Bad Berleburg. Zum Teil habe der Distanz-Unterricht bei Schülern auch zu einer „Entwöhnung“ vom konzentrierten Lernen geführt, sagt Realschulleiter Müller.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Schule und Bildung? Zum Teil gravierende, sagen die Vertreterinnen und Vertreter der Bad Berleburger Schulleitungen.
Grundschulen
„Alle Schulen haben da ganz gut mitgezogen“, blickt für die Grundschulen Monika Weber, Leiterin der Edertalschule in Berghausen und Dotzlar, auf das vergangene Schuljahr zurück. „Und die meisten Eltern hatten viel Verständnis.“ Allerdings sei die Organisation des Distanz-Unterrichts per Video-Konferenz doch schon sehr schwierig gewesen, „weil nicht alle Kinder erreicht wurden“, bedauert Weber. Mindestens einmal in der Woche „haben wir bei den Kindern angerufen“.
Lesen Sie auch: Bad Berleburg: Zehn Eingangsklassen für 152 I-Männchen
Eine Notbetreuung sei zwar angeboten, aber „nicht so angenommen“ worden, berichtet Weber – vor allem nicht auf den Dörfern.
Hauptschule
„Nur sehr wenige Betreuungsschüler“ meldet auch Christina Feige-Meyer, Leiterin der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Hauptschule. Schwierig sei ein neuer Stundenplan für den Wechsel-Unterricht gewesen, weshalb man sich dabei vorwiegend auf die Hauptfächer konzentriert habe.
Zugleich sei die Schule bei den zehnten Klassen „mit sehr guten Abschlüssen durchgekommen“, lobt Feige-Meyer. „Wir haben keinen zurücklassen müssen.“
Gymnasium
Christoph Achenbach, stellvertretender Leiter des Johannes-Althusius-Gymnasiums, hebt das gute Hygiene-Konzept an der Schule hervor. Es habe ganz wesentlich dazu beigetragen, dass sich von den rund 500 Schülerinnen und Schülern bislang offensichtlich niemand mit dem Corona-Virus angesteckt habe.
Lesen Sie auch: Bad Berleburg: Traumnote 1,0 fünfmal vergeben
Fehlende digitale Geräte für den Distanz-Unterricht daheim bei den Schülern habe das JAG inzwischen gut ausgleichen können – mit eigenen Leihgeräten, angeschafft von der Stadt als Schulträger. Derzeit überlege das Lehrer-Kollegium, so Achenbach weiter, „wie wir Förderprogramme in der nächsten Zeit aufstellen können“. Davon sollen die Schüler profitieren, um notwendigen Lernstoff aufzuarbeiten.
Realschule
„Dauerhaft macht Schule unter solchen Bedingungen keinen Spaß“, sagt Manfred Müller, Leiter der Städtischen Realschule, angesichts der Einschränkungen durch Corona im abgelaufenen Schuljahr. Allerdings habe die Notsituation für die Digitalisierung des Unterrichts „einen echten Schub gebracht“, stellt Müller fest. Dabei zeige sich, wie unterschiedlich die Schulen in Wittgenstein mit den Lernmanagement-Systemen umgingen.
Lesen Sie auch: Berleburg: Realschule für Fünftklässler besonders beliebt
Und: Im digitalen Unterricht seien Lerninhalte oft überhaupt nicht zu vermitteln. Zugleich wünschten sich die Lehrer-Kollegen für die Jahrgangsstufen 5 und 6 mehr Zeit für Unterrichtsstunden nur zur sozialen Interaktion. Zum Teil habe der Distanz-Unterricht bei Schülern auch zu einer „Entwöhnung“ vom konzentrierten Lernen geführt.
Das sagt der Schulträger
Mittlerweile habe die Stadt Bad Berleburg als Schulträger die notwendigen digitalen Endgeräte für Schüler, Lehrer sowie die Notbetreuung in die Schulen gebracht, so Regina Linde, im Rathaus Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste. Allerdings klagten die Schulleiter derzeit noch über mäßigen technischen Support.
Lüftungsanlagen seien derzeit in den Turnhallen zweiter Berleburger Grundschulen im Einsatz, so Manuel Spies, städtischer Immobilien-Manager.
Rückfragen der Politiker
Wie Corona denn auf die Psyche der Schülerinnen und Schüler gewirkt habe, wollte in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales, Bildung, Sport und Kultur von den Vertretern der Schulen wissen.
Hier seien die Schüler nach Monaten regelrecht „aufgegangen“, ist Christoph Achenbach von der JAG-Schulleitung aufgefallen.
Lesen Sie auch: Schule und Kita während Corona: Drei Betroffene berichten
Christina Feige-Meyer von der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Hauptschule berichtet von zwei Fällen um die sich die Schulsozialarbeiterin kümmere. Und Monika Weber meldet für die Grundschulen, dass die Schulsozialarbeiterin wochenweise zur Beratung an den einzelnen Standorten unterwegs sei.
Zahlen fürs kommende Schuljahr
Die weiterführenden Schulen in Bad Berleburg werden zum kommenden Schuljahr 2021/2022 mit insgesamt 181 Schülerinnen und Schülern unter dem Strich deutlich mehr Fünftklässler aufnehmen als noch ein Schuljahr zuvor mit 164 Schülern. An der Ludwig-zu-Sayn-Wittgenstein-Hauptschule sollen mit 27 Schülern zwei, an der Realschule Bad Berleburg mit 90 Schülern vier und am Johannes-Althusius-Gymnasium mit 64 Schülern drei Eingangsklassen gebildet werden.
Mit Blick auf die Übergangsquoten, die „in diesem Jahr nicht besonders auffällig“ seien, merkt Andreas Kus als Leiter der Abteilung Schulen im Bad Berleburger Rathaus an, dass immerhin 64 Prozent der Viertklässler mit einer Empfehlung für die Hauptschule von ihren Eltern auch dort angemeldet worden seien. Zum Vergleich: Von den Eltern der Kinder mit Empfehlungen für die Hauptschule/eingeschränkt Realschule haben sich nur 18 Prozent für den Übergang an die Hauptschule entschieden (Vorjahr: 15 Prozent), während für 82 Prozent der Kinder eine andere Schulform, überwiegend die Realschule, gewählt worden ist.
Unter den Übergängern befinden sich laut Kus nach derzeitigem Stand drei Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf im Förderschwerpunkt Lernen, eine vergleichsweise niedrige Zahl. Kus prognostiziert jedoch für den Schulwechsel im kommenden Jahr wieder eine deutlich höhere Anzahl von Kindern im Gemeinsamen Lernen – er rechnet derzeit mit zwölf. Aufnahmebereit sind sowohl die Haupt- als auch die Realschule.