Bad Berleburg. Der SPD-Politiker fordert am Dienstagabend im Bauausschuss mehr Aktivitäten der Stadtverwaltung – und bekommt dafür breite Zustimmung.
„Wenn es uns getroffen hätte statt des Ahrtals, dann hätte es hier bei uns ganz ähnliche Szenen gegeben.“ Davon ist Bernd Weide (SPD), die Flutkatastrophe Mitte Juli vor Augen, überzeugt. Schließlich habe die Wahrscheinlichkeit der Hochwasser-Ereignisse in der letzten Zeit „doch extrem zugenommen“ – und gegen die sei auch die Stadt Bad Berleburg nicht gewappnet, machte er am Dienstagabend im Bad Berleburger Ausschuss für Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt deutlich. In der Diskussion zeigte sich auch: Die Stadt habe „keine Abwehrpläne“ für den Notfall in der Schublade, so Peter Mengel, im Rathaus für den Katastrophenschutz zuständig – etwa, wenn Evakuierungen notwendig würden.
Sirenen zur Warnung
Für die Warnung der Bevölkerung und zur „Lage-Bewältigung“ wie etwa 2020 bei Sturm „Sabine“ gebe es im Rathaus den Stab für außergewöhnliche Ereignisse, der sich auch schon in der Corona-Pandemie bewährt habe, so Mengel weiter. Grundsätzlich sollte sich die Bevölkerung aber in Katastrophen-Fällen zunächst einmal selbst helfen können. Zur Warnung kämen im Stadtgebiet zunehmend wieder Sirenen zum Einsatz, aber auch die Warn-App „Nina“ fürs Smartphone oder Lautsprecher-Durchsagen der Feuerwehr. Letztere könne außerdem mit Sandsäcken und Pumpen in Fall vollgelaufener Keller helfen.
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Jährlichen Bericht gefordert
SPD-Politiker Bernd Weide widersprach Ausführungen von Wolfgang Grund, dem Leiter der städtischen Abteilung „Infrastruktur und Erholung“. Mit breiter Zustimmung aus dem Ausschuss forderte er einen mindestens jährlichen Bericht, welche Konsequenzen die Stadtverwaltung nach und nach aus dem Flutereignis im Rheinland zieht – von der Beurteilung des Gefahrenpotenzials bis hin zu Maßnahmen im Katastrophenschutz.
Die Gefahren-Potenziale
Zuvor hatte Grund erläutert, dass sich Bad Berleburg bei der Einschätzung des konkreten Gefahren-Potenziale etwa entlang der Flüsse Eder und Odeborn auf eine gute Daten-Grundlage stützen könne. Dabei verwies er auf „Steckbriefe“ des NRW-Umweltministeriums für jede Stadt und Gemeinde in Nordrhein-Westfalen zur Management-Planung für das Hochwasser-Risiko. Sie zeigen nicht zuletzt auf, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um bestehende Gefahren zu vermindern.
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Es gelte jetzt, alle vorliegenden Unterlagen zum Thema Hochwasserschutz zu überarbeiten und sich zu fragen: Was kann man tun? Denn „über eines müssen wir uns im Klaren sein“, so Grund: Auch und gerade die kleinen Gewässer im Stadtgebiet könnten die gleichen Probleme bereiten wie im Ahrtal. Deshalb brauche die Stadt im Notfall auch frühzeitig Informationen etwa zur Wetterlage, um die Bevölkerung angemessen warnen zu können – etwa im Bereich Raumland/Berghausen an der Eder. Aber auch in der Bad Berleburger Kernstadt, wo bei extremen Hochwasser-Lagen Teilflächen Schaden nehmen könnten.
Blick nach Girkhausen
Grund reagierte mit seinen Erläuterungen auch auf Anfragen der Grünen und der CDU zum Thema. Dass zum Beispiel Girkhausen an der Odeborn deutlich hochwassergefährdet sei, so Grund, „kann so nicht bestätigt werden“. Andererseits seien Probleme des Ausuferns im Katastrophenfall natürlich möglich. Ein wichtiges Ziel, so Grund: für eine möglichst hochwassersichere Bebauung zu sorgen – das gelte vor allem für neuere Baumaßnahmen.
Auf jeden Fall sei es erforderlich, so SPD-Mann Bernd Weide, die Erkenntnis aus der Flut im Ahrtal in aktualisierte Hochwasser-Pläne einfließen zu lassen. Und er befürchte, dass diese für die nächsten Jahrzehnte ein Dauer-Thema bleibe.
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Susanne Bald (Grüne) sah die Fragen ihrer Fraktion an die Verwaltung bereits beantwortet. Offenbar „sind wir jetzt alle wach geworden“ und sei etwas sensibler für das Hochwasser-Problem, stellte sie fest. Bald machte außerdem auf „gutes Material“ aufmerksam, das der Kreis Siegen-Wittgenstein derzeit zum Thema erarbeite.
Darüber hinaus gab Bald „Beschwerden“ von Girkhäuser Bürgern weiter, denen die hohe Fließgeschwindigkeit der Odeborn durch ihren Ort nicht geheuer ist. Und das sei mit der Entfernung des Mühlwehrs „nicht besser geworden“, bedauert die Grüne. Tatsächlich sei „nicht auszuschließen“, so Abteilungsleiter Wolfgang Grund, dass sich das Ufer in diesem Bereich der Odeborn verändere. Die Stadt werde das aber im Auge behalten.
Frage nach der Kanalisation
Ulrich Dienst (SPD) schließlich, Ortsvorsteher in Diedenshausen, vermisste in Grunds Ausführungen die Kanalisation. Werde sie regelmäßig überprüft? Das Kanalsystem werde „sukzessive untersucht und erhalten“, versicherte Grund. Das gelte im Übrigen auch für Brücken und Durchlässe, die gerade bei Hochwasser schnell zu Nadelöhren werden können.