Erndtebrück/Siegen. „Unser Problem ist die Verkehrsanbindung“, macht Jörg Schorge deutlich. Und Thomas Kutschaty macht sich für den Weiterbau der Route 57 stark.
Für das Erndtebrücker Eisenwerk war es nur ein kurzer Besuch mit Werksbesichtigung, aber der SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Thomas Kutschaty will ein Problem der Erndtebrücker ganz konkret angehen: Er will die Schwierigkeiten des Eisenwerks mit Schwertransporten nach Süddeutschland lösen. Vor allem die Transportprobleme hatte Senior-Chef Jörg Schorge dem SPD-Spitzenkandidaten mit auf den Weg nach Düsseldorf gegeben.
Der Genosse machte im Landtagswahlkampf Station in Südwestfalen – genauer gesagt: in Siegen und Erndtebrück. Hier, das weiß Kutschaty, schlägt das industrielle Herz des Landes. Nirgends ist der Industriebesatz mit 40 Prozent so hoch wie in Südwestfalen, berichtet der Essener auf einer Pressekonferenz am Nachmittag in Siegen: „NRW ist ein starkes Stahl-Land“, betonte der 53-Jährige.
Wo der Schuh trotzdem drückt, hatte er nicht nur beim Röhrenproduzenten EEW in Erndtebrück mit seinen 550 Beschäftigten in Wittgenstein, sondern auch bei einer zweiten Werksbesichtigung mit dem Geschäftsführer Jürgen Alex bei den Deutschen Edelstahlwerken in Siegen, erfahren. Dort arbeiten 1200 Mitarbeiter.
„Stahl hat Zukunft“
Die größten Probleme bereiten hohe Energiekosten in der Produktion, schwierige Transportwege, billige Konkurrenz vor allem aus Asien und der Fachkräftemangel. Das hat Kutschaty aus den Gesprächen mit den Unternehmen mitgenommen und formuliert deshalb: „Siegen ist der optimale Standort für eine Stahlkonferenz.“ Kutschaty verweist auf über 2000 Jahre Tradition und eben die neuesten Zahlen des Stahlstandortes NRW, der 45.000 Beschäftigte zählt und 38 Prozent des gesamten deutschen Stahls herstellt. Passend zum Vorwahlkampf mahnte der Politiker, dass die nächsten fünf Jahre entscheidend werden. Aktuell machten sich viele Beschäftigte Sorgen um die Sicherheit ihrer Jobs. Die aber sieht Kutschaty als sicher: „Stahl hat Zukunft“, sagt er und weiß: „Ohne Stahl gibt es keine ökologische Wende. Stahl ist eine Schlüsselindustrie.“ Deshalb warb der Sozialdemokrat für eine „sozialverträgliche Modernisierung, die nur gemeinsam mit Unternehmen und Beschäftigten geht.“
An dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045 in der Stahlproduktion hält Kutschaty fest: „Beides geht und ist eine Chance für den deutschen Stahl. Es muss so schnell wie möglich grüner Stahl her.“
Jürgen Alex von den Edelstahlwerken wünscht sich das auch, fordert aber im Gegenzug auch einen europaweit einheitlichen Energiepreis als Wettbewerbshilfe für das Hochtechnikland NRW.
Und in Erndtebrück weiß Jörg Schorge im Gespräch mit dieser Zeitung, dass EEW Spezialrohre in Erndtebrück herstellt. Rohre, die sowohl für die Herstellung oder den Transport von Energieträgern wie fossilem Erdgas, aber auch Sauerstoff oder Wasserstoff wichtig sind, ganz zu schweigen von Konstruktionen für Windkraftanlagen.
Problem mit der Verkehrsanbindung
„Unser Problem ist die Verkehrsanbindung“, macht Schorge noch einmal deutlich. Und Kutschaty macht sich für den Weiterbau der Route 57 stark: „Ich halte den Ausbau für sinnvoll. Eine gute Erschließung ist wichtig.“
Konkreter wurde Kutschaty aber bei einem anderen Punkt, den Schwertransporten in Richtung Süddeutschland, für die EEW jeweils aufs Neue mehrere zeitlich befristete Ländergenehmigungen brauche. „Ich werde das mitnehmen. Das muss man doch lösen können“, sagt Kutschaty.
Diese Forderungen stellt die SPD auf
Einen nationalen Stahlgipfel mit den Ländern und den Tarifparteien.
Die Möglichkeit von Landesbeteiligungen an Stahlunternehmen, um Stabilität in Transformation zu gewährleisten.
Einen Transformationsfonds in Höhe von 30 Milliarden Euro bei der NRW-Bank für Unternehmen der Wertschöpfungskette Stahl.
Eine Ausbildungsoffensive mit Maßnahmen für Berufsschulen und die Ausweitung des Programmes „kein Abschluss ohne Anschluss“.
Die Förderung eines Leitmarktes für „Klimaneutralen Stahl“ – unter anderem durch eine Quote für grünen Stahl bei öffentlichen Aufträgen.