Dotzlar. Die Tiere probieren höchstens rum, hat Hotel-Baumeister Böhl beobachtet. Experten-Tipp aus der Biologischen Station: Mit weißer Farbe nachhelfen.

Gerd Böhl (77) aus Dotzlar hat ein Herz für Schwalben. Deshalb hat er auch mit viel Liebe schon zwei Schwalbenhotels in Turm-Form gebaut. Eines steht mitten in seinem Garten an der Grundstraße, das andere neben dem Backhaus des Dorfes an der Ecke Dotzlarer Straße/Eisbachstraße. Einziges Problem: Schwalben wollen sich in Böhls Unterkünften offenbar gar nicht so gern einnisten.

Die Resonanz der Tiere

Immer weniger Vögel

Mit Schwalben und ihren Nestern befasst sich auch ein aktuelles Projekt der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein mit dem Titel „Burbachs artenreiche Nachbarschaft“.

Unter anderem ruft Projekt-Koordinatorin Julia Herling dazu auf, Mehlschwalben-Nester zu melden – in Burbach, aber gerne auch aus anderen Regionen des Kreisgebiets. Hintergrund, so die Natur-Experten der Station: „Die gefiederten Frühlingsboten werden von Jahr zu Jahr weniger.“

Kontakt zu Julia Herling: Tel.: 02732/767734-5, E-Mail: j.herling@biostation-siwi.de

Mehr Infos im Internet: www.burbachs-artenreiche-nachbarschaft.de, https://biologische-station-siegen-wittgenstein.de

„Die Tiere probieren höchstens rum“, hat der Dotzlarer beobachtet, guckten nur mal in die Nisthilfen hinein – um dann wieder weg zu fliegen. Der Turm in Böhls Garten mit einem Mehrfamilien-Vogelhaus samt Giebeldach auf der Spitze steht nun immerhin schon seit acht Jahren. Er soll nicht nur Schwalben anlocken, sondern auch Stare, Meisen oder Spatzen. „Und die gehen auch da hinein“, stellt der 77-Jährige zufrieden fest.

Die zwei Türme

Im Garten an der Grundstraße: Hoch oben auf einem Holzpfahl bietet der Dotzlarer Gerd Böhl Schwalben, aber auch anderen Vögeln ein Zuhause.
Im Garten an der Grundstraße: Hoch oben auf einem Holzpfahl bietet der Dotzlarer Gerd Böhl Schwalben, aber auch anderen Vögeln ein Zuhause. © Eberhard Demtröder

Der Turm – das ist ein aufgerichteter, stabiler Baumstamm mit 5,50 Metern Höhe und oben aufgeschraubter Mehfach-Nisthilfe Marke Eigenbau mit 80 mal 80 Zentimetern Grundfläche, erklärt Böhl. Im „Untergeschoss“ hat er die einzelnen Quartiere für Schwalben montiert, die günstig im Baumarkt zu haben sind. Darüber dann die „Wohnungen“ für die übrigen Vogelarten.

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Ganz ähnlich Böhls zweiter Turm am Dotzlarer Backhaus, allerdings nur für Schwalben: Hier sind die Nisthilfen um eine rund geschnittene Palette herum angeordnet, montiert auf einem hohen Holzpfahl. Das Dach aus Kupferblech habe damals dankenswerterweise ein Bad Berleburger Unternehmen gestiftet, während Mitglieder des Heimatvereins beim Aufstellen geholfen hätten, berichtet Gerd Böhl. Und das ist nun auch schon fünf Jahre her.

Das Problem

Problem weiterhin: Das Nist-Angebot ist da, die Nachfrage der Schwalben nicht. Warum bloß? So fragt sich Vogel-Hotelier Gerd Böhl. Vielleicht fehle da ja noch etwas, um das Angebot für die Vögel attraktiver zu machen, macht auf Anfrage unserer Redaktion Manuel Graf deutlich, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein in Kreuztal. Sein Spezialgebiet sind unter anderem Fledermäuse, Vögel und Tagfalter.

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Die Tipps vom Experten

Manuel Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein: Auf jeden Fall sollte man „die Schwalbentürme in geringer räumlicher Nähe von bestehenden Nestern aufstellen“, rät er.
Manuel Graf, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein: Auf jeden Fall sollte man „die Schwalbentürme in geringer räumlicher Nähe von bestehenden Nestern aufstellen“, rät er. © Biologische Station Siegen-Wittgenstein

Auf jeden Fall sollte man „die Schwalbentürme in geringer räumlicher Nähe von bestehenden Nestern aufstellen“, so Graf. Und die müssten sich „mindestens in der übernächsten Straße“ befinden, ist seine Faustregel. Außerdem „kann man noch einen Trick anwenden, indem man die Nisthilfen unterhalb der Einfluglöcher mit weißer Farbe einfärbt – so dass es aussieht, als seien die Nisthilfen schon einmal angenommen worden“. Die weiße Farbe simuliere dabei den Kot der Vögel, erläutert Graf. Am attraktivsten für die Schwalben seien nach seiner Einschätzung jedoch Kunstnester, die auf weiße Fassaden montiert werden, so der Experte. Und natürlich: „Freier Anflug für die Vögel muss sein.“

Der beliebte Garten

Letzteres zumindest ist sowohl in Böhls Garten als auch am Backhaus gewährleistet. Und dass Schwalben in der Nähe sind, beweist ein Blick auf Böhls Gartenteich: Ihn steuern die Vögel immer wieder im Tiefflug an, um zu trinken. Außerdem holten sich „30, 40 Schwalben“ öfter „Lehm aus meinem Garten für den Nistbau“. Und schließlich: Echte Schwalbennester in unmittelbarer Umgebung gebe es auch, so Böhl – etwa an einer Scheune in unmittelbarer Nachbarschaft.

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Die anderen Hobbys

Die Dotzlar-Ds – dass sie an den Ortseingängen immer gut erkennbar bleiben und nicht zuwachsen, dafür sorgt Gerd Böhl.
Die Dotzlar-Ds – dass sie an den Ortseingängen immer gut erkennbar bleiben und nicht zuwachsen, dafür sorgt Gerd Böhl. © Eberhard Demtröder

Wenn es gerade mal nicht seine Schwalbenhotels sind, widmet sich Senior Gerd Böhl gerne auch seinen anderen Hobbys. Der Schwimm-Meister, der bis ins Rentenalter sowohl im Bad Laaspher Wabachbad als auch im Bad Berleburger Rothaarbad gearbeitet hat, pflegt als gelernter Schlosser und Schweißer zum Beispiel mit viel Leidenschaft seine beiden Oldtimer-Schlepper. Oder ist als Jogger und auf dem Mountainbike in der Umgebung unterwegs. „Die Natur ist mein Metier“, sagt Böhl. Außerdem kümmert er sich mit seinem Rasenmäher darum, dass die großen Dotzlar-D’s an den Ortseingängen immer schön sichtbar bleiben.

Die Ähnlichkeit mit Sirenen

Bleibt die Frage: Wie konnte der Autor dieses Beitrags das Schwalbenhotel am Backhaus neulich bloß mit einer Sirene verwechseln, die er eigentlich fotografieren wollte? Tatsächlich ist die Form ganz ähnlich, mehr aber auch nicht. Übrigens: Die echte Sirene in Dotzlar – sie steht an der Kellerbergstraße, direkt neben dem früheren Gefrierhaus des Dorfes.