Erndtebrück. Der gebürtige Wingeshäuser Uwe Weinhold macht jetzt in der Edergemeinde Politik. Für die „Route 57“ und gegen Windräder in Wittgensteins Wäldern.

Nur mit einer gut ausgebauten B 62 lassen sich heimische Unternehmen in Erndtebrück halten – davon ist der CDU-Politiker Uwe Weinhold (60) überzeugt. Und: Windräder gehören nicht in Wittgensteins Wälder, betont der Polizeihauptkommissar im Interview mit unserer Redaktion. Vielmehr müsse die Bewirtschaftung des Waldes selbst verstärkt unterstützt werden.

Seit der Kommunalwahl vom Herbst 2020 sind Sie sachkundiger Bürger im Erndtebrücker Ausschuss für Feuer-, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Wie haben Sie inzwischen als ehemaliger Berghäuser in die Erndtebrücker Politik hineingefunden?

Steckbrief: Uwe Weinhold

Uwe Weinhold (60), Hauptkommissar in der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein, wächst in Wingeshausen auf und lebt von 1988 bis 2020 in Berghausen. Dort macht er 25 Jahre Politik für die CDU-Ratsfraktion Bad Berleburg. Weinhold ist jahrelang Vorsitzender des damaligen CDU-Ortsverbandes Berghausen.

Seit 2020 ist Weinhold in Erndtebrück verheiratet. Seine Hobbys sind Radfahren, Wandern – und nicht zuletzt die Kommunalpolitik.

Uwe Weinhold: Zunächst kann ich sagen, dass ich in Erndtebrück von den Bürgern herzlich aufgenommen worden bin. Die gesamte Nachbarschaft in der Grimbachstraße zum Beispiel hat mit so akzeptiert, wie ich bin. Ich habe mich sehr gefreut, dass die CDU-Fraktion Erndtebrück auf mich zugekommen ist und mich wegen meiner langjährigen Erfahrung um Mithilfe gebeten hat. Da habe ich sofort zugesagt, weil ich meine, es lohnt sich für diese Demokratie, unseren Staat einzutreten. Das ist zwar oft hart, aber besser als eine Diktatur. Ich bin sowohl von allen Erndtebrücker Parteien, als auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung respektvoll aufgenommen worden.

Fürchten Sie, dass uns eine Diktatur droht?

Vielleicht. Wenn zum Beispiel die Mehrheit der politischen Entscheidungen von hoher politischer Ebene gefällt werden und die Meinung des Volkes nicht mehr beachtet wird, dann wird es gefährlich. Etwa beim Regionalplan, der im Moment heftig diskutiert wird.

Was ist an der Arbeit der CDU Erndtebrück anders als in der Politik der CDU Bad Berleburg?

Die Personen sind naturgemäß andere, der politische Ablauf ist ziemlich identisch. Wer mich kennt, weiß, dass ich grundsätzlich versuche, zum Wohle der Allgemeinheit zu entscheiden und nicht zum Wohle der Partei. Das kostet schon mal Nerven.

Wo liegen Ihre politischen Ziele und Schwerpunkte in und für Erndtebrück?

Packt Probleme in kontroverser Diskussion gerne bei den Hörnern: Uwe Weinhold, CDU-Politiker in Erndtebrück. Zuvor machte er 25 Jahre Politik für die CDU in Bad Berleburg.
Packt Probleme in kontroverser Diskussion gerne bei den Hörnern: Uwe Weinhold, CDU-Politiker in Erndtebrück. Zuvor machte er 25 Jahre Politik für die CDU in Bad Berleburg. © Eberhard Demtröder

Als sachkundiger Bürger bin ich im Ausschuss für Feuer-, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Dieser Ausschuss liegt mir sehr am Herzen, alleine von Berufs wegen. Ich möchte, dass die Feuerwehr und der Katastrophenschutz über bestmögliche Ausbildung und Gerätschaften verfügt, weil jeder von uns zu jeder Sekunde in Not geraten kann. Wie schön ist es dann, wenn professionelle, ausgebildete Helferinnen und Helfer einer in Not geratenen Person helfen oder Sachwerte von bedeutenden Wert geschützt werden können. Es kann in unserem reichen Staat nicht sein, wenn es um Leben und Tod geht, dass die lebensnotwendige Hilfe wegen angeblich nicht vorhandenen Geldern scheitert. Gerade in Corona-Zeiten haben wir festgestellt, dass Geld genug da ist – man muss nur die richtigen Prioritäten setzen.

Als Polizeihauptkommissar in der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein fungieren Sie unter anderem als Islam-Kontakt-Beamter. Erfahrungen, die man auch in der politischen Diskussion nutzen kann?

Meine Erfahrung ist, dass die ausländischen Mitbürger sich im Kreis Siegen-Wittgenstein überwiegend wohl fühlen.

