Aue. Muss der Bahnübergang „Zu den Gründen“ in Aue sicherer werden? Die Meinungen dazu gehen auseinander. Anlieger sehen kaum Gefahr für den Verkehr.

Wird der Bahnübergang an der Einmündung der Straße „Zu den Gründen“ in die Hauptstraße (L 553) nach dem Knoten „Zum Heilbach“ der zweite im Ort mit sicheren Schranken? Denkbar wäre es zumindest, lässt die Deutsche Bahn AG erkennen – nachdem Messungen bestätigt hätten, „dass sich der Verkehr augenscheinlich an diesem Bahnübergang in seiner Art und Menge geändert hat“.

Die Beleuchtung

Einfach nur unsicher? Oder doch überflüssig?

Nahezu 40 Übergänge zählt der Vorsitzende des Arbeitskreises Schienenverkehr, Horst Günter Linde, allein auf dem Abschnitt zwischen Erndtebrück und Bad Berleburg.

Und im Grunde müsse man für jeden einzelnen überlegen, ob er entweder sicherer gemacht werden solle – oder aber überflüssig sei. Viele der Übergänge kreuzen lediglich Wirtschaftswege.

In Sachen Sicherheit bereits umgesetzt: eine provisorische Beleuchtung des Übergangs, die bis Ende 2021 „einer fest installierten Beleuchtung“ weichen soll, so die Bahn auf Anfrage unserer Redaktion. Während die Anlieger in dem bislang unbeschrankten Übergang kaum Gefahr für den Straßenverkehr sehen, setzt sich der Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen Bahn und Bus für eine bessere Sicherung ein – und wirbt dafür mit Vorteilen auch für die Anlieger.

Die Holz-Transporte

Zu den neuen Erkenntnissen kamen Bahn und Eisenbahnbundesamt bei einer routinemäßigen Besichtigung des Bahnüberganges. Tatsächlich hat sich hier nach Informationen unserer Redaktion in der Vergangenheit beispielsweise die Zahl der Holz-Transporte erhöht, die zu einem großen Teil früh morgens den Übergang passieren. „Die fahren mittlerweile Tag und Nacht“, so Andreas Becker, bei der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer Leiter des Reviers Wingeshausen direkt an der alten Kreisstraße 42. „Wir verkaufen das Holz – und dann geht das weg.“ Allerdings: „Wir sind mit der Holzabfuhr auch inzwischen durch“, so Becker weiter. Er würde eine Ampel oder Schranke zur Sicherheit begrüßen. Die bereits installierte provisorische Beleuchtung dagegen betreffe wohl eher die Fußgänger als die Fahrzeuge am Übergang, meint Becker.

Das sagt der Arbeitskreis

Wie auch immer: Auch dieser Übergang müsse sicherer werden, findet Horst Günter Linde, Vorsitzender des Arbeitskreises Schienenverkehr. Schon deshalb, um „für die Fahrtstrecke von Erndtebrück nach Bad Berleburg ein paar Minuten an Zeit rausholen“. Jedenfalls könne der Zug der Rothaarbahn bei einem Übergang mit Schranke locker Tempo 60 statt 30 fahren. Und der Bahnübergang in Alt-Aue sei nicht zu unterschätzen, warnt Linde – „der ist vielbefahren“. Noch ein Vorteil der Schranken-Regelung: Die Züge, die hier zwischen 6 und 23 Uhr „quasi im Halbstunden-Takt“ verkehren, müssten bei der Durchfahrt nicht mehr pfeifen. Im Klartext: Deutlich weniger Lärm für die Anwohner.

Die Anwohner

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Die direkten Anwohner des Bahnübergangs hat die Bahn vorab über die provisorische Beleuchtung informiert, die nun schon mehrere Monate in Betrieb ist. „Die Lampen stehen bestimmt schon ein Vierteljahr“, schätzt eine Anwohnerin. Und die Holz-Fahrzeuge seien oft schon um 3 oder 4 Uhr Richtung Wald unterwegs, also im Dunklen. An das Pfeifen der Züge bei der Durchfahrt hätten sich die Anwohner schon längst gewöhnt. „Über Tag ist das nicht schlimm“, sagt eine Nachbarin über das Pfeifen – „aber morgens“, zumal der Zug „direkt vor dem Schlafstuben-Fenster vorbei“ fahre. „Doch das hören wir schon gar nicht mehr. Wir wohnen schon 60 Jahre hier.“

Das Strecken-Konzept

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Sichere Übergänge, aber auch vernünftig hergerichtete Bahnsteige, die nicht aussehen wie zum Beispiel der in Raumland – das und auch die Vermeidung von Leerfahrten auf der Rothaarbahn seien Forderungen als Basis eines Gesamtkonzepts für die Strecke, so Linde. Und dessen Ziele müssten noch dieses Jahr in Angriff genommen werden, findet der AK-Vorsitzende. „Das steht bei uns in der Agenda schon lange ganz oben.“ Dieses Konzept müsse jetzt dringend an Politik und Bahn herangebracht werden – was Corona bislang jedoch verhindert habe.

Das Unfall-Geschehen

„Ein beschrankter Bahnübergang – was soll das bringen?“ Das fragt sich jedenfalls Matthias Fischer, Geschäftsführer der SAB Sägewerksanlagen GmbH ganz in der Nähe des Übergangs. „Da ist doch in den ganzen Jahren nie etwas passiert“, sagt er mit Blick auf das Unfallgeschehen. Da fließe drüben am Heilbach „definitiv mehr Verkehr“. Sicher: SAB sei pro Tag mit zehn Lkws und zehn Transportern unterwegs – „aber der Übergang ist ja gut einsehbar“.