Bad Berleburg. Mit diesem wundervollen Auftakt reiht sich das Duo Gedeck/Knauer in die Liste starker Rezitationsabende ein.

Darauf haben sie gewartet – Publikum, Künstler und Organisatoren. Der nicht enden wollende Applaus zum Abschluss war Ausdruck einer großen Freude und Erleichterung, die im Bad Berleburger Bürgerhaus zu greifen war.

Und der Beifall war auch der Lohn für einen wundervollen Auftakt der 48. Internationalen Musikfestwoche.

Knapp 200 Zuhörer waren gekommen um unter Pandemie-Bedignungen dem Programm
Knapp 200 Zuhörer waren gekommen um unter Pandemie-Bedignungen dem Programm "In einem Weltmeer von Harmonie" zu hören, bei dem Martina Gedeck aus Texten und Briefen las und dabei von Sebastian Knauer am Flügel begleitet wurde. Im Mittelpunkt stand die intensive Begegnung der Schriftstellerin Bettina von Arnim mit Ludwig van Beethoven. © WP | Bastian Grebe

„In einem Weltmeer von Harmonie“ lautet der Titel des Programms aus Rezitation und Klavierstücken, bei dem Sebastian Knauer die Schauspielerin Martina Gedeck begleitete. Das Bühnenprogramm inszeniert die Begegnung zwischen der damals 25-jährigen Dichterin Bettina von Arnim und dem 40-jährigen Musikgenie Ludwig van Beethoven. Sebastian Knauer illustrierte am Flügel mal kraftvoll und mal sensibel mit Sonaten das Wesen des Komponisten. Dabei konnte der Zuhörer spüren, wie sehr die ebenso geistreiche wie schöne „Bettine“ den griesgrämigen Meister aus seiner selbstgewählten Isolation geholt hat.

+++ Endlich wieder Konzerte in Bad Berleburg

Die Texte hatte Sebastian Knauers Vater Wolfgang ausgewählt. Sie stammen aus Goethes „Briefwechsel mit einem Kinde“, Clemens Brentanos „Frühlingskranz“ aber auch aus Briefen und Handschriften der Bettina von Arnim. Martina Gedeck ließ daraus nur mit ihrer Stimme und ihrem Gesichtsausdruck ein intensives Bild werden.

+++ Das erste Philharmoniekonzert nach dem Lockdown

Mit diesem wundervollen Auftakt reiht sich das Duo Gedeck/Knauer in die Liste starker Rezitationsabende mit Klaus Maria Brandauer oder Ulrich Tukur ein, die mit der zuvor rein musikalischen Tradition der Musikfestwoche brachen und etwas Neues - sehr erfolgreich – gewagt haben. Etwas Neues ist das Stichwort auch für den Start in die erste kulturelle Veranstaltungsreihe in Südwestfalen nach dem Lockdown. „Noch nie haben wir uns so sehr auf die Festwoche gefreut, wie in diesem Jahr“, berichtet der Vorsitzende der Kulturgemeinde Bad Berleburg Andreas Wolf in seinen Eröffnungsworten und bekräftigt: „Wir hatten den festen Willen, sie nicht noch einmal ausfallen zu lassen.“

Wagnis Musikfestwoche

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Und doch war es ein Wagnis. Am 28. Juni 2020 hatte die Organisatoren im Foyer des Bürgerhauses das Programm präsentiert - in der Hoffnung, dass alles wie geplant stattfinden könnte. Der Vorverkauf war sehr gut angelaufen, als dann im April klar war, dass es 2020 keine Musikfestwoche geben könnte. Nun, eineinhalb Jahre später kann Wolf der Situation doch ein kleines positives Stückchen abgewinnen: „Die lange Zeit des Verzichts“ hat die Menschen dankbar für kulturelle Angebote gemacht. Und das Festhalten an den Plänen, die Arbeit an Konzepten aber auch die dauerhafte Unterstützung durch Sponsoren aus der Wirtschaft und durch die Stadt Bad Berleburg haben die Kulturgemeinde weiter machen lassen. „Wir haben auch in der Pandemie ein hervorragendes Programm und ich bin mir sicher, dass sie gut unterhalten werden“, so Wolf.

Glückliche Künstler

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Auch Sebastian Knauer, der nicht nur die Musikfestwoche am Flügel begleitet, sondern auch als künstlerischer Leiter für das Programm verantwortlich ist, war gerührt: „Wir sind über allen Maßen glücklich, wieder für richtige Menschen und nicht für einen roten Punkt zu spielen“. Und Knauer zollte den rund 200 Zuhörern im fast ausverkauften Bürgerhaus Respekt dafür, das gesamte Konzert - wegen der Pandemie ohne Pause - mit Maske zugehört zu haben: „Danke, dass sie durchgehalten haben.“ Und mit Blick auf die folgenden Abende betonte Knauer für sich und die Musiker: „Wir werden jeden Tag, jede Sekunde genießen.“ So konnten an diesem Abend Publikum und Interpreten nach Monaten der Pandemie „In einem Weltmeer der Harmonie“ auftankten und ihren Hunger nach Kultur stillen.