Erndtebrück. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Diplom-Mathematiker Ingmar Belz über Nachhilfe, Dozenten-Jobs und seinen Wunsch nach Festanstellung.
Ingmar Belz aus Erndtebrück ist Diplom-Mathematiker. Aber was macht man mit so einem Uni-Abschluss beruflich? Über seine Erfahrungen, aber auch über seine Hobbys spricht der 49-Jährige im Interview mit unserer Redaktion.
„mathe-nachhilfe-erndtebrueck.
de“ ist die Adresse Ihres Internet-Auftritts. Inwiefern gilt Ihr Angebot als Mathe-Nachhilfelehrer für Schüler, Studenten und andere noch? In Corona-Zeiten wie diesen vielleicht mehr denn je? Und: Wie sieht es mit der Resonanz auf Ihr Angebot aus?
Ingmar Belz Das Angebot gilt unverändert. Auch die Resonanz ist in etwa gleich. Im Moment habe ich etwa drei bis vier Nachhilfe-Schüler. Dabei sind einige Defizite im Schulunterricht festzustellen, weil wichtiger Mathe-Stoff gar nicht erst drankommt. Zwei meiner Schüler möchte ich jetzt durchs Abitur bringen – die sind natürlich entsprechend motiviert. Übrigens: Meine Nachhilfe ist grundsätzlich auch online per Video-Chat möglich.
„Jahrelange Erfahrung, anschauliches Erklären“ – damit werben Sie für Ihre Nachhilfe. Wie lernt man gerade Letzteres?
Durch die Erfahrung, die ich seit meiner Arbeit für mehrere Nachhilfe-Institute in Hamburg gesammelt habe. Man lernt eben mit der Zeit, welche Beispiele oder Vergleiche am eingängigsten sind.
Mathe – für viele Schüler ist das oft der reine Horror in der Schule. Warum für Sie gerade nicht?
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Da ich meist ziemlich gut darin war und es mir immer leichtgefallen ist.
Laut ihrer „Vita“ im Internet sind Sie derzeit Honorarkraft am Internationalen Studienkolleg in Paderborn. Was ist dort Ihre Aufgabe?
Am Internationalen Studienkolleg Paderborn werden ausländische junge Menschen, vornehmlich Chinesen, die einen Gymnasial-Abschluss haben, der in Deutschland nicht anerkannt ist, auf das deutsche Abitur vorbereitet. Dort habe ich Analysis und Analytische Geometrie unterrichtet, bis ich gefeuert wurde – nachdem ich dargelegt hatte, dass eine Prüfungsaufgabe eines älteren Kollegen nicht lösbar ist und seine „Lösung“ drei Fehler enthält. Das war vor einem Jahr. Ich müsste mal meinen Lebenslauf im Netz auffrischen. Da fehlt auch, dass ich danach noch Dozent an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) war.
Und zwischendurch sind Sie auch mal in Wittgenstein, genauer gesagt in Erndtebrück? Weil es Sie dann doch immer wieder in die Heimat zieht?
Noch genauer gesagt bin ich fast immer in Erndtebrück. Da steht nun mal mein Haus mit Garten und Hühnern. Und einigen hübschen Tälern und Bergen drumherum.
2005 bis 2007 übernehmen Sie die „Risikosteuerung für die R+V-Versicherung“ in Wiesbaden. Was bitteschön hat das mit Mathe zu tun?
Steckbrief: Ingmar Belz
Ingmar Belz (49) wird in Siegen geboren und wächst in Erndtebrück auf. Nach dem Abitur studiert er in Marburg und macht einen Abschluss als Diplom-Mathematiker.
Es folgen Jobs etwa als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Konstanz, als freier Mitarbeiter des Zentrums für Mathematik in Bensheim, wo Belz begabte Schüler fördert, in der Risikosteuerung einer Versicherung in Wiesbaden und für diversen Nachhilfe-Institute in Hamburg.
