Wittgenstein. Die Folgen dieses Verkehrsinfarktes sind bis Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück spürbar. Wir haben mit EEW, Ejot und Regupol gesprochen.

Die Gefahrenstelle liegt 80 Kilometer entfernt von Wittgenstein und hat doch große Auswirkungen auf die einheimische Wirtschaft. Die Rede ist von der Rahmede-Brücke auf der Autobahn 45. Die Sauerlandlinie ist eine der Lebensadern in NRW. Durch die Schäden an dem Bauwerk ist die Brücke für Lastwagen nicht mehr passierbar. Das führt nicht nur zu schweren Problemen im direkten Umfeld der Brücke: Die Folgen dieses Verkehrsinfarktes sind bis nach Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück spürbar.

Tourenplanung anpassen

„Die Brückensperrung auf der A45 wirkt sich auch auf die Logistik bei Ejot aus. So kommt es zu einer erheblichen Verlängerung der Fahrzeiten, was dazu führt, dass in einer Tour nicht mehr fünf, sondern nur noch drei Kunden angefahren werden können.“, berichtet Ejot-Sprecher Andreas Wolf auf Anfrage. Ein Spediteur hat dem Verbindungselemente-Hersteller mitgeteilt, dass pro Brückenumfahrung jetzt bis zu drei Stunden mehr Fahrzeit entstehen.

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Auch für das Erndtebrücker Eisenwerk sind die Folgen dieses voraussichtlich noch lange dauernden Brückenproblems gravierend.

„Ohne die Sperrung waren wir in der Lage, am gleichen Tag für die deutschen Nordseehäfen zu laden und noch anzuliefern. Aufgrund der Umwege von etwa zwei Stunden ist dies nicht mehr möglich. Das führt im Endeffekt zu erheblichen Zusatzkosten und schränkt unsere Flexibilität ein“, berichtet Ingo Roth, der Leiter der Logistik bei EEW.

2000 Transporte Jährlich bei EEW

„Bis zu 2000 Transporte wickelt allein das Eisenwerk am Standort Erndtebrück jährlich ab. Zur Entlastung der heimischen Verkehrssituation sind wir bereits seit Jahren bestrebt, möglichst viele Transporte per Bahn zu realisieren. Dennoch finden jährlich ca. 1500 Lkw-Transporte statt“, erläutert das Unternehmen auf Anfrage. Allein im Verkehr zu den deutschen Nordseehäfen sind es 1,5 bis 2 Stunden zusätzliche Fahrzeit, rechnet die EEW-Logistik vor. Die Strecken zu den Seehäfen Antwerpen und Rotterdam seien glücklicherweise nicht unmittelbar betroffen und die Logistikabteilung des Röhrenherstellers aus Wittgenstein versucht, möglichst viele Transporte dorthin zu verlagern.

Aber auch das hat Folgen: Die West–Verbindung über die Autobahn 4 werde aufgrund der Brücken-Sperrungen auf der A45 zukünftig viel stärker frequentiert sein und könne zum neuen Nadelöhr werden, mutmaßt man im Erndtebrücker Grünewald. Einige Vertragsspediteure des Unternehmens kommen aus dem Olper sowie Siegener Raum und haben je nach vorheriger Ladestelle eine erschwerte oder auch verspätete Anfahrt zur Ladestelle Eisenwerk.

Regupol nutzt Ausweichrouten

Regupol in Bad Berleburg spürt die Auswirkungen der der Autobahnsperrung auf der A 45 vor Lüdenscheid nur gering. Natürlich sind Lkw länger unterwegs. Doch aus Bad Berleburg heraus gibt es Ausweichrouten.

„Uns tun die Anwohner der jetzt so belasteten Nebenstrecke leid. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass dieser Zustand noch Jahre anhalten kann, ist das sicher sehr belastend für alle.“ so Geschäftsführer Rainer Pöppel.

Schwertransporte unmöglich

Bei den Schwertransporten waren die Brücken der A45 sowieso schon gesperrt und seit Jahren müssen Unternehmen aus Südwestfalen für solche Transporte in Richtung deutsche Nordseehäfen extreme Umfahrungen in Kauf nehmen.

Das zieht weite Kreise, denn seit einigen Jahren wurde durch verschiedene Arbeitskreise im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Siegen-Wittgenstein/Olpe auf die marode Autobahnbrücken hingewiesen - Ohne dass sich mit Hochdruck etwas getan habe.