Bad Laasphe. Sven Sendfeld kümmert sich im Städtischen Gymnasium Bad Laasphe um die Computer-Ausstattung – aber nicht nur da, erklärt er in unserem Interview.

Der Bad Laaspher Schulausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung die Verdienste von Sven Sendfeld im Bereich „Digitale Schule“ gewürdigt – nicht zuletzt mit einem Präsent aller vertretenen Fraktionen. Der Pädagoge, der am Städtischen Gymnasium Erdkunde, Erziehungswissenschaft und Mathematik unterrichtet, hatte in den vergangenen Monaten an allen städtischen Schulen in Bad Laasphe die Einrichtung und Installation der neuen iPads übernommen. Wie es dazu kam und warum er sich in Sachen Digitales besonders engagiert, das schildert Sendfeld im Interview mit unserer Redaktion.

Frage an den Medien-Koordinator Sven Sendfeld: Wie sieht es aus in Sachen Digitalisierung am Städtischen Gymnasium Bad Laasphe, an den anderen Bad Laaspher Schulen? Sind alle Ziele erreicht? Oder muss irgendwo noch improvisiert werden, etwa beim WLAN auf dem Schulgelände?

Sven Sendfeld Wir haben seit einigen Tagen ein schulweites WLAN, das noch administriert werden muss. WLAN auf dem Schulhof steht noch aus, da es hier Lieferschwierigkeiten gibt. Die Lehrerinnen und Lehrer an allen städtischen Schulen in Laasphe sind mit iPads ausgestattet, die der Schülerinnen und Schüler fehlen noch. Hier wäre meine Vision, dass Schüler aller Bad Laaspher Schulen für ihre gesamte Schulzeit ein iPad zur Verfügung hätten.

Zudem benötigen wir weitere Medienausstattung in den Klassenräumen, wir brauchen in jedem Klassenraum Beamer mit drahtloser Kommunikation. Und einen schnellen Glasfaser-Anschluss an allen Schulen.

Ich glaube, dass bei der Digitalisierung nie alle Ziele erreicht sein werden, da der technische Fortschritt immer weiter voranschreitet und Schule hier nicht nur modern werden, sondern auch bleiben muss.

Frage an den Lehrer für Erdkunde, Erziehungswissenschaft und Mathematik: Was bringt die Digitalisierung konkret für den Unterricht?

Vom Bad Laaspher Schulausschuss-Vorsitzenden Samir Schneider (rechts) erhält Sven Sendfeld ein Präsent – zum Dank für seinen ganz persönlichen Einsatz.
Vom Bad Laaspher Schulausschuss-Vorsitzenden Samir Schneider (rechts) erhält Sven Sendfeld ein Präsent – zum Dank für seinen ganz persönlichen Einsatz. © Unbekannt | Eberhard Demtröder

Moderner Schulunterricht muss digitale Medien einbeziehen, nicht nur um für Schüler Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, sondern auch, um aktuell und eben modern zu sein. Und letztendlich geht es um das Erwerben von Medienkompetenz, gerade in der heutigen Zeit eine sehr wichtige Kompetenz.

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Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass gerade Sie sich seit einiger Zeit so für die Digitalisierung im Gymnasium engagieren? Haben Sie sich in die Materie „reingefuchst“ oder bringen Sie da Fachwissen mit?

Ich habe damals kurz den Arm gehoben. Als ich vor 15 Jahren nach Bad Laasphe gekommen bin, habe ich mich freiwillig aus Interesse für die Verwaltung der Computer gemeldet. Es gab hier zwei Computerräume mit drei Dutzend Rechnern, mittlerweile haben wir mehr als 200 digitale Endgeräte, die den Schülern für das tägliche Arbeiten zur Verfügung stehen. Ich habe über die Zeit viel dazu gelernt, Schulungen absolviert, Selbststudium mit Hilfe von Google betrieben. Man muss halt in einer gewissen Weise flexibel und erfinderisch sein, wenn man in der Schule arbeitet.

Sie hatten sogar die Federführung für andere Bad Laaspher Schulen, die digitalisiert werden sollten. Wäre die Einrichtung der neuen Computer-Technik nicht eigentlich die Aufgabe der Stadt Bad Laasphe als Schulträger gewesen?

Steckbrief: Sven Sendfeld

Sven Sendfeld (47) wird mitten im Ruhrpott geboren: in Waltrop. Dort macht er Abitur und an der Ruhr-Universität Bochum sein Staatsexamen. Wichtige Stationen für ihn: „Waltrop, Recklinghausen, Bad Laasphe.“Der 47-Jährige ist verheiratet und hat einen Sohn. Seine Hobbys: Roadtrips, Digitales, Lego, Musik, Garten. Sendfelds besonderes Engagement: Natürlich „alles rund um Medien am ,Städtischen‘“.

