Raumland. Auf dem alten Bahndamm unterwegs und an der „Vergessenen Straße“ vorbei geht’s zur schönen Aussicht aufs Berleburger Schloss.

Auf abenteuerlichen Waldpfaden durch eine reiche Vielfalt von Felsklippen, überwachsenen Schieferbrüchen, historischen Spuren des Schieferbergbaus und kleinen Besonderheiten – so wird der „Wittgensteiner Schieferpfad“ beschrieben. Wieder ist es ein Rundweg für die ganze Familie, bei dem man am Auto losläuft – und auch dort wieder ankommt.

Zum Einstieg in den Schieferpfad ideal: entweder der

Wanderparkplatz „Reisegarten“ direkt an der Eder, Raumländer Straße, Nähe Schieferschaubergwerk Raumland, oder

alternativ der Wanderparkplatz „Auf der Lenne“, Bad Berleburg, Emil-Wolff-Straße (L 718).

Besonderer Service wie schon bei der „Via Celtica“: Eine Broschüre mit Wegbeschreibung gibt‘s zum Mitnehmen an den Info-Tafeln beider Start-Orte.

Streckenprofil

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Für unseren Rundweg mit etwa 13 bis 14 Kilometern Länge sollten wir etwa viereinhalb bis fünf Stunden Wanderzeit einplanen.

Startet man die Tour am „Reisegarten“ bei Raumland, geht‘s erst einmal durch ein Portal – und durch die Eder!
Startet man die Tour am „Reisegarten“ bei Raumland, geht‘s erst einmal durch ein Portal – und durch die Eder! © Eberhard Demtröder

Höchste Punkte über 500 Meter: der Kamm des Berges Fredlar, der mystische Eichenwald im Naturschutzgebiet Honert und die reizvolle Aussicht oberhalb von Bad Berleburg hinunter auf die Stadt. „Viele Passagen wurden eigens angelegt, um die Landschaft optimal in Szene zu setzen“, erläutert in einem Info-Flyer zum Schieferpfad der heimische Wanderweg-Gestalter Rüdiger Grebe. „Einige Passagen der sehr spannenden Wegführung sind geradezu abenteuerlich.“ Das zeigt auch unser Test.

Laut BLB-Tourismus GmbH ist der Schwierigkeitsgrad des Schieferpfades „mittel“. Der Anteil der Pfade und schmalen Wege liegt bei 49 Prozent. Der Wegbelag: 65 Prozent Naturweg, 23 Prozent leicht befestigt, zwölf Prozent Asphalt/Beton, heißt es im Internet-Portal www.wanderinstitut.de. Der „Wittgensteiner Schieferpfad“ läuft teilweise parallel mit den Themenwegen „Via Celtica“ und „Via Adrina“.

Im Vergleich etwa zur anspruchsvollen „Via Celtica“ verläuft der „Wittgensteiner Schieferpfad“ eher auf Wegen, in denen nicht unbedingt Kletterkunst vom Wanderer verlangt wird – es gibt aber auch einige mühsame Passagen.

Fürs Streckenprofil bedeutet das in der Wertung: 3 von 5 Sternen

Ausrüstung

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Auf jeden Fall empfehlenswert ist festes Schuhwerk und ausreichend Rucksack-Verpflegung für eine ganztägige Tour, vor allem aber genug Getränke für unterwegs. Eine Navigation übers Smartphone per Wander-App – etwa von Komoot – ist ein guter Tipp, wenn man sich nicht ausschließlich auf die Wegezeichen verlassen möchte.

Die Route ist lauftechnisch anspruchsvoll und verlangt zumindest passagenweise Kondition, etwa auf der Honert oder über den Fredlar. Es reichen aber solide Wanderschuhe und bequeme Kleidung, bei Bedarf Regenschutz.

