleine Pausen wurden dann mit dem Intermezzo gefüllt. „Die Oper Xerxes war damals übrigens ein totaler Flop. Georg Philipp Telemann war bekannt für Special Effects“ – Vögel im Zuschauerraum waren keine Seltenheit, sehr zum Nachteil der damaligen Haarpracht. Glücklicherweise konnte sich die Allongeperücke im Publikum kaum durchsetzen und so setzte „Baroque Avenue“ mit dem Konzert in F-Dur von Johann Friedrich Fasch einen vorweihnachtlichen Schlusspunkt.