Bad Berleburg/Girkhausen. Konkret nehmen die Kritiker dabei zwei Themen aus dem Entwurf in den Fokus: Die Ausweisung von Windenergiebereichen und Naturschutzbereichen.

Die Ortsvorsteher Timo Florin (Girkhausen/CDU), Andreas Meinecke (Schüllar/SPD), Doris Frank (Wemlighausen/SPD) haben als Privatpersonen – ganz ausdrücklich abseits ihrer politischen Ämter – eine gemeinsame Stellungnahme zum Regionalplan-Entwurf mit der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Iris Gerstmann (Girkhausen) erarbeitet. Auf ihre Aussagen als Privatpersonen weisen die Bad Berleburger ausdrücklich hin.

Konkret nehmen die vier dabei zwei Themen aus dem Entwurf in den Fokus: Die Ausweisung von potenziellen Windenergiebereichen und die Ausweisung von Naturschutzbereichen.

Ortschaften werden in Mittleidenschaft gezogen

„Die Ortschaften im Odeborntal, werden erheblich durch die geplanten Bereiche in Mitleidenschaft gezogen“, schreiben die vier Unterzeichnenden der Stellungnahme.

Bad Berleburg Windkraft Regionalplan Girkhausen
Bad Berleburg Windkraft Regionalplan Girkhausen © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Schüllar und Wemlighausen könnten nach dem aufgestellten Regionalplanentwurf von fünf Seiten (Schüllarsberg, Elstrauch, Birkenkopf, Neujagen und Urbachskopf) mit Windenergieanlagen „eingekreist“ werden. Girkhausen werde erheblich durch das Gebiet auf dem Damberg tangiert. Hier sei ein Umzingelungseffekt durch Windenergiebereiche zu erkennen.

+++ BI in Olpe fordert streichen aller Windkraftbereiche

+++ Netphen erwägt Verfassungsklage

Dazu listen Meinecke, Frank, Florin und Gerstmann mögliche Beeinträchtigungen auf. „Infraschall und Schlagschatten sind für betroffene Anwohner in direkter Nachbarschaft von Windenergieanlagen eine ernstzunehmende Bedrohung und können massiv die Gesundheit der Mitbürgerinnen und Mitbürger beeinflussen“, heißt es dort. Befürchtet werden zudem Beeinträchtigungen in der Wasserversorgung von Wemlighausen und Schüllar durch die massiven Erdbewegungen und Versiegelungen beim Aufbau der Anlagen. In den potenziellen Aufstellbereichen befinde sich das Einzugsgebiet eines eigenständigen Wasserbeschaffungsverbandes der Ortschaften.

Auswirkung auf Tourismus befürchtet

Auch interessant

Ein weiterer Punkt bezogen auf die Windkraft sind die Abstände, bei denen sowohl Teile von Schüllar als auch der Dambach als Außengehöft bei Girkhausen weniger als 300 Meter von potenziellen Standorten entfernt seien. Auch Girkhausen befinde sich innerhalb eines 1000-Meter Radius.

Für das Stadtgebiet generell befürchten die drei Ortsvorsteher und die stellvertretender Fraktionsvorsitzende eine erhebliche, negative Auswirkung von zu vielen Windkraftstandorten auf den Tourismus in Bad Berleburg. Speziell betroffen seinen der Ferienhof Dambach, aber auch das Waldhaus Burbach und dessen „Schäferhütte“, sowie das Feriendorf am Bockeshorn und das Abenteuerdorf des Evangelischen Kirchenkreises.

