Bad Berleburg. Die Stadt möchte, dass die Kampagne in den Haushaltsplanungen mitbedacht wird. Schon 2009 hatte Ursula Buschmann auf das Thema aufmerksam gemacht.
Wer kennt es nicht? Während des Spaziergangs, der Wanderung oder auch dem Einkaufen macht sich plötzlich die Blase bemerkbar. Doch wohin? Nicht immer ist eine öffentliche Toilette in der Nähe. Für viele Menschen ist dies ein ernsthaftes Problem. Die Kampagne „nette Toilette“ verspricht hier Abhilfe – per App können sich die Menschen über WC-Möglichkeiten informieren.
2009 hatte Ursula Buschmann zum ersten Mal von der netten Toilette erfahren. „Ich habe davon gelesen und mir gedacht: Das wäre doch auch etwas für unsere Stadt.“ Über die CDU-Fraktion wurde damals ein Antrag gestellt, wenigstens über dieses Thema nachzudenken. „Ich habe immer wieder von Menschen gehört, dass bei uns öffentliche Toiletten fehlen.“ Früher befand sich eine öffentliche Toilette in der ehemaligen Rehbar. Nun befindet sich lediglich eine im Bürgerhaus. „Aber es wäre doch schön, wenn die Menschen im ganzen Ort die Möglichkeit hätten, ein WC aufzusuchen.“
Das Konzept
Die Idee hinter der netten Toilette ist: „Die Stadt oder Gemeinde unterstützt die Gastronomen finanziell bei der Pflege der Toiletten und spart dadurch Kosten. Der Gastronom kann Neukunden gewinnen und erhält finanzielle Unterstützung für den Unterhalt seiner Toiletten. Die Bürger erhalten ein flächendeckendes Netz an frei zugänglichen Toiletten, die sauber, gepflegt und bis spät in die Nacht geöffnet sind“, heißt es auf der Homepage der Aktion.
Nicht selten gibt es in den Innenstädten zu wenig öffentliche Toiletten. Neue Toiletten aber bedeuten hohe Investitionen und auch die Pflege und Wartung ist für Kommunen nicht gerade günstig.
Antwort der Stadt
Auch die Stadt Bad Berleburg hat über die Kampagne nette Toilette in der Odebornstadt bereits diskutiert. „Das Thema öffentliche Toilettenanlage im Bereich Goetheplatz wurde auch im Rahmen der Erarbeitung der Entwurfsplanung erörtert. Entsprechend der Beschlussfassung zur Ausführungsplanung wurde favorisiert, eine gemeinsame Lösung entsprechend der Kampagne der „netten Toilette“ zu ermöglichen und insofern gegen Nutzungsentgelt auf bestehende Infrastruktur zurückzugreifen“, so Christoph Koch, Dezernent und Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Wohnen.
„Kern des Konzeptes ist es, dass Gaststätten ihre Toiletten für Menschen öffnen, die eine Toilette benötigen, sich aber dort nicht als Gast aufhalten. Im Gegenzug erhalten die Betriebe dafür eine monatliche Pauschale, deren Höhe von der Lage und Ausstattung der Toiletteneinrichtung abhängt. Dabei ist mit einer Pauschale, je nach Lage und WC-Ausstattung für Reinigung und Instandhaltung, von ca. 30 bis 50 Euro monatlich auszugehen.“ Zu den laufenden Kosten kommt dann noch eine einmalige Lizenzgebühr für die Nutzung der Nette-Toilette-App hinzu. Erklärtes Ziel der Umbaumaßnahme sei die Belebung des Goetheplatzes gerade auch im gewerblichen Bereich. „Auch die AG zur Gestaltung des Goetheplatzes teilt diese Auffassung ausdrücklich. Das Thema soll daher in den Haushaltsplanungen mitbedacht werden“, so Koch. „Das Projekt soll am Goetheplatz umgesetzt werden. Wir stehen im regelmäßigen Kontakt mit den Gastronomen am Goetheplatz zur Weiterentwicklung der Angebote.“
Der Gastronom
Und was sagen die Gastronomen zur Kampagne? Silvia Köster-Benkendorf und ihr Mann vom Hotel Alte Schule gehören zu den Gastronomen am Goetheplatz. „Es ist schwierig“, sagt sie. „Wenn jemand zu uns kommt und fragt, ob er die Toilette nutzen darf, ist das sicher kein Problem, aber einfach reinkommen ohne etwas zu sagen, nur um die Toilette zu nutzen, ist auch nicht so schön“, sagt Köster-Benkendorf. Schon jetzt kommen immer wieder Menschen zu ihnen, um das WC zu nutzen. „Wenn alle Gastronomen am Ende mitmachen würden, wäre das sicher etwas anderes.“ Doch wie die Kampagne am Ende umgesetzt wird, stehe noch nicht fest. „Es wurde im vergangenen Jahr schon mal angedeutet, das schon. An sich ist das Problem ja schon lange da, dass die Menschen eine Toilette suchen.“
Idee stammt aus Aalen
Die Idee der öffentlichen Nutzung der Gastronomen-Toiletten stammt von der Stadt Aalen. Seit 2002 gibt es eine Initiative einer Werbeagentur in Aalen, die zusammen mit der Stadt das Konzept der „Netten Toilette“ geschaffen hat.
Von dieser ursprünglichen Initiative aus verbreitete sich die Idee über150 deutsche Städte.
Zu erkennen sind Restaurants und Cafés mit einer netten Toilette an einem Aufkleber mit rotem Logo, Smiley und WC-Nullen. Dies signalisiert Menschen, dass in der gekennzeichneten Einrichtung jeder kostenlos auf die Toilette kann. Zusätzlich findet man auf den Webseiten vieler Kommunen und Städte in Deutschland eine Auflistung der netten Toiletten.