Eslohe. Eva Maria Joswig hat viel erlebt in ihrer Zeit in einer Tierklinik. Jetzt ist sie Tierärztin in Eslohe - und zwar eine ganz besondere.

Mit seinen treuen Augen schaut der kleine Dino schüchtern durch den Raum, um sein Frauchen schließlich fest im Blick zu halten. Dino ist der niedliche Mischlingsrüde von Eva Maria Joswig. Sie ist seit August des vergangenen Jahres die neue Tierärztin in der Praxis von Jörg Janßen am Esloher St.-Rochus-Weg. Und die 40-Jährige ist nicht nur Tierärztin - sie ist Fachtierärztin für Kleintiere.

Eigentlich habe sie ja mal Pferdetierärztin werden wollen, sagt Eva Maria Joswig. „Ich bin so ein richtiges Pferdemädchen“, schiebt sie hinterher und lacht. Doch es kam anders. Und das ist gut so - für die Tierbesitzer aus Eslohe und für die Praxis von Jörg Janßen. Denn Frauen wie Eva Maria Joswig zu finden, ist gar nicht so einfach: Auch im Bereich der Tiermedizin herrscht Fachkräftemangel auf dem Land.

Zurück ins Sauerland

Nach dem Studium der Tiermedizin in Gießen hatte es die Fretteranerin für zwei Assistenzstellen zunächst nach Halle an der Saale und dann nach Hannover verschlagen. 2011 entschied sie sich schließlich, in der Tierklinik Stommeln zwischen Düsseldorf und Köln, ihrem Studium die Fachtierarztausbildung anzuhängen. Fünf Jahre hat sie gedauert. Fünf Jahre, in denen Eva Maria Joswig viel erlebt, viel gelernt und eines erkannt hat: Der Klinik-Alltag ist auf Dauer nicht das Richtige für sie. Der Familie wegen zog es sie zurück ins Sauerland.

Und nun ist sie glücklich, dass es im August 2020 gepasst hat mit der zu besetzenden Stelle in der Esloher Tierarztpraxis – und Jörg Janßen ist glücklich, mit ihr eine Art Volltreffer für sich und die Patienten gelandet zu haben. Immerhin bringt Eva Maria Joswig durch ihre Fachtierarztausbildung eine ganze Menge zusätzliche Erfahrung und zusätzliches Wissen mit. Frakturen, umgedrehte Hundemägen, Unfalltiere - es gibt kaum etwas, was sie noch nicht gesehen hat. An einen Fall erinnert sie sich dabei ganz besonders: „In der Tierklinik haben wir einer Rennmaus mal ein Bein amputiert“, sagt sie. Ein Klacks für einen Profi. Allerdings habe die Berechnung der Narkose-Dosierung für dieses kleine Tierchen fast länger gedauert als die OP selbst, sagt sie und lacht.

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Erst vor Kurzem lag mit dem kleinen Dino ihr eigener Hund vor ihr auf dem OP-Tisch. Der Mischlingsrüde hatte einen Tumor am Augenlid, der entfernt musste. Solche Momente lassen kein Frauchen kalt. Auch dann nicht, wenn es Fachtierärztin für Kleintiere ist. Wie viele andere Hundebesitzer musste auch Eva Maria Joswig ein Tränchen verdrücken, als sie mit ihrem Dino morgens zur OP gefahren ist. „Ich kann die Sorgen von Tierbesitzern gut nachvollziehen“, sagt sie. Deswegen legt sie großen Wert darauf, ihre Patienten nicht nur so gut wie möglich zu behandeln, sondern deren Halter über jeden Schritt, den sie macht, auch zu informieren.

„Ich finde ich es enorm wichtig, dass die Besitzer wissen, was wir gerade tun“, sagt Joswig. Darauf sei zum Beispiel auch in der Tierklinik in Stommeln größter Wert gelegt worden. Auch deswegen passt die 40-Jährige perfekt ins Team der Esloher Praxis. Denn auch Jörg Janßen legt seit jeher besonderen Wert darauf, die Tierhalter individuell zu beraten und alle durchzuführenden Maßnahmen mit ihnen im Detail zu besprechen.

Joswigs Interesse gilt vor allem der inneren Medizin und der Sonographie, aber auch Zahnerkrankungen und Hauterkrankungen. „Grundsätzlich liegen mir aber alle großen und kleinen Probleme unserer Patienten am Herzen“, sagt sie.

Dabei gehe es ihr selbstverständlich immer in erster Linie um das Wohl des Tieres, aber eben auch darum, mit dem Besitzer gemeinsam eine Lösung zu finden. Und auch hierbei seien die Erfahrungen, die Eva Maria Joswig während ihrer Fachtierarzt-Ausbildung gesammelt habe, äußerst wertvoll, sagt Jörg Janßen. Schließlich wisse seine Kollegin nach fünf Jahren in einer Tierklinik sehr genau, welche Möglichkeiten es gebe, wenn man in einer Tierarztpraxis an die Grenzen des Machbaren stoße.

Hundeboom durch Corona

Derweil bekommt auch die Esloher Tierarzt-Praxis den Corona-Hundeboom zu spüren. Seit Beginn der Corona-Krise sei die Zahl der Patienten deutlich gestiegen, sagt Janßen. Nicht etwa weil sie krank seien, sondern weil die Halter gewissenhaft für eine Erstuntersuchung oder die Impfung vorbeikämen. Und das sei genau richtig. Schließlich ist es immer noch am allerbesten, wenn die Lieblinge erst gar nicht krank werden. Und wenn doch: Dann sind sie bei Jörg Janßen und Eva Maria Joswig in den besten Händen.

  • Eine Tierarztpraxis besteht in Eslohe schon seit den 70er-Jahren. Zunächst als reine Großtierpraxis geführt, wurde sie immer mehr zu einer Gemischtpraxis, in der auch die „kleinen Tiere“ behandelt werden.
  • Die Praxis von Jörg Janßen war zehn Jahre im Kurhaus untergebracht.
  • 2015 zog die Praxis dann in den Neubau im Sankt-Rochus-Weg in Eslohe. Dort gibt es seitdem deutlich mehr Raum, um moderne Tiermedizin auszuüben.
  • Zum Praxisteam gehören neben Jörg Janßen und Eva Maria Joswig die Tierarzthelferin Melanie Hendrichs, die Auszubildende Lena Gallus sowie die Zahnarzthelferin Petra Weber.