Wittgenstein/Hinterland. Elsoffer und Beddelhäuser horchen auf: Die Politik im nahen Hessen ermöglicht Händlern die Beschränkung auf ganz bestimmte Teile der Kundschaft.
Das lässt Bewohnerinnen und Bewohner grenznaher Orte in Wittgenstein wie Elsoff, Beddelhausen oder Niederlaasphe aufhorchen: In Hessen haben künftig auch Supermärkte die Möglichkeit, nur noch Geimpfte und Genesene hereinzulassen. Im Klartext: Es würde die 2G-Regel gelten – und Ungeimpfte blieben beim Einkaufen außen vor.
Händler halten an Maskenpflicht fest
Sollte es im Grenzgebiet tatsächlich so kommen, müssten sich einige Leute aus seinem Heimatdorf sicherlich umorientieren, schätzt Dieter Althaus, Ortsvorsteher in Beddelhausen – etwa Richtung Bad Berleburg oder Bad Laasphe. Konkret käme das auf die wenigen zu, „die den Impfschutz nicht haben“. Schließlich sei die Impfquote in Beddelhausen schon sehr hoch, die meisten Bewohner also eher nicht von einer 2G-Regel betroffen. Er gehe aber davon aus, so Althaus weiter, dass Händler sich im Interesse ihres Geschäfts entscheiden – und es bei der bisherigen Regel mit Mundschutz und Abstand belassen.
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„2G – das kann man im Lebensmittel-Einzelhandel nicht bringen“, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion Marco Lettner, Betreiber des Edeka-Marktes im nahen Hatzfeld. Viele Kunden würden da wegbleiben, fürchtet er – mit Auswirkungen auf den Umsatz.
„Ich kann doch keinem, der Lebensmittel braucht, verbieten, hier zu kaufen“
Sicher: Jedermann sollte sich impfen lassen, findet Lettner – aber die 2G-Regel dürfe man nicht zur Pflicht machen: „Ich kann doch keinem, der Lebensmittel braucht, verbieten, hier zu kaufen, nur weil er sich nicht hat impfen lassen.“ Und es könne nicht sinnvoll sein, dass am Ende 200 statt 20 Kunden ihre Waren online bestellen und sich nach Hause liefern lassen. Da entstehe viel zu viel Aufwand. Lettner geht davon aus, dass gerade einmal rund 65 Prozent seiner Kundinnen und Kunden – darunter recht viele aus Wittgenstein – geimpft sind.
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Kurzum: Für Lettner ist 2G keine Option, obwohl der damit verbundene Wegfall der Maskenpflicht im Laden natürlich schon schön wäre. Was der Hatzfelder Händler gar nicht versteht: dass die Politik des Landes Hessen die 2G-Option beschließt – aber zugleich davor ausgeht, dass sie wohl kaum angewandt werde. „Wir gehen davon aus, dass diese Option eher nur tageweise genutzt wird und Geschäfte des alltäglichen Bedarfs davon keinen Gebrauch machen werden“, sagt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). „Warum bietet man das dann überhaupt an?“, fragt sich Marco Lettner.
„Man blickt ja vor lauter Verordnungen schon nicht mehr durch“
Im Übrigen bedürfe so eine 2G-Regel im Laden natürlich auch funktionierender Kontrollen jedes einzelnen Kunden, sagt Frank Tirjan, Inhaber des Edeka in Wallau, Niederlaasphes Nachbarort jenseits der Landesgrenze. „Wie soll ich das denn machen?“ Das sei viel zu aufwändig. Bei ihm laufe der Betrieb weiter „ganz normal mit Maske und Abstand – damit habe ich keine Probleme mit. Oder wollen Sie an der Kasse mit Kunden ohne Maske anstehen?“ Auch Tirjan schätzt, dass bei 2G Teile der Kundschaft ausbleiben. Was ihn außerdem mit Blick auf die beiden Bundesländer NRW und Hessen in seinem Einzugsgebiet ärgert: „Man blickt ja vor lauter Verordnungen schon nicht mehr durch, was eigentlich gilt.“