Arfeld. Ingrid und Anton Kesselaar freuen sich, wenn sie bald ihre Gäste wieder in der Lambrie begrüßen dürfen. Bis dahin bleibt der Gasthof geschlossen.

Vor einem halben Jahr haben sich Ingrid und Anton Kesselaar mit dem „Gasthof zum Bahnhof“ in Arfeld ihren Traum von der eigenen Gaststätte erfüllt und sind aus den Niederlanden ins idyllische Wittgenstein gezogen. Seitdem hat das paar viele schöne Momente erlebt. Dennoch: Der Lockdown hat auch bei ihnen Spuren hinterlassen. Auf ihrer Facebookseite verkündigten sie am vergangenen Sonntag: „Ich habe entschieden, ab Montag mit dem Außer-Haus-Verkauf aufzuhören – mit Schmerzen im Herzen, weil ich es sehr gerne für euch gemacht habe und ihr euch als sehr regelmäßige und dankbare Käufer meiner Schnitzel, Currywürste und vor allem meiner Pommes herausgestellt habt“, so Ingrid Kesselaar.

Sie hofft, dass sie ihre Gäste schon bald wieder in der Lambrie empfangen kann. Bis dahin nutzt das Paar die Zeit für Arbeiten im Haus und auf der Terrasse, damit bei der Wiedereröffnung alles fertig ist. Die Lokalredaktion hat sich mit den Kesselaars über das erste halbe Jahr in Wittgenstein und ihre Pläne für die Zukunft unterhalten.

Die ersten Tage

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„Wir hätten nicht gedacht, dass so viele Menschen in den ersten Tagen zu uns kommen“, sagt Ingrid Kesselaar glücklich. Zwei Wochen vor dem Lockdown hatte das Paar den Gasthof zum Bahnhof eröffnet und der alten Kneipe neues Leben eingehaucht. „In den ersten Tagen war wirklich sehr viel los bei uns – viele Gäste kamen nicht nur zum trinken sondern auch zum essen. Das hat uns positiv überrascht. Wir wurden super angenommen hier“, so die Wirtin, die die Traditionskneipe übernahm. „Zu Beginn macht man sich natürlich Gedanken, da damals viele Gäste nicht nur für das Getränk in die Kneipe kamen, sondern auch wegen Erika. Ich habe mich gefragt, ob sie dann auch wegen uns kommen werden. Doch die Angst war sehr schnell verflogen“, so Kesselaar glücklich.

Stammtisch, Burschenschaft, Vereine, Familien – sie alle kamen in den Gasthof zum Bahnhof, um die neuen Dorfbewohner zu begrüßen. „Die Gemeinschaft hier ist einfach toll. Auch an Weihnachten und Ostern haben wir tolle Geschenke bekommen, damit wir uns nicht alleine fühlen hier in Coronazeiten. Das hat uns sehr berührt. Wir freuen uns, wenn wir sie alle nach dem Lockdown hier wieder begrüßen dürfen.“

Nach nur zwei Wochen mussten die Kesselaars ihren Gasthof dann aufgrund des Lockdowns wieder schließen. Seitdem konnten sie ihre Speisen nur zum Abholen anbieten. „Das war schon ungewohnt. Zu Beginn hatten wir gedacht, dass mehr getrunken wird als gegessen. Darauf waren wir ja gar nicht eingestellt. Und dann hieß es plötzlich: nur noch Essen.“

Der Außer-Haus-Verkauf

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Die ersten Wochen und Monate lief das Geschäft mit dem Außer-Haus-Verkauf auch sehr gut, wie die Kesselaars berichten. „An einem Wochenende hatten wir in etwa den Tagesumsatz vom Oktober wieder drin.“ Doch seit Januar wurden die Bestellungen immer weniger. „Ich kann verstehen, dass man nicht jede Woche mit der ganzen Familie Schnitzel essen möchte. Doch für zwei bis drei Bestellungen lohnt es sich nicht, die Küche anzuwerfen. Zudem müssen die frischen Zutaten auch verwertet werden können“, sagt Ingrid Kesselaar. „Die Entscheidung fiel uns nicht leicht und es war ein sehr emotionaler Moment, als ich am Sonntag den Post auf Facebook verfasst habe. Aber die vergangenen Tage haben eigentlich nur noch gekostet und wir brauchen unsere Reserven, um davon zu leben. Wir wissen ja nicht, wie lange das alles noch dauert“, sagt sie. „Doch wir bleiben optimistisch und werden wieder aufmachen, sobald wir dürfen.“

Die Zukunftspläne

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Trotz allem wollen sich die Kesselaars nicht unterkriegen lassen. „Ganz im Gegenteil“, sagen sie. Die freie Zeit nutzt das Paar für Arbeiten im Haus und auf der Terrasse, damit sie dort schon bald wieder ihre Gäste empfangen und bedienen können. Das Projekt „Ferienhaus“ aber muss erst einmal warten. „So etwas kostet ja auch. Und Übernachtungen sind derzeit auch nicht möglich“, sagt Kesselaar, die das schöne Wetter unter anderem aber auch gerne nutzt, um die neue Heimat mit einem gemeinsamen Spaziergang mit ihrem Mann und ihrem Hund zu erkunden. „Es ist wirklich schön hier – die Menschen, die Natur – wir sind froh, hier zu sein“, so die Kesselaars. Mit ihrer Familie halten sie derzeit über’s Telefon oder Videochats den Kontakt. „Wir freuen uns aber auch schon darauf, wenn wir sie irgendwann wieder hier begrüßen dürfen.“