Bad Berleburg. Heimatverein Landwirtschaft und Brauchtum Bad Berleburg bestückt Schaufenster mit historischen Exponaten.

„Was länge währt, wird endlich gut“, sagt Klaus Daum, Vorsitzender des Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum Bad Berleburg. Gemeint ist damit die Enthüllung des Schaufensters des Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG), wo nun historische Exponate aus dem Museum und Informationen zur Geschichte Bad Berleburgs zu sehen sind. „Christoph Vetter hatte die Idee: Wenn die Menschen nicht ins Museum kommen können – aufgrund Corona und den Baumaßnahme – dann kommen wir eben in die Stadt. Zudem können wir so Leerstände in der Innenstadt beseitigen.“

Gemeinsam mit Freunden, Helfern und Spendern haben sich nun einige Mitglieder des Vereins vor dem Schaufenster getroffen, um dies gemeinsam vorzustellen.

Die Brunnenfigur

Unter anderem ist dort eine historische Brunnenfigur (ein Zwerg) aus Zinkguss zu sehen, die lange Zeit verschollen war. „Ein Haus, ein Dorf, eine Stadt kann nur bestehen,wenn auch ausreichend Wasser für Mensch und Tier zur Verfügung steht. In den Berleburger Chroniken wird an vielen Stellen über Brunnen, meist spricht man von Kümpfen, berichtet“, erklärt Heimatforscher Hans Petry den Anwesenden. Bereits 1739 soll unter dem damaligen Rathaus ein Brunnen gebaut worden sein – jedoch nicht mit dieser Figur. Nach einem Brand im Jahr 1825 wurde dann 1859 ein neuer Brunnen aus Sandstein gebaut – von einer Figur ist aber keine Rede. Laut Petry geht man stattdessen davon aus, dass der Zwerg erst nach 1900 aufgestellt wurde. „In 1901 musste die Anlage nach der Forderung des Künstlers Künne in Verbindung mit der Errichtung des Kriegerdenkmals abgerissen werden und es entstand die bekannte Brunnenschale mit dem Zwerg in seiner Mitte“, so Petry.

Um 1950 verschwindet der Zwerg spurlos – 1990 dann die Entdeckung.
Um 1950 verschwindet der Zwerg spurlos – 1990 dann die Entdeckung. © Ramona Richter

Um 1950 verschwand der Zwerg und wurde durch eine andere Figur ersetzt. „Beim Umbau des Goetheplatzes mit seinen Geländeänderungen im vergangenen Jahr kamen Reste dieses alten Brunnens wieder zum Vorschein“, sagt Petry. Sie wurden damals für eine Restaurierung demontiert. Seitdem galt der Zwerg als vermisst – bis 1990. Doch wie kam er nun wieder nach Bad Berleburg? Wie der Verein nun erklärte, entdeckte 1990 der Bad Berleburger Günter Hirschhäuser bei der Lieferung einer Waschmaschine die ihm nicht unbekannte Figur in der Wohnung der Berleburgerin Elke Kroh (+ 2015). Die Enkelin des Berleburger Malermeisters Ludwig Kroh wusste, was es mit der Figur auf sich hat: „Mein Urgroßvater war fürstlicher Anstreicher. Erzählungen zufolge wollte Fürst Albrecht um 1940 die Brunnenfigur auswechseln bzw. neu bemalen lassen. Jedenfalls kam sie so zu meinem Urgroßvater“, erinnerte sich Elke Kroh in einem Zeitungsinterview im März 1990. Gut 20 Kilogramm wiegt die Figur. „Die Signatur des Künstlers an der Rückseite des Werkes, nämlich „M. KLEIN“, bringt zunächst keine Spur. Recherchen aber führten mich zu Max Klein. Von ihm gibt es in Berlin zahlreiche Skulpturen“, weiß Christoph Vetter, der sich intensiv mit der Geschichte des Zwerges auseinandersetzt.

Die Carlsburg

Aber nicht nur den Zwerg können Interessierte derzeit im Schaufenster bestaunen – auch eine vergrößerte Lithographie aus dem Jahr 1849 befindet sich dort. Sie zeigt die ehemalige Carlsburg, die sich einst an der Stelle befand, wo heute das Gymnasium und die Praxis Janson sich befindet. „Wir stehen hier also auf einem historischen Platz in Bad Berleburg“, so der Heimatforscher.

1728-1730 wurde die Anlage errichtet und bestand aus einem Wohnhaus (heute befindet sich dort die Aula des JAG), einer Scheune (dort, wo sich heute die Praxis Janson befindet) und einem Stallgebäude (heute der Vorplatz des Kinos). „Graf Carl starb bereits 1749, die Nachfahren konnten das Anwesen fehlender Mittel wegen kaum unterhalten“, so Petry. „Da die Carlsburg weder von der Carlsburger, noch von der Ludwigsburger Linie bewohnt wurde,stellte die Stadt Berleburg an den damaligen Besitzer Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn den Antrag, das Gebäude zur Unterbringung und Beschäftigung der Armen von Berleburg anzumieten. Der stimmte dem zu.“ Im August 1866 stand die Carlsburg dann in Flammen. „Später sollten auf dem Gelände das Kreiskrankenhaus und Jahrzehnte später das Gymnasium entstehen. Leider gab es bisher keinen Hinweis, was einst, bedeutsam für die Stadtgeschichte von Bad Berleburg, hier einmal gestanden hatte. Es ist ein fast vergessenes Anwesen in der Unterstadt“, so Petry.

Weitere Planungen

Im regelmäßigen Wechsel nun wird das Schaufenster neu gestaltet. „Wir könnten uns vorstellen, es pro Quartal entweder nach Jahreszeit oder aber themenbezogen neu zu gestalten“, so Daum. So soll es auch künftig im Museum am Rothaarsteig immer wechselnde Ausstellungen geben. „Es gibt so viel Spannendes in der Heimatkunde zu entdecken. Das möchten wir den Menschen hier vor Ort zeigen.“

Derzeit befindet sich das Museum noch im Aufbau. Alle Exponate, die der Verein besitzt, sind bereits vor Ort. „Wir müssen die Großgeräte verlagern und auch eine Remise ist in Planung – in der Nähe des Festplatzes.“ Ideen hat der Verein reichlich – auch die Homepage befindet sich derzeit im Aufbau. „Wir suchen noch Interessenten, die sich mit Facebook und Social Media auskennen und mitmachen möchten“, so der Vorsitzende.

Weitere Informationen gibt es unter www.museum-am-rothaarsteig.de/.