Feudingen. Neue ÖPNV-Richtlinien: Bad Laasphes Grüne bezweifeln, dass der geplante Mini-Busbahnhof von der Ortsmitte aus noch gut zu Fuß erreichbar ist.

Ist der geplante Mini-Busbahnhof an der Sieg-Lahn-Straße von der Ortsmitte aus überhaupt noch angemessen zu Fuß zu erreichen? Und außerdem verkehrssicher wie auch barrierefrei? Die Bad Laaspher Grünen haben da so ihre Zweifel – und verweisen dazu auf die geplanten Richtlinien zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für den Kreis Siegen-Wittgenstein, die gerade auf Kreis-Ebene politisch diskutiert werden.

„Wir meinen: Die Verlagerung der Haltestellen aus der Ortsmitte und der geplante Busbahnhof müssen an den [...] Leitlinien gemessen werden“, so die stellvertretende Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Viola Schneider in einer Anfrage an die Stadtverwaltung zum Thema.

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So werde zum Beispiel der in den Leitlinien festgelegte Radius für die fußläufige Erreichbarkeit von 500 Metern Luftlinie überschritten. Denn: Nach dem Bau des Busbahnhofs auf einer Grünfläche in Höhe des Bahnhofs im Ort hätte Feudingen nur noch „am westlichen und östlichen Ende der Ortsmitte Bushaltestellen“, erläutert Schneider – und die seien dann etwa 700 Meter voneinander entfernt.

Schäden in der Oberfläche

Bushaltestelle Tankstelle Benfer in Feudingen: Sie liegt westlich der Ortsmitte – und damit weit entfernt vom geplanten Mini-Busbahnhof.
Bushaltestelle Tankstelle Benfer in Feudingen: Sie liegt westlich der Ortsmitte – und damit weit entfernt vom geplanten Mini-Busbahnhof. © Unbekannt | Eberhard Demtröder

In der Feudinger Ortsmitte würde gar kein Bus mehr halten, weil mit Inbetriebnahme der Buswende gleich mehrere bisherige Haltestellen dort entfallen sollen. Damit würde sich der Fußweg von der Ortsmitte zum Buswende als nächster Haltestelle um etwa 200 Meter verlängern, so Schneider. Für die Grünen „nicht erkenntlich“ sei ferner, wie wegfallende Haltestellen für die Schulkinder zwischen Sparkasse und Volksbank sowie ein Lokal- oder Taxibus-Angebot, das im Oberen Lahntal gar nicht vorhanden sei, als Systeme „auf dem Busbahnhof-Gelände umgesetzt werden können“.

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„Bei den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung wird die Erreichbarkeit von Haltestellen völlig ausgeblendet“, kritisiert die Fraktionssprecherin. Offenbar werde der Busbahnhof „als Insellösung gesehen“. Und auch der Fußweg dorthin interessiere wohl nicht: „Der Weg von der Ampel an der Sparkasse zum Bahnhof ist nicht barrierefrei und nicht verkehrssicher. Er weist in der Oberfläche zahlreiche Schäden auf.“ In den letzten vier Jahren habe sich da baulich nichts getan.

Warten auf die Ortsbesichtigung

„Wir haben den Eindruck, dass die Bauverwaltung die Probleme noch nicht einmal in Augenschein genommen hat“, so Schneider weiter. Eine im März von den Grünen beantragte Ortsbesichtigung sei zwar im Mai politisch beschlossen worden, habe bislang aber noch nicht stattgefunden.

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Im Übrigen sei der geplante Mini-Busbahnhof an der Sieg-Lahn-Sstraße (L 719) bei An- und Abfahrten unübersichtlich für die Busfahrer und außerdem gefährlich für die Fahrgäste an den Haltestellen, so die Laaspher Grünen weiter. Ein sicherer und „auch wesentlich kostengünstiger“ Standard seien fahrbahngleiche Haltestellen, die auch direkt an der L 719 realisiert werden könnten. Und nicht zuletzt verschwinde durch den Bau des Mini-Busbahnhofs die einzige größere Grünfläche an der Straße.

Kommentar: Erneut auf den Prüfstand

Redakteur Eberhard Demtröde
Redakteur Eberhard Demtröde © Unbekannt | Ralf Rottmann

Ob nun Busbahnhof, Buswende oder Mini-ZOB: Das geplante Bauwerk an der Sieg-Lahn-Straße in Feudingen, zu dem mehrere Haltestellen in der Ortsmitte zusammengelegt werden sollen, bleibt ein Zankapfel. Und das, obwohl die Politiker im Bad Laaspher Bauausschuss den Bau schon längst im Mai 2020 mit Mehrheit beschlossen haben.

In den angedachten ÖPNV-Richtlinien für den gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein haben die Grünen nun eine neue Argumentationshilfe gegen das Projekt entdeckt – und fokussieren sich dabei auf den Weg von der Ortsmitte zum geplanten Standort, Stichwort Verkehrssicherheit. Tatsächlich gehört die Buswende – obwohl beschlossen, aber eben noch nicht gebaut – erneut auf den Prüfstand. Fahrbahngleiche Haltestellen direkt an der L 719 bieten sich als sichere Alternative weiterhin an.