Als im letzten Jahr die Zusage des Landes NRW kam, dass alle Schulen digitale Endgeräte für Lehrer und Schüler anschaffen konnten, musste es flott gehen, weil wir die Geräte schnell einsetzen wollten. Corona sorgte zusätzlich für Lieferschwierigkeiten. In Absprache mit der Stadtverwaltung habe ich mich dann mit um diese Aufgabe gekümmert, auch für die Grundschulen – weil mir wichtig war, dass wir eine gemeinsame Grundlage für das digitale Lernen über Schulformen hinaus schaffen sollten. Der Einsatz von digitalen Geräten in der Schule ist ja viel mehr als nur die reine Beschaffung – es müssen Apps oder Updates installiert werden, Lehrer im Umgang mit den Geräten geschult werden und so weiter. Hier gibt es auch weiterhin eine sehr enge und gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und den Grundschulen. Ich würde mir in vielen anderen Bereichen des Lebens auch diesen Pragmatismus wünschen – also weniger Bürokratie und mehr Anpacken, um wichtige Ziele zu erreichen.

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Welche Auswirkungen hatte Ihr besonderer Einsatz beispielsweise auf das Homeschooling in der Corona-Pandemie?

Wir waren im Frühjahr 2020 auf diese Situation, das erste Homeschooling, kaum vorbereitet. Wir hatten keine funktionierende Onlineplattform, es fehlten digitale Geräte. Ich habe dann in Nachtschichten eine Online-Plattform für unsere Schule eingerichtet, die uns nicht nur durch das Homeschooling getragen hat, sondern auch heute noch jeden Tag im Einsatz ist. Die iPads haben dann dafür gesorgt, dass auch Schüler, die kein eigenes digitales Gerät zur Verfügung hatten, damit ausgestattet werden konnten. Im Nachhinein bin ich froh über die investierte Zeit, weil uns das trotz Lockdown die Möglichkeit eröffnet hat, mit den Schülern gut zu kommunizieren und zu arbeiten.

Für Ihre „Verdienste im Bereich ,Digitale Schule‘“ haben Sie jetzt eine „Honorierung“ im Rahmen der Schulausschuss-Sitzung bekommen. Was bedeutet das für Sie?

Ich war schon etwas verwundert, als ich die Einladung bekam. Aber das gute Gefühl, dass dem Schulausschuss die digitale Schule wichtig ist, macht zufrieden. Und die Chance, im Ausschuss dafür zu werben, dass wir diesen Prozess gemeinsam weitergehen müssen, habe ich genutzt.

Sie betreuen schon seit einigen Jahren auch die Wetterstation auf dem Dach des Städtischen Gymnasiums mit – eher als Techniker oder eher als Lehrer?

Die neue Wetterstation auf dem Dach des Städtischen Gymnasiums Bad Laasphe geht in Betrieb (von links): Schulleiterin Corie Hahn, Wetter-Experte Meinolf Pape, Lehrer Sven Sendfeld und Volker Gerhardt vom Förderverein.
Die neue Wetterstation auf dem Dach des Städtischen Gymnasiums Bad Laasphe geht in Betrieb (von links): Schulleiterin Corie Hahn, Wetter-Experte Meinolf Pape, Lehrer Sven Sendfeld und Volker Gerhardt vom Förderverein. © Unbekannt | Lisa Rita Klaus

Die Idee zur Wetterstation kam vom Vorsitzenden unseres Fördervereins, Volker Gerhardt. Die Technik funktioniert zum Glück fast einwandfrei, ab und zu verweigerte das alte WLAN seinen Dienst. Aber das ist ja jetzt zum Glück Geschichte, so dass ich die Betreuung als Lehrer fortsetzen kann.

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Sie haben vorher in Waltrop gelebt, sind dort aufgewachsen. Wie kam es dann 2006/2007 zu Ihrem Ortswechsel aus dem Ruhrgebiet nach Wittgenstein?

Das Städtische Gymnasium Bad Laasphe hatte eine Stelle für meine Unterrichtsfächer ausgeschrieben. Ich habe dann als erstes geguckt, wo Bad Laasphe überhaupt liegt, selbst als Geograph war ich mir da nicht so sicher. Und nach einem Vorstellungsgespräch hat man mir die Stelle angeboten und ich habe zugesagt. Und jetzt lebe ich mit Frau und Kind seit fast zehn Jahren in Bad Laasphe. Schön hier.

In dem Buch „Planen. Sehen. Verstehen. Innovative Strategien zum Tagestourismus in Schule und Freizeit“, das 2005 erschienen ist, befassen Sie sich „mit der Nutzung neuer Medien im Bildungsbereich Schule“ und konzipieren „das Muster einer multimedialen Lehr-/ Lerneinheit für den Schulunterricht“. Was hat Ihnen die Mit-Autorenschaft an diesem Buch gebracht?

Unter anderem diese Frage. Und die Beruhigung, dass meine Staatsarbeit, die in dem Buch zu finden ist, nach sechs Monaten Bearbeitungszeit nicht einfach in der Schublade verschwunden ist. Zu versteuerndes Einkommen hat die Veröffentlichung leider nicht gebracht.

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Wie sieht aus Ihrer Sicht die Zukunft des Schulunterrichts aus?

Das Thema ist so komplex, dass es den Rahmen hier deutlich sprengen würde. In Bezug auf digitale Medien würde ich mir wünschen, dass diese noch selbstverständlicher zur täglichen Arbeit in der Schule genutzt werden – zur Kommunikation, für Arbeitsergebnisse, für selbstständiges Arbeiten, als digitales Schulbuch, zur individuellen Förderung, als Werkzeug. Und dabei sollte im Mittelpunkt stehen: Wer selbst erklären muss, lernt besser.