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Für die nötige Ausrüstung vergeben wir 4 von 5 Sternen

Orientierung

Warum ist die Fledermaus das Symbol des Schieferpfades? Die Erklärung: Immerhin zehn von 17 Fledermaus-Arten, die im Kreis Siegen-Wittgenstein nachgewiesen sind, leben nachweislich im Naturschutzgebiet Grubengelände Hörre. Damit stellen die Stollen ein bedeutendes Fledermaus-Quartier dar. Zu den sicher nachgewiesenen Arten zählen unter anderem die Fransenfledermaus, das Große Mausohr sowie Kleine und Große Bartfledermaus.
Warum ist die Fledermaus das Symbol des Schieferpfades? Die Erklärung: Immerhin zehn von 17 Fledermaus-Arten, die im Kreis Siegen-Wittgenstein nachgewiesen sind, leben nachweislich im Naturschutzgebiet Grubengelände Hörre. Damit stellen die Stollen ein bedeutendes Fledermaus-Quartier dar. Zu den sicher nachgewiesenen Arten zählen unter anderem die Fransenfledermaus, das Große Mausohr sowie Kleine und Große Bartfledermaus. © Eberhard Demtröder

In der Regel gut, übrigens in beide Richtungen. So haben wir den Weg vom Wanderparkplatz an der Landstraße L 718 bei Meckhausen (Ankerpunkt 4) aus über „Reisegarten“ Raumland, Wanderparkplatz „Auf der Lenne“ und zurück zum Ausgangspunkt erkundet – und es hat gut geklappt.

Auch hier gilt wie schon bei der „Via Celtica“: Beim Wandern stets die Augen offenhalten, um keines der Wegezeichen zu verpassen. Sie führen oft unvermittelt zum Beispiel von einem Waldweg direkt auf einen unscheinbaren Pfad mitten durchs Gelände. Eine durchgängige und sichere Markierung garantiert übrigens der Sauerländische Gebirgsverein (SGV). Danke schön!

Besser ein Wegezeichen mehr als eines zu wenig – vor allem solche mit direkten Hinweisen auf die Ankerpunkte, die in der Info-Broschüre angegeben sind, wären auch auf dieser Route allerdings wünschenswert.

Wir vergeben in Sachen Orientierung: 3 von 5 Sternen

Rastplätze/Einkehr

Für den Verzehr der Rucksack-Verpflegung bieten sich immer wieder Ruhebänke am Weg an.

Rastplatz mit Schutzhütte etwa am „Reisegarten“ bei Raumland, aber auch an verschiedenen Stellen im weiteren Streckenverlauf, etwa am Wanderparkplatz „Auf der Lenne“

Die nächsten Gaststätten oder Cafés befinden sich in der Bad Berleburger Kernstadt.

Der Wanderer

Den Wittgen­steiner Schieferpfad erwandern Sie heute auf dieser Seite mit Eberhard Demtröder (54).

Während meine „Alltagstouren“ vor allem an Wochenenden eher auf Wald- und Wirtschaftswegen laufen, hatten zumindest zwei der drei Wanderwege, die ich Ihnen im Verlauf unserer Serie vorstelle, für mich schon einen etwas höheren Anspruch. Und an so manchen Stellen auf der Strecke muss man dann auch mal tiefer durchatmen.

Dankenswerterweise viele Ruhebänke am Weg, zum Teil sogar überdacht – aber weder Gaststätten noch Cafés zur Einkehr.

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Das Ergebnis in der Kategorie Rastplätze/Einkehr: 2 von 5 Sternen.

Höhepunkte

Im Bereich des Naturschutzgebietes Grube Hörre führt der Weg direkt an Schieferhalden und am Tagebau der ehemaligen Grube Limburg vorbei.

Zwischen Raumland und Dotzlar orientiert sich der Weg am alten Bahndamm der stillgelegten Bahnstrecke von Bad Berleburg nach Allendorf – mit kleinen Abstechern entweder hinunter zur Eder oder auch in einen Totholz-Bereich.

Vor allem das Naturschutzgebiet Fredlar zeichnet sich durch imposante Schiefer-Klippen aus, an denen der Pfad unmittelbar vorbeiführt. Eine gute Gelegenheit für ungewöhnliche Bilder.

Der Blick von einem Punkt unterhalb des Limburgs hinunter auf die Bad Berleburger Kernstadt mit dem Schloss im Hintergrund – entweder durch die Bäume oder auch von einer Ruhebank aus.

Herrlicher Ausblick auf das Schieferdorf Raumland mit seiner Urkirche im Zentrum.

