Bad Laasphe. Dauerbrenner-Thema Ausbau: Vor allem Händler fürchten eine Baustelle vor ihrer Ladentür. Anwohner können sich ruhigeren Verkehr vorstellen.

Ginge es in der Bad Laaspher Kernstadt nach Otto Wunderlich, 1. Vorsitzender der Händlergemeinschaft „Pro Bad Laasphe“, würde sich die Bundesstraße B 62 durch die Kernstadt wohl in eine französische Avenue verwandeln – mit maximal Tempo 40 von der Amalienhütte bis zum Ortsausgang Richtung Saßmannshausen. Und einer höchstens 6,50 Meter breiten Fahrbahn, die auf dem Trottoir links und rechts genug Platz für Radfahrer und Fußgänger böte – vom notwendigen Straßenbegleitgrün einmal ganz abgesehen. Und was wünschen sich die direkten Anlieger, die Bad Laaspher in der laufenden Diskussion um den gründlichen Ausbau der Ortsdurchfahrt? Ein Spaziergang über die Bahnhofstraße mit interessanten Begegnungen und Gesprächen zeigt: Eine gute Lösung ist offensichtlich schwierig.

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Radfahrer als Gefahr

An der Fußgängerampel gegenüber dem Wilhelmsplatz wartet man oft lange auf Grün.
An der Fußgängerampel gegenüber dem Wilhelmsplatz wartet man oft lange auf Grün. © Eberhard Demtröder

„Das sind hier Straßenverhältnisse wie früher in der DDR“, bemängelt Detlef Weitz, Anwohner der Bahnhofstraße. Auch er sieht, dass sich an der Qualität der Fahrbahn etwas tun muss. Für ihn würde es reichen, dass im kommenden Frühsommer die Straßenschäden beseitigt werden und die Straße von der Optik im Wesentlichen so bleibt, wie sie ist – vielleicht noch ergänzt um eine Radspur. Denn zu gering sei der Platz für die Radfahrer, so Weitz, die wegen des sehr oft starken Auto- und Lkw-Verkehrs von der Straße auf den Bürgersteig auswichen. „Da muss man als Fußgänger aufpassen, dass man nicht überfahren wird“, warnt er. Sollte die Straße für die Bauarbeiten komplett gesperrt werden? Oder einspurig mit Baustellen-Ampel laufen? „Egal“, sagt Weitz – „Hauptsache, sie kriegen es hin.“

Problem Vollsperrung

„Eine Vollsperrung wäre problematisch“, findet Karin Blasberg, Mitarbeiterin einer Bad Laaspher Buchhandlung an der B 62. Sie könnte das Geschäft mindestens erneut so beeinträchtigen wie 2017 die Sperrung der Bundesstraße von der hessischen Landesgrenze bis zur Niederlaaspher Dorfmitte. Blasberg könnte sich höchstens eine abschnittsweise Sanierung vorstellen, mit Baustellen-Ampel. Doch als Einpendlerin aus dem benachbarten Hessen weiß auch sie: Auf der B 62 läuft sehr viel Verkehr. Wie lang würden dann beispielsweise die Rückstaus? Eigentlich, so die Buchhändlerin, müsste Bad Laasphe eine Ortsumgehung haben.

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Zwei Jahre Bauzeit befürchtet

„Es gibt Stoßzeiten, definitiv“, berichtet Anwohnerin Linda Spijkerman (53), Hotelkauffrau. Vielleicht würde die Straße ja attraktiver mit Blumenkästen, Bäumen, einem separaten Radweg. Aber in den nächsten fünf Jahren müsse wohl auch richtig gebaut werden. Dann rechnet Spijkerman mit zwei Jahren Baustelle und einspurigem Verkehr.

Sorge um Schleichverkehr

Max Raabe (29), Tätowierer: „Was hat man großartig für eine Alternative? Und dann der Schleichverkehr durch die Nebenstraßen...“
Max Raabe (29), Tätowierer: „Was hat man großartig für eine Alternative? Und dann der Schleichverkehr durch die Nebenstraßen...“ © Eberhard Demtröder

Jede Menge „Schleichverkehr“ über Nebenstraßen fürchtet Tätowierer Max Raabe, wenn die Baustelle kommt – auch über die Friedrichstraße, an der er selbst wohnt. Eine großartige Alternative zur bestehenden Straße sieht er wegen des starken Verkehrs ohnehin nicht. Und so ramponiert sei die Fahrbahn der B 62 ja nun auch wieder nicht. „Da ist die Straße am Bad Berleburger Bahnhof entlang wesentlich schlimmer“, findet Raabe. Dort wäre das Geld für den Straßenbau sicherlich besser investiert.

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Angst um die Kunden

„Die eine B 62-Baustelle bei Niederlaasphe haben wir ja geschafft, dann kam Corona“, so Santina Peters, Betreiberin des „Nähkästchens“, Änderungsschneiderei und Stoff-Laden. Aber jetzt noch so eine Baustelle? Überhaupt: „Die Straße ist doch vor ein paar Jahren erst gemacht worden – daran kann ich mich noch erinnern.“ Peters fürchtet, dass eine Baustelle auch noch die letzten Kunden vergraulen könnte, die man während der Pandemie noch nicht verloren habe.

Vertriebener Einzelhandel

Physiotherapeutin Sonja Merkel hat ihre familiären Wurzeln in Bad Laasphe, wohnt und arbeitet aber inzwischen im hessischen Steffenberg. Eine Ortsumgehung wäre sinnvoll, gefalle aber sicher nicht den Waldbauern, sagt sie. Und sie würde die Frage aufwerfen: „Was lockt die Leute wieder in die Stadt?“ In eine Stadt, die schon „konsequent alles getan hat, um den Einzelhandel zu vertreiben“.

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Tempo 30 und Mautpflicht

16.11 Uhr: Der Laaspher Heinz Lahl hat es sich in einem Biergarten an der Ecke B 62/Königstraße gemütlich gemacht. Von hier hat er den besten Blick auf das Verkehrsgeschehen. „Und was hier gerade läuft, ist noch wenig“, findet er. Zugleich werde „zügig gefahren“. Vielleicht sollte man die Straße eher „noch schlechter machen“, meint Lahl – mit Bodenwellen, Tempo 30, und Mautpflicht für Lkw.