Wittgenstein/Hamm. Das Oberlandesgericht verkündet am Donnerstag seine Entscheidung. Politisch aber wird das Wisentprojekt brisant bleiben.

Am Donnerstagmittag fällt die Entscheidung vor dem Oberlandesgericht in Hamm. Und damit wird ein großer Schritt zur Klärung der Zukunft der Wisente im Rothaargebirge gemacht. Mit Spannung erwarten sowohl die klagenden Waldbauern Hubertus Dohle und Georg Feldmann-Schütte aus Oberkirchen als auch der Trägerverein des Wisentprojektes aus Bad Berleburg, was der Senat in dieser Sache verkündet.

Einen Fingerzeig hatte das Gericht bereits am 27. Mai im Rahmen der mündlichen Verhandlung gegeben. Damals deutet der Senat an, dass die Rechte der Waldbauern durch die von den Wisenten verursachten Schälschäden an Buchen in nicht hinnehmbarer Weise verletzt würden. Die zentrale Frage des Prozesses ist, ob Waldbesitzer solche Schäden durch ein Naturschutzprojekt hinnehmen müssten, selbst wenn sie finanziell entschädigt werden.

+++ Auch Tötung ist ein Szenario

+++ Tierische Botschafter der Region

Außerdem hatte das Gericht bekundet, dass die Freisetzungsphase der 2013 frei gelassenen Tiere bereits 2016 abgeschlossen gewesen sein müsste. Dadurch hätte ein neuer öffentlich rechtlicher Vertrag formuliert und geschlossen werden müssen.

Dass dies bislang nicht erfolgt sei, bemängelte das Gericht bereits im Mai. Erst durch einen solchen neuen Vertrag könnte die Herde auch in die Herrenlosigkeit überführt werden, was das große Ziel des Artenschutzprojektes nach wie vor ist.

Experten-Gutachten

Neben dieser erneuten juristischen Auseinandersetzung hängt aber auch viel von einer politischen Einigung ab. Diese läuft parallel zwischen dem Trägerverein, den Landkreisen Siegen-Wittgenstein, Olpe und HSK, den beiden Kommunen Bad Berleburg und Schmallenberg sowie der NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser.

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Eberhard Demtröder 
Von Eberhard Demtröder

Grundlage für eine frühestens im kommenden August erwartete politische Entscheidung ist das Gutachten der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo Hannover), deren Entwurf die Westfalenpost exklusiv veröffentlichte. Dieses Gutachten „zu den Perspektiven des Artenschutzprojektes ,Wisente im Rothaargebirge’“ wird „voraussichtlich im August der Öffentlichkeit vorgestellt werden können“, erläuterte der Kreis Siegen-Wittgenstein. Die Westfalenpost hatte die vier in diesem Gutachten aufgelisteten Lösungsmöglichkeiten zum Thema einer Onlineumfrage gemacht. 2880 Personen (Stand 14. Juli 15 Uhr) hatten abgestimmt.

Mit 62 Prozent stimmte die Mehrheit für die Überführung in Herrenlosigkeit. 22 Prozent hatte sich für ein Einfangen und Umsiedeln der freien Herde ausgesprochen. 8 Prozent stimmten für die Tötung der Tiere und 7 Prozent für die Einzäunung in einem Großgatter auf Flächen der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer.

Medienkritik des Vereins

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Der Trägerverein des Wisentprojektes verknüpfte die Ergebnisse unserer Umfrage in seinem eigenen Newsletter mit Kritik an dieser Zeitung: „Das Votum der WP-Leser ist auch deshalb besonders erfreulich“, sagt der Pressesprecher des Wisent-Vereins, Michael Emmrich, „weil die WP im Sauerland dem Projekt in der Tendenz eher kritisch bis ablehnend gegenübersteht. Die Abstimmung zeigt damit auch eine große Differenz zwischen der veröffentlichten Meinung der Redaktion und ihrer Leserschaft. Das lässt uns davon ausgehen, dass die Zustimmung außerhalb der WP-Leserschaft in der Region wahrscheinlich noch sehr viel größer sein wird.“

Den aktuellen Stand der Abstimmung im Internet finden Sie unter www.wp.de/wisentabstimmung