Die SCS Deutschland GmbH Co. KG produziert künftig nicht mehr in Berghausen. Die Gründe dafür machen nachdenklich.

Was dächten die Firmengründer Otto und Gustav Stahlschmidt wohl über diese Entwicklung? Kurz vor dem 100-jährigen Jubiläum des traditionsreichen Wittgensteiner Unternehmens wird klar, dass die SCS Deutschland GmbH & Co. KG in Berghausen künftig keine Bowdenzüge oder Spiralfedern mehr produziert.


Diese – vor allem für Traditionalisten – bittere Nachricht ist die Folge einer immer stärker globalisierten Wirtschaftswelt, in der sich das beschauliche Berghausen inzwischen nicht mehr nur mit Standorten in den aufstrebenden Ostblock-Staaten wie Polen oder Ungarn messen muss. Der Ostblock galt spätestens seit dem Fall der Mauer als hervorragendes Expansionsgebiet. Günstige Löhne bei vergleichsweise guter Ausbildung machten Polen, Ungarn und Tschechien zur „Werkbank“ für Westeuropäische Unternehmen.


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Inzwischen ebbt dieser Boom aber ab. Die Löhne gleichen sich West-Niveau an und die Ansprüche der Arbeitnehmer an die Arbeitgeber und Arbeitsbedingungen wachsen. Gleichzeitig locken vor allem China und inzwischen auch Indien mit vergleichsweise niedrigen Personalkosten.


In einer Zeit, in der Personalkosten und Rohstoffkosten inzwischen global vergleichbar sind, wird Europa immer den Kürzeren ziehen. Hier gibt es nahezu keine Bodenschätze, die es nicht an anderen Orten der Welt auch und vor allem zu finanziell oder aber umweltrechtlich wesentlich „günstigeren“ Bedingungen zu beschaffen sind. Es gibt nur einen Punkt, in dem sich Europa, Deutschland und damit auch Berghausen bisher keine Sorgen machen müssen: Die Ressource gut ausgebildeter Fachkräfte und langjährige Erfahrung mit ihren Produkten machen den Unterschied aus. Die wird in der Entwicklung der Produkte noch lange die Nase vor haben.


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Es hilft aber bei der Produktion nichts, in einem Konkurrenzkampf zu ziehen, den man nicht gewinnen kann. Kein deutscher Mitarbeiter kann ernsthaft das Lohnniveau senken wollen oder Ar­beitsbedingungen der 1950er Jahre herbeisehnen, um dann wieder mit den „Kollegen aus den Tigerstaaten“ konkurrieren zu können.


Es bleibt also bei aller Tradition nur der Blick nach vorn. Um den Standort zu sichern, muss man sich mit Marokko anfreunden, bis auch dort – wie in Ungarn und Polen – das Lohnniveau und auch die Arbeitsbedingungen europäisches Niveau erreichen.