Sie selbst pendeln vermutlich täglich von Wittgenstein ins Siegerland. Wie bewerten Sie den Stand der Dinge in Sachen „Route 57“, gerade für Erndtebrück ein drängendes politisches Thema?

Seit 1975 gehört Wittgenstein zu Siegen. Straßenbaumäßig hat sich eigentlich für uns Wittgensteiner nichts, aber auch gar nichts getan. Wer sich dem dreispurigen Ausbau der B 62 verschließt, muss damit rechnen das familiengeführte Unternehmen in Wittgenstein eines Tages notwendige Konsequenzen ziehen und eventuell die Region verlassen werden. Es wäre schön, wenn wir das gemeinsam verhindern könnten – ansonsten möchte ich den Aufschrei in der Region nicht hören.

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Welche Relevanz sehen Sie in Erndtebrück beim Thema „Windkraft“, auch mit Blick auf den derzeit kontrovers diskutierten Regionalplan?

Ich verschließe mich nicht erneuerbaren Energien, aber Industrieanlagen gehören nicht in den Wald. Und nichts anderes sind Windkraftanlagen. Wir zerstören Natur, um das Klima zu schützen. Geht’s noch? In Wirklichkeit geht es, eigentlich wie immer, nur ums Geld. Der Staat – das sind wir übrigens alle – sollte die vom Borkenkäfer geschädigten Waldbesitzer großzügig unterstützen. Hat sich schon einmal jemand die Frage gestellt, aus welchem Stoff die nächsten Dachstühle gebaut werden sollen, wenn es keine bewirtschafteten Waldflächen mehr geben sollte?

Was verbindet Sie mit der Kulturinitiative Erndtebrück?

Die Kulturinitiative Erndtebrück werde ich politisch immer unterstützen. Wie wichtig „Kultur“ ist, sehen wir ja jetzt gerade in der Pandemie, wo nichts mehr stattfindet. Wünschen würde ich mir allerdings, dass das ehrenamtliche Engagement der Verantwortlichen bei Veranstaltungen besuchermäßig mehr gewürdigt würde.

Was verbindet Sie mit der Bürgerinitiative Flüchtlingshilfe Erndtebrück?

Bislang hatte ich zur Flüchtlingshilfe keine privaten Kontakte. Wir müssen aber als Gesellschaft Menschen in Not helfen – nach dem Motto: „Die Starken helfen den Schwachen.“ Die Menschlichkeit muss absolut im Vordergrund stehen. Sollten Menschen allerdings unser Staatssystem der freien demokratischen Grundordnung ablehnen, sollte der Staat die notwendigen rechtlichen Konsequenzen aufzeigen können.

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Was verbindet Sie noch mit Bad Berleburg?

Mit Bad Berleburg verbindet mich genauso viel wie mit Bad Laasphe und Erndtebrück. Alle drei Kommunen bilden Wittgenstein – und das ist meine Heimat. Dort leben meine Bekannten, Freunde und Familienangehörige. Wittgenstein ist ein Paradies, welches nicht zerstört werden sollte.

Für den Wechsel in die Erndtebrücker Politik sind Sie nach Erndtebrück umgezogen. Wie schwer fiel Ihnen eigentlich dieser Ortswechsel?

Ich bin nicht wegen der Politik nach Erndtebrück gezogen, sondern wegen der Liebe zu meiner Frau und ihren Kindern.

Im Vorstand des CDU-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein sind Sie derzeit einer von zehn Beisitzern. Inwiefern kann man da auch auf Kreisebene politisch aktiv sein?

Mein Vorteil ist, dass ich ein umfangreiches politisches Netzwerk besitze, das es mir ermöglicht, unterschiedlichste Interessensgruppen an einen Tisch zu bringen, um Impulse für das Gemeinwohl zu setzen – etwa bei der Windkraft.

Die Ortsdurchfahrt Berghausen steht ganz offensichtlich vor der Ertüchtigung. Was sagen Sie als früherer Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Berghausen dazu?

Ich freue mich für die Berghäuser, wenn auch dieser katastrophale Straßenabschnitt endlich ausgebaut wird. In Deutschland dauern Entscheidungen wie diese oftmals viel zu lange.

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Erinnert Sie das an den Kampf damals für den Ausbau der Landesstraße L 553 zwischen Berghausen und Aue?

Der Ausbau der L 553 von Aue nach Berghausen war für den CDU-Ortsverband Berghausen eine andere Hausnummer. Wir als CDU-Ortsverband sind damals zunächst von vielen Menschen belächelt worden. Das hörte schlagartig auf, als das Verkehrsministerium in Düsseldorf mehrere Millionen Euro für den Ausbau zur Verfügung stellte. Da wollten es auf einmal alle gewesen sein , nach dem Motto „Der Erfolg hat viele Väter und Mütter“.