Erndtebrück. Der denkmalgeschützte Erndtebrücker Bahnhof soll versteigert werden. Jörg Schorge spricht über verpasste Chancen und neue Möglichkeiten.
Nun also suchen die Gemeinde Erndtebrück und die Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft wieder nach einem Käufer für das denkmalgeschützte aber marode Bahnhofsgebäude in Erndtebrück. Erinnerungen werden wach an Interessenten, Käufer und Investoren. Und vor allem an die Pläne, die der Erndtebrücker Unternehmer Jörg Schorge vor gut 15 Jahren bereits für das identitätsstiftende „Entree“ der Eisenbahnergemeinde hatte.
„Zwei bis drei Mal haben wir uns in den letzten 15 Jahren mit dem Bahnhof beschäftigt“, sagt Schorge im Telefongespräch. Über die aktuellsten Pläne einer Versteigerung weiß er genau Bescheid, unterstreicht aber: „Ich habe kein Interesse!“ Gleichzeitig merkt man dem in Bad Berleburg aufgewachsenen Unternehmer an, wie sehr sein Herz inzwischen an der Entwicklung seines Heimatortes Erndtebrück hängt. „Es ist wirklich schade und tut in der Seele weh, diesen Schandfleck zu sehen“, sagt er und erinnert sich an die jahrelange Arbeit an diesem Projekt. Das Exposé hatte viele Komponenten berücksichtigt. Eine künftige Nutzung für das von der Bahn nicht mehr benötigte Empfangsgebäude beispielsweise mit Arztpraxen und Apotheke. Denkmalschutzaspekte waren berücksichtigt und die Finanzierung durchgerechnet.
Nachdem diese Pläne vorgestellt waren, habe die Bahn sich für eine eigenständige Vermarktung entschieden. Schorge musste umdenken. Er baute schließlich die Ederarkaden, die Interessenten für eine Nutzung des Bahnhofs nahm er dorthin mit. Und die Bahn? Die konnte das Areal nicht verkaufen.
Zweiter Anlauf scheiterte ebenfalls
Ein zweiter Anlauf von Schorge scheiterte ebenfalls. Auch damals fand der Erndtebrücker einen Weg, seine Interessenten unterzubringen – im Ederzentrum an der Siegener Straße. Mit diesen zwei Immobilien und der Nutzung als Geschäfts- und Wohnimmobilien ist der Markt abgedeckt. Das macht es auch für potenzielle Käufer des Bahnhofes schwierig, selbst wenn es inzwischen möglich sei, einen Teil des Gebäudes trotz des Denkmalschutzes abzureißen. Schorge legt im Gespräch seine damalige Kalkulation offen: Sein Exposé sei von einem Investitionsvolumen von vier bis fünf Millionen ausgegangen.
Bedenkt man die aktuelle Situation auf dem Bausektor und die Preissteigerungen, aber auch den fortschreitenden Verfall, sind diese Kalkulationen sicher nicht mehr realistisch. Aber der Erndtebrücker ist auch ein Optimist. „Erndtebrück hat leider kein Bürgerhaus. Das fehlt und vielleicht wäre es ja möglich, Fördergelder aus Arnsberg oder Düsseldorf zu bekommen“, sagt er. Als positives Beispiel nennt er den Ederauenpark im Herz der Gemeinde, bei dem sein finanzielles Engagement auch durch Leadermittel ergänzt wurde.