Tierschutz-Argument

Vier Möglichkeiten für Eingaben

1Wo und wie können sich die Bürger über die Regionalplanung informieren?Der Regionalplan liegt bis einschließlich 30. Juni 2021 öffentlich aus. Eingesehen werden kann er beim Kreis Siegen-Wittgenstein sowie der Bezirksregierung Arnsberg – oder direkt im Internet. Die Stadt Bad Berleburg hat auf ihrer Internetseite eine Themenseite zum Regionalplan-Entwurf erstellt. Unter https://www.bad-berleburg.de/Rathaus/Aktuelles/Regionalplan finden Interessierte alle wichtigen Informationen zum Regionalplan-Entwurf der Bezirksregierung Arnsberg. Dort sind zudem die Auswirkungen des derzeit zur Diskussion stehenden Regionalplan-Entwurfs aufgelistet, außerdem besteht die Möglichkeit den Entwurf und alle relevanten Begleitdokumente zu downloaden. Auf der Seite sind zudem sämtliche Adressen aufgelistet, an die Bürgerinnen und Bürger ihre Einwendungen richten können – Adressat ist stets die Bezirksregierung Arnsberg. Zudem hat die Stadt Bad Berleburg auf ihrem Facebook-Kanal einen entsprechenden Post veröffentlicht, der über den Regionalplan-Entwurf informiert und eine Möglichkeit aufzeigt, um Einwendungen einzureichen. Die Bezirksregierung Arnsberg selbst informiert zudem im Internet unter https://www.bra.nrw.de/kommunalaufsicht-planung-verkehr/regionalrat-und-regionalentwicklung/regionalplan-arnsberg/raeumlicher-teilplan-maerkischer-kreis-kreis-olpe-siegen-wittgenstein-neuaufstellung über die geplante Neuaufstellung des Regionalplans.2Wer darf Einwendungen zum Regionalplan formulieren?Stellungnahmen können während der Auslegungsfrist bis einschließlich 30. Juni 2021 eingereicht werden. Dazu berechtigt sind alle durch die Neuaufstellung des Regionalplans betroffenen Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Vereine und Institutionen. 3Wie können die Menschen ihre Sorgen übermitteln?Dies ist auf mehreren Wegen möglich:auf dem Postweg an Bezirksregierung Arnsberg, Dezernat 32 – Regionalentwicklung, Seibertzstraße 2, 59821 Arnsberg•per Fax an 02931 82-2520per E-Mail an das Postfach beteiligung-mk-oe-si@bra.nrw.dedurch Einreichen oder mündlich zur Niederschrift. Dies ist zu den Dienstzeiten sowohl bei der Bezirksregierung in Arnsberg als auch beim Kreis Siegen-Wittgenstein möglich.

Auch tierische Lebensräume seien betroffen. So listen die Verfasser die frei umherstreifende Wisentherde, aber auch Greifvögel wie u.a. Bussard, Habicht, Gabelweihe, Schwarzstorch und Falke auf. Außerdem sei dieser Bereich immer wieder auch Durchzugsgebiet der Graugänse.

„Eine gänzliche Verhinderung von WEA im weitläufigen Stadtgebiet von Bad Berleburg und seinen 23 Ortschaften ist nicht gefordert. Jedoch ist eine genaue Abwägung, im Sinne der Gesundheit aller Anwohner, dem Wildtier- und Vogelbestand aber auch für die touristischen Belange zwingend erforderlich. Auch müssen im Regionalplanentwurf nicht berücksichtigte Mindestabstände dringend korrigiert werden.“

Zu viele neue Naturschutzgebiete

Ein weiterer Hauptkritikpunkt neben Windkraft ist die Ausweisung von weiteren Naturschutzflächen. Diese „sehen wir als nicht zielführend an“. Die heimische Landwirtschaft werde dadurch vor „eine unüberwindliche Hürde“ gestellt, obwohl sie ihre Flächen meist extensiv, nachhaltig sowie ökologisch bearbeite. „Auch ist die Mehrausweisung von Naturschutzflächen, seit der letzten Ausweisung des Regionalplanes in 2008 von mehr als 50 Prozent, für uns nicht nachvollziehbar und geschieht ohne jegliche Grundlage.“

Wer sich dieser Argumentation in der Stellungnahme anschließen möchte, der kann dies am heutigen Freitagabend zwischen 17 und 19 Uhr in der Schützenhalle Girkhausen noch tun. Dort öffnet wieder das Corona-Testzentrum für das Obere Odeborntal in dem die Stellungnahme ausliegt und auch weitere Informationen zum Regionalplan aushängen.