Wittgenstein. Im Vergleich zu den Jahren vor Corona ist die Zahl der Hochzeiten in Wittgenstein kaum gesunken. Doch wie läuft die Trauung während der Pandemie?

Normalerweise gehört die Hochzeit zu den schönsten Tagen im Leben eines Paares. Doch die Corona-Krise verhindert große ausgelassene Feiern zur Trauung. Wie sieht es in Wittgenstein aus: Wie viele Paare geben sich trotz Pandemie das Jawort? Wie hat sich die Anzahl der Hochzeiten im Vergleich zu den Jahren vor Corona verändert? Und was ist in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück aktuell erlaubt?

Die Entwicklung

Im Vergleich zu den Jahren „vor Corona“ ist die Anzahl der Trauungen in Wittgenstein nicht zurückgegangen. In Erndtebrück wurden 2019 14 Paare getraut und im vergangenen Jahr 22. In Bad Berleburg gaben sich 2020 123 Paare das Ja-Wort – ein Jahr zuvor waren es 122. Einzig in Bad Laasphe ist ein Rückgang zu erkennen – von 57 Paaren (2019) auf 35.

„Inwieweit sich diese Zahl auf die Corona-Pandemie zurückführen lässt, ist schwer zu sagen, da im ersten Quartal eines Jahres in der Regel eh weniger Trauungen stattfinden – auch in Nicht-Corona-Jahren“, heißt es seitens der Stadt Bad Laasphe. Die Hochzeitssaison starte traditionell erst im Mai. Es gebe für das laufende Jahr bereits einige vorgemerkte Termine. Auch in Erndtebrück und Bad Berleburg gebe es einige geplante Hochzeiten in den Sommermonaten.

In Bad Berleburg und Erndtebrück sind die Zahlen von 2019 auf 2020 sogar noch einmal gestiegen – Corona scheint den Hochzeiten also nur bedingt im Wege zu stehen. Wenn es Absagen gab, dann hing das oft mit besonderen Trauorten – wie der Berleburger Orangerie – zusammen, berichtet Michael Seiffert, Abteilungsleiter Standesamt, Bürgeranregungen und Soziales: „Einige Paare, die gern eine größere Feier an einem der besonderen Trauorte – insbesondere in der Orangerie am Schlosspark – veranstaltet hätten, haben den mit uns vereinbarten Termin unter Hinweis auf die Corona-Beschränkungen abgesagt beziehungsweise auf dieses Jahr verschoben. Trotzdem ist die Zahl der Eheschließungen insgesamt nicht gesunken.“ In diesem Jahr trauten sich in Bad Berleburg bislang 12 Paare, in Bad Laasphe zehn und in Erndtebrück vier (Stand Mitte Mai).

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Die Gründe

Was spricht für und was gegen eine Hochzeit – trotz Corona? „Nicht selten haben Paare die Auffassung vertreten, dass sie sich lieber zu einem späteren Zeitpunkt trauen lassen möchten, an dem die Hochzeitsfeier mit vielen Gästen wieder möglich ist. Genauso hat es aber auch Paare gegeben, die sich trotz oder gerade wegen der ganzen Umstände haben trauen lassen. Die Auffassungen hierüber waren durchaus unterschiedlich“, heißt es seitens der Stadt Bad Laasphe.

In Bad Berleburg, wo die Zahl der Trauungen konstant geblieben ist, erlebt Michael Seiffert, dass es vielen Paaren „wichtig ist, rechtlich verbundene Eheleute zu werden und nehmen in Kauf, dass eine kirchliche Trauung und/oder eine große Feier erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden darf.“ Die gleichbleibenden Zahlen ließen sich also damit erklären, dass viele Paare die standesamtliche Trauung trotz Corona durchziehen, die große Feier mit allen Freunden und Verwandten aber noch verschieben.

Die Regeln

Wer sich für eine Hochzeit in Corona-Zeiten entscheidet, muss bei der standesamtlichen Trauung einige Regeln beachten. Die Kontaktdaten werden erfasst. Neben den Abstands- und Hygienevorschriften gilt für alle Anwesenden eine Maskenpflicht. In Bad Berleburg können der Standesbeamte sowie das Brautpaar von dieser Regel befreit werden.

In Erndtebrücker Trauzimmer sind fünf Personen erlaubt, im Ratssaal zehn. In Bad Laasphe sind sechs Gäste zugelassen. Im Bad Berleburger Trauzimmer dürfen zusätzlich zum Standesbeamten acht Personen anwesend sein. Für alle besonderen Trauorte gilt einheitlich eine Höchstzahl von 14 Personen.

Die Betroffenen

Steffi Treude und ihr Lebensgefährte haben ihre Hochzeit bereits zum zweiten Mal verschoben – im letzten und in diesem Jahr. „Das ist natürlich nicht schön, aber wir sind der Meinung, dass es in dieser Zeit viel Schlimmeres gibt als eine verschobene Hochzeit. Uns ist es wichtiger, dass wir mit Freunden und Familien zusammenfeiern können. Deshalb warten wir, bis das wieder möglich ist“, sagt sie und versucht, auch das Positive in der Situation zu sehen: „Aus unserer Sicht kann es auch eine Chance sein, dass so viele Hochzeitsfeiern nicht stattfinden konnten und können. Der Anspruch an diesen Tag ist in den letzten Jahren gefühlt ja immer höher geworden. Jetzt lernen viele zu schätzen, dass sie überhaupt feiern dürfen – und dass eine kleine Hochzeit im engsten Kreis sehr schön sein kann.“

Für die Catering-Dienste gibt es nicht viel Positives in der aktuellen Situation. Sie sind auf große Feiern mit Freunden und Familie angewiesen – und müssen daher seit nunmehr knapp eineinhalb Jahren große Verluste einstecken. „Wir haben keine Aufträge, alles wurde verschoben“, berichtet etwa Irene Richter von „Catering Richter“ in Bad Laasphe. Und auch Ulrich Pohl vom Partyservice „Pohl à la carte“ spricht von einer „sehr schwierigen Situation. Es finden keine Feiern statt, aber der Kostenapparat ist für uns weiterhin riesig.“

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