Arfeld. Kleine Küche und neuer Außenbereich: Ingrid und Anton Kesselaar haben genaue Pläne für die Arfelder Gaststätte.
„Vergesst nicht zu leben!“ Dieser Satz bleibt für Ingrid Kesselaar unvergesslich. Ihr Vater hatte ihn kurz vor seinem Tod gesagt. Ein trauriger Moment. Gleichzeitig aber markiert dieser eine Satz den Start ihrer Auswanderpläne, die sie schon länger gemeinsam mit ihrem Mann Anton geschmiedet hatte. Denn die 53-Jährige und der 59-Jährige hatten schon länger den Traum vom Leben in Deutschland. „Schon seit der Kindheit hatte ich den Traum, die Berge zu sehen – und ich war verliebt in Deutschland.“
Nun wird genau dieser Traum Wirklichkeit. Denn am Ende zog es sie in die Wittgensteiner Berge – besser gesagt nach Arfeld. Wohin genau? Ins alte Traditionsgasthaus „Zum Bahnhof“. Den wollen die Zugelöfenen im kommenden Herbst wieder eröffnen.
Die Idee
2019 war für beide klar: Nicht nur reden, sondern auch machen. Also schaute das Paar im Internet nach möglichen Objekten. Auf Ebay Kleinanzeigen wurden sie fündig. Ein Gasthof – im Herzen Wittgensteins – hat es ihnen angetan. „Es gab jedoch nur Bilder von außen, daraufhin haben wir die Verkäuferin angeschrieben“, erinnert sich die 53-Jährige. „Sie sagte, es sei besser, wenn wir uns das Objekt vor Ort anschauen.“ Gesagt, getan.
Im September machten sich die Holländer auf den Weg von Zeeland nach Arfeld – gut vier Stunden Autofahrt entfernt. Die Immobilie gefiel ihnen dabei auf Anhieb. „Eigentlich war mein Plan, Gästezimmer zu vermieten und mein Mann sagte: Es wäre super, wenn eine kleine Kneipe dabei ist. Und das war hier der Fall. Daher war für uns klar: Das ist es. Das nehmen wir so.“ Und damit änderte sich auch der Plan der 53-Jährigen. Denn sie möchte sich künftig auf die Gaststätte konzentrieren. „Alleine ist es nicht machbar, bis spät nachts in der Kneipe zu arbeiten und dann früh morgens wieder das Frühstück herzurichten.“ Stattdessen möchten die Kesselaars die Garage zum Ferienhaus umbauen. Ein Konzept, dass auch die Verkäuferin vom Engagement des Paares überzeugte.
Die Kneipe bleibt – und auch der Name „Zum Bahnhof“ soll beibehalten werden. „Das hat einfach Tradition. Vier Generationen der Vorbesitzer-Familie haben den Gasthof geführt. Wir möchten für die Arfelder ein Stück Tradition weiter erhalten.“ Auch die Inneneinrichtung der Kneipe soll weitgehend erhalten bleiben. Bis auf die Theke – die soll neu gemacht werden. Dann gibt es neben den kalten Getränken auch warmen Kaffee und Co. Zudem ist eine kleine Küche mit Salaten, Suppen, Toast, Currywurst und Pommes geplant. Für den Außenbereich sponsert die Brauerei Bosch neue Terrassen-Möbel. Dort finden dann 20 bis 25 Menschen Platz“, so die 53-Jährige glücklich.
Die Ankunft
Dass sie sich so schnell heimisch fühlen – damit hätten die Kesselaars zu Beginn nicht gerechnet. „Vor einem Monat sind bereits die Stammgäste mit einer eigenen Kiste Bier zu uns gekommen und haben uns begrüßt. Auch die Burschenschaft und weitere Arfelder kamen vorbei. Das hat uns sehr berührt“, so das Paar einig. Auch der Steuerberater, die Bankmitarbeiter und die Tochter der ehemaligen Besitzerin haben ihnen beim Start in ihr neues Leben sehr geholfen.
Die Hoffnung
Doch wann können die Kesselaars die ersten Gäste empfangen? Geplant war Ende September. „Das wird aber sehr knapp“, so Ingrid Kesselaar. Aktuell wartet das Paar noch auf die Konzession, die sie bereits beantragt haben. Am 2. September findet in Zeeland die Übernahme ihres Hauses statt. Dann können sie sich bei der Stadt als neue Bewohner anmelden. Dann soll es auch mit der Kneipe endlich losgehen. „Wir freuen uns so sehr, wenn alles startet. Man kann es gar nicht in Worte fassen, wie es sich anfühlt, wenn man gerade dabei ist, seinen Traum zu leben.“
Vor vier Jahren bereits haben sie über diesen Schritt nachgedacht, „Mein Mann ist damals erkrankt und ich selbst habe noch im Büro gearbeitet. Es war sehr mühevoll für uns.“ Irgendwann war es genug für sie. Jetzt heißt es nach vorne blicken – und wie ihr Vater einst zu ihr sagte: zu leben – in den Bergen. Ihre Freunde und Familie jedenfalls haben sich schon einmal als Gäste angekündigt.