Bad Laasphe.

Kulturring und Stadt Bad Laasphe sowie die Partnergemeinde Löwenberg in Brandenburg hatten am Samstag zu einem „Europa-Abend“ in das Haus des Gastes eingeladen. „Dass so viel Unerwartetes Wirklichkeit wird – das geschieht selten im Leben. Doch das haben wir vor 25 Jahren erleben dürfen: der Freiheitswille brach sich plötzlich Bahn. Erst geschah es in Polen, nach den Absprachen am Runden Tisch führten Wahlen zur ersten von einem Nichtkommunisten geführten Regierung im Ostblock. Die ungarische reformkommunistische Regierung öffnete für DDR-Bürger die Grenze nach Österreich. In einer friedlichen Revolution wurde in der DDR und in der Tschechoslowakei die kommunistische Herrschaft hinweggefegt“, so Außenminister a.D. Markus Meckel als Schirmherr in seinem schriftlichen Grußwort.

Im Juni 1989 war der damalige sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow zu Gast in der Bundesrepublik Deutschland. Niemand konnte ahnen, dass dieser vier Tage dauernde Besuch die Menschen und wenige Monate später auch Europa verändern sollte. Der Erfinder von Glasnost und Perestroika sprach in seinen Reden von einem „gesamteuropäischen Haus“, von „einer gemeinsamen friedlichen politischen Lösung aktueller Probleme“. Der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker sagte zur gleichen Zeit: „Wenn ein europäisches Haus entsteht, mit dem in einer friedlichen Ordnung Trennungen überwunden werden, in dem also Europa wieder zusammenwächst, wie es seiner Bestimmung entspricht, dann sind wir auf dem richtigen Weg.“

Internationale Gastgeschenke

Trotz zwischenzeitlicher Rückschläge – aktuell bereitet die Ukraine-Krise große Sorgen -, hat man den Gedanken vom gesamteuropäischen Haus nicht aus den Augen verloren. Auch nicht in der Lahnstadt, wo Wolfgang Gerber (Kulturring) an diesem Abend Besucher aus den Partnerstädten Tamworth und Chateauneuf-sur-Loire, Gäste aus Japan, den Niederlanden sowie Bürgerinnen und Bürger der Lahnstadt und Löwenbergs begrüßen konnte. Gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann erinnerte sein Löwenberger Amtskollege Bernd-Christian Schneck an den Mauerfall 1989 und an das Zustandekommen der Freundschaft beider Kommunen.

Gastgeschenke der besonderen Art überreichten neben wohlgesetzten Worten Susumo Nakaichi (Japan), der in seiner Heimatsprache das Lied „Furusato (Die Heimat)“ vortrug, Neil Bradley (Großbritannien) mit der von Tatjana Charalgina gesungenen Liebeserklärung „Caro mi ben“, Anton Veenstra (Niederlande), der Tenor Thorsten Büttner und das „Leb wohl, mein flandrisch Mädchen“ mitgebracht hatte sowie Bernadette Poupet (Frankreich), für die beide Solisten und der Pianist Harald Schmidt mit Verdis „Libiamo ne´ lieti“ die Champagnerkorken knallen ließen. Zu hören ebenfalls die Band Old Stuff und „La Tela“ aus Italien. Das aus Udine kommende Gesangsensemble hat sich dem „Canto Popolare“ verschrieben, der all die Lieder umfasst, die nicht aus der schriftlichen „klassischen“ Chormusik stammen: Arbeits-, Küchen- und Liebeslieder, Lieder aus dem Widerstand und der Frauenbewegung.

Ein Ensemblemitglied ist die aus Bad Laasphe stammende Kirsten Düsberg, die bereits auf den Konzertreisen der Gruppe nach Paris, Sibiu/Rumänien, Tirana und Scutari (Albanien) dabei war. Vor 25 Jahren sprach Gorbatschow von einer „Bewegung der Seelen“: „Wir wollen einander entgegengehen. Derjenige, der geht, wird den Weg zurücklegen.“ Die Bad Laaspher Veranstaltung mit dem abschließenden Ökumenischen Dankgottesdienst am Sonntag war ein gelungenes Beispiel für den Weg in die gewünschte Richtung.