Bad Laasphe. Alles fing mit einem Brief an. Den hatte der Städte- und Gemeindebund NRW 1990 an das Laaspher Rathaus geschickt.

Der Ton macht die Musik. Das trifft eben nicht nur auf Konzerte zu. Wenn die Philharmonie Südwestfalen am kommenden Sonntag ein Konzert zum Jubiläum der Deutsche Einheit gibt, hat das auch damit zu tun, dass die Bad Laaspher einen freundschaftlichen Ton anschlugen, als sie 1990 den Menschen in Löwenberg beim Aufbau einer Stadtverwaltung halfen. Einer der sich daran gut erinnern kann ist Otto Düsberg.

Alles fing mit einem Brief an. Den hatte der Städte- und Gemeindebund NRW 1990 an das Laaspher Rathaus geschickt. Direkt nach der Wiedervereinigung gab es viel zu tun - im Osten. „Wir wurden gefragt, ob wir nicht eine Stadt in Brandenburg beim Aufbau ihrer Verwaltung beraten wollten. Und wir haben schlicht ja gesagt“, erinnert sich Düsberg. Von 1984 bis 1993 war der Sozialdemokrat ehrenamtlicher Bürgermeister in Laasphe. Kurze Zeit später kam die Rückantwort. Die Stadt Löwenberg in Brandenburg sei bereit, zu kooperieren.

Nicht der Bürgermeister meldet sich, sondern der Pfarrer

Dann schrieb der Löwenberger Pfarrer Peter Engel an Bürgermeister und Stadtdirektor in Bad Laasphe. „Es waren überwiegend die Pfarrer, die die Vorsitzenden der Runden Tische waren, die sich in den einzelnen Gemeinden gebildet hatten“, erinnert sich Düsberg. Er hat sich damals gefragt: „Wieso waren das fast überall die Pfarrer?“ Die Antwort liefert ihm Gerhard Gabriel aus der Nachbargemeinde von Löwenberg. Der Pfarrer im Ruhestand predigt am Sonntag in der Ev. Stadtkirche Bad Laasphe: „Die Pfarrer kannten die demokratischen Strukturen aus der Kirche und sie waren für die Bevölkerung unverdächtig.“ Die Geistlichen waren also treiben Kräfte und haben geschaut, wer ihnen beim Aufbau der demokratischen Strukturen weiterhelfen kann.

Der frühere Bad Laaspher Bürgermeister Otto Düsberg zeigt ein Gastgeschenk der Löwenberger. Die Orgelpfeife wurde ihm vom Bürgermeister der brandenburgischen Gemeinde, Günter Ludwig, überreicht. Die Stadt Bad Laasphe hatte Löwenberg nach der Wende 1990 beim Aufbau der kommunalpolitischen, demokratischen Strukturen und der Verwaltung geholfen.
Der frühere Bad Laaspher Bürgermeister Otto Düsberg zeigt ein Gastgeschenk der Löwenberger. Die Orgelpfeife wurde ihm vom Bürgermeister der brandenburgischen Gemeinde, Günter Ludwig, überreicht. Die Stadt Bad Laasphe hatte Löwenberg nach der Wende 1990 beim Aufbau der kommunalpolitischen, demokratischen Strukturen und der Verwaltung geholfen. © WP | Lars-Peter Dickel

Auch an seinen ersten Besuch in Löwenberg, nördlich von Berlin, kann sich Düsberg gut erinnern. „Das war überwältigend. Die haben sich richtig gefreut.“ Gemeinsam mit Stadtdirektor Gerhard Karpf (†) hatte er als Gastgeschenk eine elektrische Schreibmaschine mitgebracht. „Damit haben die angefangen, ihr Büro auszustatten.“

Gegenseitiges Kennenlernen

Aber Düsberg ist heute noch davon überzeugt, dass es über die Unterstützung und Gastgeschenke hinaus etwas ganz Wichtiges gab, damit diese Aufgabe gelingen konnte: „Wir haben den richtigen Ton gefunden.“ Die Bad Laasphe haben vor Ort genau zugeschaut und dann die Löwenberger nach Bad Laasphe eingeladen. „Die haben sich dann 1990 bei uns eine Ausschusssitzung und auch eine Ratssitzung angesehen. Und dann haben wir etwas Gutes gemacht: Unser ehemaliger Stadtdirektor Beckehoff und unser Kämmerer Dieter Kasper sind eine Woche nach Löwenberg gefahren und haben denen freundschaftlich gezeigt, wie man einen Haushaltsplan aufstellt.“

Inzwischen ist diese Partnerschaft wieder eingeschlafen. „Ja, das ist immer so – auch bei den Städtepartnerschaften, wenn die Gründergeneration in die Jahre kommt. Hier ist es nun so, dass wir sehr früh verabredet haben, wir wollen uns wechselseitig am Tag der Deutschen Einheit besuchen. Und an den runden Geburtstagen gab es immer etwas Größeres. Daraus ist bei uns in Bad Laasphe die Tradition der Konzerte zum Tag der Deutschen Einheit entstanden.“

Ganz persönliche Begegnungen

Dass die Musik immer eine zentrale Rolle spielte, betont Düsberg rückblickend. In Löwenberg war der Männergesangverein das zentrale Element. Dessen Vorsitzender war auch der spätere Bürgermeister Peter Ludwig. „Da spielte sich das Leben ab. Deshalb ist es kein Zufall, dass Peter Engel bei seinem ersten Besuch in Bad Laasphe diese Orgelpfeife mitbrachte. Und darauf steht der Satz ‘Ein guter Ton kann heilen’.“ Otto Düsberg liebt Musik und auch da gibt es eine Verbindung zu Löwenberg und zur Feier am Sonntag. 1990 hörte Düsberg bei einer Turnhallen-Einweihung einer Solistin zu, einem kleinen Mädchen, das Mozart-Arien sang. Und diese Mezzosopranistin ist Judith Gennrich, die als eine von vier Solisten zum Festkonzert mit der Philharmonie Südwestfalen in der Aula des Gymnasiums auftreten wird. Auch da zeigt sich wie wichtig der gute Ton ist.