Bad Berleburg. In Siegen soll es lange Wartezeite geben. In Bad Berleburg aber läuft wohl alles wie am Schnürchen. Lars-Peter Dickel probiert es aus.
Ich bin überrascht! Alles ging so schnell. Damit hatte ich nicht gerechnet, auch wenn es hieß, im Bad Berleburger Impfzentrum in der Salzmannschule läuft alles ohne große Wartezeiten, während man in Siegen bis zu fünf Stunden Verzögerungen haben soll. Meine letzte Impfung liegt jetzt sechs Monate zurück. Also versuche ich es und reihe mich wie alle anderen in die Schlange ein.
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Allerdings kann von Schlange kaum eine Rede sein. Als ich am Donnerstag auf den Stöppel fahre, bin ich zwar nicht der einzige, aber vor allem bin ich viel zu früh! Um 14 Uhr erst startet das Deutsche Rote Kreuz dort mit der Immunisierung. Also stehe ich mit gut einem Dutzend Frauen, Männern und einem Jugendlichen samt seiner Mutter vor der Tür und warte. „Die lassen uns aber ganz schön lange im Kalten stehen“, sagt ein älterer Mann aus Niederlaasphe und eine ander Seniorin kontert mit Humor: „Dann kriegen wir die Grippe.“
Die Gespräche kreisen ums Impfen und die Corona-Maßnahmen. „Die sollten eine Impfpflicht einführen“, sagt der Senior. Aus der Gruppe kommt kein Widerspruch. Logisch: Alle sind hier, um sich impfen zu lassen. Für die allermeisten ist es sogar die dritte Spritze. Das ist auch einer der Gründe warum es schnell geht.
Um 13.30 Uhr öffnet das Rote Kreuz die Türen. Aber es beginnt kein Hauen und Stechen um die besten Plätze. Alle warten geduldig, bis der Sicherheitsdienst Fieber gemessen und die Nummern verteilt hat. Ich bekomme Nummer 9 und darf mich setzten. Wie auf dem Schachbrett stehen die Stühle mit 1,5 Metern Abstand in jede Richtung. Kaum sitze ich, geht es weiter: „Bitte halten Sie ihre Impfausweise und Personalausweise bereit“, sagt eine Frau vom Roten Kreuz. Die ersten zehn dürfen aufstehen und nach vorne kommen.
Hinsetzen lohnt nicht
Die Aufklärung geht flott. Bei mir kann sich das Team die ganze Geschichte sogar sparen. Ich habe - so wie es der Kreis auf seiner Internetseite rät, alle Unterlagen aus dem Internet heruntergeladen, ausgefüllt, durchgelesen und unterschrieben. Ich bekomme ein Klemmbrett, muss meine Adresse auf einen Laufzettel eintragen und darf in den langen Flur vor den ehemaligen Klassenräumen gehen und mich wieder setzen. Aber auch dieses Mal hätte ich gleich stehen bleiben können. Eine Mitarbeiterin nimmt mir die Nummer ab und führt mich zu einem Impfraum. Hier warten ein Mediziner und eine Arzthelferin mit der ersehnten Spritze. „Sie müssen unterschreiben, wenn sie mit der Impfung einverstanden sind“, sagt der Mediziner und ich entgegne, “wenn ich nicht einverstanden wäre, hätte ich mich doch gar nicht angestellt...“ Aber das ist klassische rechtliche Formalie.
Joshua Kimmich auch Thema
Ich mache meinen linken Oberarm frei, darf mich wieder setzen und etwas näher an die Frau mit der Spritze rücken. Schon ist es passiert. Pflaster drauf, Jacke an und raus. „Sie müssen draußen zur Sicherheit noch eine Viertelstunde Platz nehmen“, sagt der Arzt. Das mache ich und treffe die Mutter mit dem Jugendlichen vom Eingang wieder. Sie hat ihren Sohn zum Impfen begleitet. Sie selbst will mit der dritten Spritze noch warten. „Ich hatte Astra Zeneca und nach der Zweitimpfung heftige Probleme“, berichtet sie. Noch immer sei sie in Behandlung, wolle sich aber trotzdem in den nächsten Wochen boostern lassen.
Gegenüber sitzt ein junger Mann. Auch für ihn ist es die dritte Spritze: „In meinem Umfeld lassen sich jetzt einige doch impfen“, berichtet er über seinen Fußballverein. Überzeugt hätte die Impfmuffel aber nur, dass es immer mehr Beschränkungen für Ungeimpfte gebe. Schnell kommt auch das Gespräch auf Joshua Kimmich: „Dem haben die Medien zu viel Sendezeit gegeben“, sagt er.
Kurz darauf ist meine Viertelstunde um. Ich gebe das Klemmbrett ab und erhalte meinen Impfnachweis - Leider ist er noch nicht mit einem QR-Code versehen. „Wie bekomme ich den in die Corona-Warn-App?“, frage ich. „Da müssen sie in die Apotheke…“, sagt der DRK-Mitarbeiter. Für mich kein Problem.
Als ich die Salzmannschule verlasse, schaue ich auf die Uhr: 55 Minuten sind vergangen, seit das Zentrum geöffnet hat. Die Wartezeit in draußen nicht eingerechnet. Aber die hätte ich auch im Auto verbringen können.
Am Tag danach spüre ich immer noch meinen linken Oberarm. Der kleine Piks zeigt Wirkung. Aber weniger wegen des Schmerzes, der einem klassischen Pferdekuss gleicht, sondern weil ich mich jetzt sicherer fühle. Ich bin geboostert. Sechs Monate nach meiner „vollständigen Impfung“. Ein gutes Gefühl.