Die „Vergessene Straße“ zwischen Steinbachtal und Fredlar: Hier haben Bad Berleburger Hauptschüler den Abschnitt einer alten Handelsstraße freigelegt. Eine Schautafel beschreibt, wie die Wege genutzt wurden und die Spuren entstanden sind.

Ideal zum Einbauen in die Tour: Das Schieferschaubergwerk in Raumland, Im Edertal, direkt an der L 553 gelegen, bietet Sonderführungen nach Vereinbarung an: Jutta Plaschke, Tel. 0160/3510 221. Erreichbar ist es vom „Reisegarten“ aus über die Raumländer Straße.

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Kurzum: Die Wanderweg-Gestalter haben sich viel Mühe gegeben, die Wanderer abseits ausgetretener Pfade zu ungewöhnlichen Punkten in der Natur zu führen. Dabei liegt der Fokus auf Fels-Formationen.

Für die erlebten Höhepunkte gibt’s 4 von 5 Sternen.

Fazit

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Als erster Premium-Wanderweg der Region wurde der Schieferpfad im Jahr 2005 mit dem Deutschen Wandersiegel ausgezeichnet und begeistert seither seine Besucher. Die Tour führt durch vier Naturschutzgebiete und zahlreiche Biotope.

Der Schieferpfad verläuft in weiten Teilen auch über breitere Wege, wird aber vor allem über den Fredlar und durch die Honert sehr schmal und „zackig“ im Verlauf. Gerade das macht seinen besonderen Charme aus.

In unserer Gesamtwertung kommen wir auf 3 von 5 Sternen.

Interview: „Erste Hilfe auffrischen“

Mit Sven Sonneborn, beim DRK Bad Berleburg Rettungssanitäter und Ausbilder Erste Hilfe, sprechen wir über die Unfallgefahr beim Wandern.

Wie oft kommt es in Wittgenstein vor, dass Wanderer verunglücken?

Sven Sonneborn: „Man könnte so ein kleines Erste-Hilfe-Set mitnehmen – mit Material wie im Verbandskasten, also Pflaster, Mullbinden und Latex-Handschuhe. Und irgendwas als Mundschutz.“
Sven Sonneborn: „Man könnte so ein kleines Erste-Hilfe-Set mitnehmen – mit Material wie im Verbandskasten, also Pflaster, Mullbinden und Latex-Handschuhe. Und irgendwas als Mundschutz.“ © DRK

Da passiert schon öfter mal etwas mitten im Wald. Und dann wird‘s ja oft auch schwierig für den Betroffenen, sich bemerkbar zu machen, wenn es am Unfallort gerade keinen Handy-Empfang gibt. Ein Problem ist oft auch mangelnde Ortskenntnis, wenn ich als Wanderer nicht von hier komme.

Was sind die häufigsten Unfall-Ursachen?

Sicherlich das Umknicken mit dem Fuß. Oder dass man dehydriert, weil man zu wenig trinkt. Wichtig deshalb: Ausreichend Flüssigkeit mitnehmen – wie etwa Wasser oder Tee. Und: Je nach Jahreszeit kann es schnell zu heiß werden – bis hin zum Sonnenstich. Oder zum Hitzschlag. Und im Winter? Wenn ich zu dünn angezogen bin, droht Unterkühlung – und das kann zu Kreislauf-Problemen führen. Aufpassen sollten auch Diabetiker, Allergiker oder Leute, die regelmäßig Medikamente brauchen – damit sie die richtigen Utensilien in ihren Rucksack packen.

Wie kann man als Wanderer vorbeugen?

Man könnte so ein kleines Erste-Hilfe-Set mitnehmen – mit Material wie im Verbandskasten, also Pflaster, Mullbinden und Latex-Handschuhe. Und irgendwas als Mundschutz. Das kann auch ein Dreieckstuch sein, das ja immer auch anders verwendet werden kann. Und vielleicht sollte man auch als Wanderer vorher mal seine Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen. Für passende Kurse kann man sich beim DRK melden. Dabei geht es übrigens auch um so ein wichtiges Thema wie Wiederbelebung.

DRK im Internet: www.drk-bad-berleburg.de