Wittgenstein. Wolfgang Breuer veröffentlicht mit „Gnadenlos“ seinen achten Wittgenstein-Krimi. „Ich möchte das Wittgensteiner Land bekannt machen“, sagt er.
Wir schreiben das Jahr 2019. Es ist Juli — und es ist so brüllend heiß, wie schon lange nicht mehr. Auf dem Birkelbacher Friedhof wird eine männliche Leiche gefunden. Nicht etwa in einem Grab, sondern direkt neben der Friedhofskapelle. Schnell steht fest: Es war Mord. Die Leiche wurde durch einen Schlag ins Genick mit einem scharfkantigem Gegenstand getötet. Doch die Bad Berleburger Kriminalpolizei tappt im Dunkeln, denn: Es gibt weder Zeugen noch Spuren für die Tat.
Und parallel wartet direkt die nächste böse Überraschung auf die Ermittler: Auf dem Osterholz bei Weidenhausen lassen Unbekannte ein Windkraftrad in Flammen aufgehen. Diese grausige Geschichte ist glücklicherweise reine Fiktion. Doch in Wolfgang Breuers neuem Wittgenstein-Krimi „Gnadenlos“ wird genau dieses Szenario zur bitteren Realität. Am 25. November dieses Jahres erschien das 338 Seiten lange Buch auf dem Markt. Es ist bereits der achte Wittgenstein-Krimi, den der geborene Berghäuser veröffentlicht.
Das Mordopfer
Die Geschichte wirft Fragen auf. Wer ist der Mörder oder die Mörderin? Und wer ist der Tote? Was ist das Motiv für einen solchen brutalen Mord? Antworten darauf gibt es natürlich im Buch. Ein paar Angaben zu dem Toten kann Wolfgang Breuer aber im Gespräch mit dieser Zeitung machen: „Der Mann hat in einer Welt gelebt, die sich niemand vorstellen kann“, so der 67-Jährige.
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„Er hat viele gebrochene Herzen hinterlassen“, plaudert Breuer weiter aus dem Nähkästchen. Im Laufe des Buches treten mehr und mehr Abgründe und dunkle Seiten des toten Mannes zum Vorschein. Da ist zum einen kriminelle Energie, zum anderen sind da unzählige Liebesverhältnisse. Und genau in diesem Verhalten liegt auch der Ursprung des Buchtitels: Er heißt „Gnadenlos“, weil das Mordopfer gnadenlos mit seinen Mitmenschen umgegangen war. War der Mord also vielleicht ein Rachezug?
Selbst überzeugter Krimi-Fan
Fantasie ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Buch, findet Wolfgang Breuer. Ein „Geheimrezept“ gibt es für den ehemaligen SWR-Fernsehjournalisten aber nicht. Breuer arbeitet nach keinem festen Konzept: „Die Ideen kommen beim Schreiben. Am liebsten schreibe ich in meinem Arbeitszimmer und bei schönem Wetter auf dem Balkon an der frischen Luft. Da draußen kommen oft die besten Ideen“, erzählt der Wahl-Baden-Württemberger.
Im selbem Atemzug erinnert sich der 67-Jährige an jenen Tag, an dem er mit dem Schreiben seines ersten Krimis begann: Es war der 21. März 2016 gewesen. Der Geburtstag seiner Tochter. Wolfgang Breuer sei krankgeschrieben gewesen. Bevor ihm Zuhause die Decke auf den Kopf fällt, habe seine Frau ihn dazu motiviert, ein Buch zu schreiben — denn eine Leidenschaft fürs Schreiben besitze der ehemalige Journalist ohnehin schon. „Ich saß draußen auf dem Balkon. Innerhalb 15 Minuten war ich so in der Geschichte drin, dass ich nicht mehr aufhören wollte, weil es so Spaß gemacht hat“, so Breuer über die Anfänge seiner Karriere als Krimi-Autor.
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Nur etwa drei Monate später — am Tag, an dem seine Enkelin das Licht der Welt erblickte — sei die Rohfassung seines ersten Buches „Durchgeknallt“ vollendet gewesen. Seitdem ist das Verfassen von Kriminalgeschichten in Wolfgang Breuers Leben fest verankert: „Das Schreiben ist der Ausgleich zu meinem Alltag.“ Er sei selbst begeisterter Krimi-Leser — und so hatte sich die Frage für ihn erübrigt, in welchem Genre seine eigenen Bücher sich bewegen sollten.
Lebendige Lesungen
In seinen Geschichten liegt dem Autor eine Sache ganz besonders am Herzen: Der regionale Bezug. „Ich möchte das Wittgensteiner Land bekannter machen. Der Leser soll genau wissen, wo er sich gerade befindet. Er soll sich Zuhause fühlen, obwohl er vielleicht noch nicht dort war.“ Zwei bis drei Mal im Jahr besucht Wolfgang Breuer Wittgenstein. Hier lässt er sich inspirieren: „Manchmal nehme ich mir Zeit, fahre durch die Gegend und sammle neue Eindrücke.“
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Außerdem stehen auch jährliche Lesungen auf seiner Agenda, wenn er seine alte Heimat besucht. Wegen der aktuellen Corona-Situation musste die diesjährige Lesung im Haus des Gastes in Bad Laasphe aber leider ausfallen. Fest steht aber: Sobald sich die aktuelle Lage beruhigt hat, wird die Lesung nachgeholt.
„Das macht riesigen Spaß. Ich versuche, die Lesungen so lebendig wie möglich zu gestalten. Ich habe sogar schon mal Geräusche gemacht“, lacht Wolfgang Breuer. Und es gibt noch eine gute Nachricht: Mit den Wittgenstein-Krimis soll noch nicht Schluss sein. Im Gegenteil: Der gebürtige Berghäuser steckt bereits inmitten einer neuen, fesselnden Geschichte, die spätestens im Winter 2022 erscheinen wird.