Wittgenstein. Zuletzt war der Wahlkreis stets klar an Amtsinhaber Volkmar Klein (CDU) gegangen. Die Wittgensteiner unterschieden fein bei Erst- und Zweitstimme

Wittgenstein hat SPD gewählt – und zwar mit der Erst- und der Zweitstimme. Das Ergebnis von SPD-Kandidatin Luzia Licina-Bode sei „fast eine Sensation“, sagt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christian Zimmermann von der Universität Siegen bei der Wahlparty im Siegener Lyz. Zuletzt sei der Wahlkreis immer recht klar an den Amtsinhaber Volkmar Klein von der CDU gegangen, der auch überregional relativ prominent sei. Um 19.51 Uhr trennten die Herausforderin keine drei Prozentpunkte von der Pole Position. Und auch das Ergebnis bei den Zweitstimmen – hier führt die SPD – habe es im Wahlkreis Siegen-Wittgenstein so „längere Zeit nicht gegeben“.

Im Wahllokal

Berufskolleg Bad Berleburg, das Team im Wahllokal: Um 8 Uhr ist bereits der erste Wähler dorthin gekommen.
Berufskolleg Bad Berleburg, das Team im Wahllokal: Um 8 Uhr ist bereits der erste Wähler dorthin gekommen. © Ramona Richter

In den Wahllokalen in Wittgenstein war am Vormittag schon einiges los – so auch im Wahlbezirk 003.1 im Bad Berleburger Berufskolleg. „Es läuft erstaunlich gut“, freut sich Reiner Schilling, der gemeinsam mit den anderen Wahlhelfern seit 8 Uhr im Berufskolleg ist. „Punkt 8 Uhr war auch schon der erste Wähler hier.“ Bis 15 Uhr war immer jemand vor Ort, der seine Stimme abgeben wollte. „Teilweise mussten auch mal zwei, drei Leute draußen warten“, so Schilling. Dabei wurden die Hygiene-Maßnahmen von allen Wählern eingehalten.

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Dass so viele Menschen zum Abstimmen ins Wahllokal kommen, haben die Helfer vor Ort nicht gedacht. „Wir haben hier im Bezirk 46 Prozent Briefwähler. Das allein ist schon eine gute Quote. Dass nun auch noch so viele ins Wahllokal kommen, freut uns sehr.“ Punkt 18 Uhr wurden dann im Bad Berleburger Rathaus die ersten Briefe geöffnet. Allein im Wahlvorstand für Bad Berleburg-Stadt, Girkhausen und Wemlighausen rund um Wahlvorsteherin Angelika Krämer waren bis dahin 928 Briefe eingegangen. Insgesamt sieben Briefwahlvorstände gab es in Bad Berleburg – und insgesamt 14.932 Wahlberechtigte konnten dort ihre Stimme abgeben.

Bad Laasphe

Bei den Direktkandidaten zieht in Bad Laasphe der Heimbonus vom Luiza Licina Bode (SPD). Die Newcomerin profitiert aber auch vom Stimmungshoch der SPD.

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Bad Berleburg

In der Odebornstadt zeigt sich, dass die Wählerinnen und Wähler durchaus einen Unterschied bei den Erst- und Zweitstimmen machen. Beispiel Wunderthausen: Das Dorf wählt mit seinen Zweitstimmen die SPD nach vorne, mit der Erststimme jedoch Volkmar Klein von der CDU. Ähnlich die Lage im Wahlbezirk Bad Berleburg I mit den anteilig meisten Wahlberechtigten im Stadtgebiet: Die meisten Zweitstimmen gehen an die SPD, doch bei den Erststimmen liegt CDU-Mann Volkmar Klein vorn – wenn auch knapp.

Noch so ein großer Wahlbezirk ist Raumland mit über 1000 Wahlberechtigten. Hier büßt die CDU zehn Prozent ein, die SPD über fünf. Die AfD verliert, die FDP legt deutlich zu. Auch hier sprechen die Erststimmen für Klein.

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Die Berghäuser, von denen 2017 noch 46,6 Prozent die CDU gewählt hatten, gaben den Christdemokraten diesmal nur 31,2 Prozent ihrer Stimmen. Die SPD verharrt bei 27 Prozent. Dafür legt die AfD um fünf auf 17,8 Prozent zu, die Grünen aber ebenso auf nun sechs Prozent.

Die AfD hat vor allem im Wahlbezirk Bad Berleburg V stark abgeschnitten und über 22 Prozent geholt – einen ganz ähnlichen Wert wie dort die CDU. Vorn allerdings: die SPD mit mehr als 27 Prozent und ihrer Kandidatin Luiza Licina-Bode.

Erndtebrück

In der Edergemeinde liegt die SPD mit 37,51 Prozent klar vorne – sowohl bei der Erst- als auch bei der Zweitstimme. Denn: Mit 36,38 Prozent rangiert ihre Kandidatin Luiza Licina-Bode vor CDU-Mann Volkmar Klein – wenn auch nur knapp. Der CDU-Kandidat hat 33,55 Prozent der Erststimmen in Erndtebrück erhalten. Einen Unterschied machten die Wählerinnen und Wähler der Edergemeinde im Hinblick auf Erst- und Zweitstimme bei der AfD und der FDP. Hier landete Henning Zoz noch vor Guido Müller, bei der Zweitstimme jedoch konnte die FDP mit über elf Prozent mehr Stimmen erzielen als die AfD mit knapp über acht Prozent. Die Grüne kam auf über sieben Prozent, während „Die Linke“ und „Die Partei“ jeweils unter der Fünf-Prozent-Grenze blieben.