Als seine Hobbys nennt Belz „Garten, Hühner, Bienen, Tischtennis und Radfahren“. So hält der 49-Jährige in seinem Garten mitten im Erndtebrücker Kernort sieben Hühner und einen Hahn der beiden Rassen Sussex und Königsberger.
Außerdem engagiert er sich besonders für den Erndtebrücker Heimatverein. Ein Freund hat ihn für dessen Arbeit begeistert. „Im Moment wird ja viel renoviert“, so Belz über die Situation im Heimatmuseum an der Siegener Straße, das der Verein betreibt.
Familie? „Meine Frau lebt in Berlin, ich in Erndtebrück“, sagt Belz. „Eventuell sehen wir uns dieses Jahr.“ Kennengelernt haben sich beide an der Uni Marburg, in einer Anfänger-Vorlesung Mathematik, sich dann aber aus den Augen verloren. 2011 kamen beide wieder zusammen und heirateten 2013. Belz: „Zusammengezogen sind wir aber nie.“
Nun ja, das Risiko wird ja gerne mit Verteilungsfunktionen angegeben, um darzustellen, mit welcher Wahrscheinlichkeit welcher Verlust auftritt. Das gehört zur Mathematik. Das Projekt damals sollte das Gesamtrisiko des Gesamtkonzerns einschätzen. Meine Aufgabe war, das für meine Abteilung, die „Passive Rück“, darzustellen. Die Abläufe in diesem großen Unternehmen waren ähnlich langsam wie in einer Behörde. Als ich aus Langeweile nach zweieinhalb Jahren gekündigt habe, war immer noch nicht abzusehen, dass man sich dem Ziel nähert.
2007 bis 2008 haben Sie sich mit Java-Programmierung befasst – und wollen Ihr Wissen jetzt in einer Fortbildung auffrischen. Was ist gerade an dieser Computer-Sprache für Sie so faszinierend?
Nachdem ich die R+V verlassen hatte, dachte ich, es wäre sinnvoll etwas Konkretes zu können – ein Mathe-Diplom ist ja eine rein akademische Sache. Daher habe ich an der Fernuni ein Zertifikat in Java-Programmieren gemacht. Das ist eine vielgenutzte Sprache, die plattformunabhängig ist, also auf Linux, Windows, Macs und anderen Betriebssystemen läuft. Über meine Fortbildung zum Thema nun am Siegener „Comcave College“ hoffe ich, eine Festanstellung zu finden.
Hamburg (Nachhilfe-Institute/Fernuni), Bensheim (Zentrums für Mathematik), Hannover (FOM), Konstanz (Uni): Dozenten-Jobs haben Sie in viele deutsche Städte geführt. Haben Sie nie daran gedacht, irgendwann einmal „sesshaft“ zu werden – wo auch immer?
In Hamburg war ich immerhin zehn Jahre. Ich hatte nicht daran gedacht, dort wegzugehen. Aber nachdem meine Anstellung an der Fernuni dort ausgelaufen war, sah ich mich aus finanziellen Gründen gezwungen, nach Erndtebrück zurückzukehren – nach 25 Jahren.
In Ihrer Freizeit spielen Sie Tischtennis beim TuS Erndtebrück – als willkommene Abwechslung zum „Denksport“ Mathematik?
So in etwa. Tischtennis ist ein sehr schnelles Spiel; ich finde es faszinierend, dass man mit der Zeit lernt, Bälle zurückzuspielen, bei denen man das zuvor für unmöglich gehalten hat.
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Sie haben im Dezember runden 50. Geburtstag. Wie werden Sie den feiern, hoffentlich in einer Zeit „nach Corona“? Und was haben Sie danach noch vor?
Ich verdränge das erfolgreich. Im Übrigen glaube ich nicht, dass die Zeit nach Corona so schnell kommt. Denn das Virus wird ja nicht verschwinden. Die Frage ist ja auch: Wann sind genug Leute geimpft? Ich bin gespannt, ob das bis Ende des Jahres zu schaffen ist.
Infos im Internet: mathe-nachhilfe-erndtebrueck.de