Girkhausen. Die Zahl der Testpersonen ist rückläufig. Deswegen will das Team pausieren. Am letzten Tag ziehen Ortsvorsteher und Apotheker eine starke Bilanz.
Die Corona Test-Station in der Schützenhalle Girkhausen hat am Freitagabend ihre Türen geschlossen - vorläufig, wie Apotheker Dirk Eigner und die Ortsvorsteher Timo Florin aus Girkhausen und Doris Frank aus Wemlighausen betonen. Als erste und bislang einzige Testeinrichtung in Wittgenstein gehen die Tester aus dem oberen Odeborntal in eine Pause. Und das hat gute Gründe.
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„Die Zahl der Testpersonen ist rückläufig“, erläutert Girkhausens Ortsvorsteher Timo Florin und vermutet, dass dies mit der steigenden Impfquote zusammenhängt. Deshalb haben sich die drei Ortsvorsteher - Andreas Meinecke aus Schüllar ist der dritte im Bunde - gemeinsam mit dem Bad Berleburger Apotheker entschieden, erst einmal zu schließen. Apotheker Dirk Eigner betont aber, dass das Testzentrum nicht aufgelöst oder abgemeldet werde. Die Lizenz des Gesundheitsamtes bleibt bestehen, so dass bei steigenden Fallzahlen oder einer Infektionswelle durch eine neue Mutation jederzeit wieder geöffnet werden kann.
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Viele ehrenamtliche Helfer
Dass dies so flexibel möglich ist, hängt mit dem großen ehrenamtlichen Engagement in den beteiligten Dörfern zusammen, wobei Girkhausen die Hauptlast trägt. „Wir haben 25 bis 28 Helfer“, sagt Timo Florin und Doris Frank ergänzt, „wenn jemand mal nicht konnte, ist kurzfristig jemand eingesprungen. Wir waren so viele, dass man sogar in den Urlaub fahren konnte.“
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Am letzten Testtag ist auch Zeit für einen Rückblick. „Alles fing damit an, dass ich mich an Pfingsten noch testen lassen wollte und keinen Termin mehr bekommen habe“, berichtet Timo Florin. Und weil es vielen ähnlich ging, griff der Ortsvorsteher zum Telefon. Während andere Apotheker keine Kapazitäten mehr gehabt hätten, habe Dirk Eigner sofort zugesagt. „In meiner Apotheke konnte ich räumlich ja kein Testzentrum einrichten“, erläutert der Bad Berleburger.
Schwierige Genehmigung
Dass es dann so schwer werden würde, eine Lizenz zu bekommen, damit hatten weder Timo Florin noch Dirk Eigner gerechnet. Das Gesundheitsamt hatte nur eine begrenzte Zahl von Testzentren zugelassen. In Zusammenarbeit mit der Arztpraxis Osjutin/Rein gelang es dann. Inzwischen verfügt die Test-Station über eine eigene Lizenz.
Und um ausreichend Testpersonen zusammenzuholen verständigte sich Timo Florin mit den Nachbarortsvorstehern Andreas Meinecke aus Schüllar und Doris Frank aus Wemlighausen. „Das ging nur, weil ich die ins Boot geholt habe“, sagt Florin. „Sonst hätte sich das nicht gerechnet“, bestätigt Dirk Eigner.
Die Schützenhalle Girkhausen wurde zum Testzentrum umgestaltet. Es gab Parkplätze, Warteraum und ausreichend Platz für einen Einbahnstraßenverkehr. Das wurde vom Gesundheitsamt überprüft und abgenommen.
Start am 28. Mai
Am 28. Mai ging es los. Was dann passierte, damit hatte keiner gerechnet. „Am ersten Tag hatten wir 141 Tests in zwei Stunden. Wir waren klatschnass geschwitzt“, erinnert sich Eigner. Seitdem war immer freitags von 17 bis 19 Uhr Testtag.
Und gleich am zweiten Tag filtert das Team einen Corona-Fall heraus. Nach dem ersten positiven Test folgt ein zweiter in Girkhausen und dann bestätigt auch der PCR-Test, das das Team richtig lag. Es bleibt bei dem einen Fall. Aber die Menschen stehen in den ersten Monaten Schlange. „Manche haben anderthalb Stunden vom Parkplatz ins Testzentrum und wieder auf den Parkplatz gebrauch“, schmunzelt Florin. „Das hat aber nicht an den Wartezeiten auf den Test gelegen. Die lag im Höchstfall mal bei einer Dreiviertelstunde. Es la daran, dass sich manche Menschen lange nicht gesehen hatten und dann nach dem Test ein Schwätzchen mit den anderen in der Schlange gehalten haben“. Das Testzentrum war zum großen Treffpunkt geworden.
Freiheit und Sicherheit
„Wir haben den Menschen hier ein Stück Freiheit und Sicherheit gegeben“. So habe das Gartenschützenfest gefeiert werden können, Menschen konnten Essen gehen und sogar viele holländische Urlaubsgäste haben das Testangebot genutzt, betont Dirk Eigner, der bei aller Arbeit auch viel Spaß hatte.
Inzwischen ist er auch im Schützenverein und im Heimatverein in Girkhausen. „Ich kenne jetzt ja auch jede Nase hier oben“, lacht er. „Ja, wird sind als Testteam inzwischen eine große Familie geworden“, bestätigt Timo Florin. Und dieses Testteam pausiert jetzt zunächst einmal.