Wittgenstein. Ab sofort gilt kreisweit ein verschärfter Corona-Lockdown für die Händler. Das Bangen um die Existenz geht weiter – aber auch der Durchhaltewille.

Jetzt ist es amtlich: Auch für den Einzelhandel im Kreis Siegen-Wittgenstein gilt ab Freitag ein verschärfter Lockdown. Den hatte Landrat Andreas Müller bei der NRW-Landesregierung beantragt – und dafür am Mittwochabend grünes Licht bekommen. Wieder einmal trifft es das umsatzträchtige Geschäft rund um Ostern.

Erndtebrück

Verfügung gilt bis Ende der Osterferien

Nachdem der Kreis Siegen-Wittgenstein am Dienstag den verschärften Lockdown ab Donnerstag verkündet hatte, folgte am Mittwochabend die nächste Bekanntmachung. Sie betraf vor allem den Einzelhandel im Kreis. So müssen ab Freitag, 26. März, die Geschäfte wieder schließen. Nur die Abholung von Waren nach vorheriger Bestellung ist möglich. Davon ausgenommen sind Lebensmittelgeschäfte, Tankstellen, Apotheken, Drogerien und andere Läden, genannt im § 11, Abs. 1 und 2, der Corona-Schutzverordnung.

Zulässig ist insoweit lediglich der Versandhandel und die Auslieferung bestellter Waren. „Die Abholung bestellter Waren durch Kunden ist nur zulässig, wenn sie unter Beachtung von Schutzmaßnahmen vor Infektionen kontaktfrei erfolgen kann“, heißt es in der Pressemitteilung des Kreises.

Die Geltungsdauer der kreisweit geltenden Allgemeinverfügung ist unter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes bis zum 11. April befristet – und endet damit zusammen mit dem Ende der Osterferien in NRW.

„Zweimal Ostern, einmal Weihnachten – und die Händler bleiben auf ihrer Ware sitzen“, bedauert Michael Schnell, 1. Vorsitzender Verein Handel, Handwerk und Touristik Erndtebrück, mit Blick auf nunmehr ein Jahr Corona-Zeit. Und dass die Politik bei steigenden Inzidenz-Werten irgendwann einmal die „Notbremse“ zieht – „man konnte es ahnen“, so Schnell.

Allerdings sei das erneute Herunterfahren im Einzelhandel einmal mehr „existenzgefährdend“. „Wenn es jetzt so weitergeht, werden es viele Händler nicht schaffen“, fürchtet Schnell – „auch hier bei uns in Erndtebrück“.

Wieder einmal nur „Click & Collect“, also Ware im Internet oder telefonisch bestellen und später kontaktfrei beim Händler abholen? „An die Kreativiät unserer Erndtebrücker Händler glaube ich da schon“, hat Schnell bei der Umsetzung keinen Zweifel. Aber der Aufwand werde dann auch schnell mal zu groß. Und dann diese ständigen Umstellungen, wie etwa jetzt vom Termin-Shopping auf „Click & Collect“. Wo denn da die versprochenen Hilfen des Bundes für die Händler blieben, fragt sich Schnell. „Und dann werden auch noch die Gewerbesteuern erhöht.“

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Überhaupt seien die größten Profiteure in der Corona-Pandemie doch „Amazon & Co.“, findet Fliesenleger Michael Schnell. Sein Appell deshalb, auch und gerade in diesen Zeiten: „Lieber vor Ort kaufen. Im Endeffekt ist das günstiger und besser, etwa vom Service her.“ Und Schnell gibt zu bedenken: „Es hängen auch im Handel jede Menge Arbeitsplätze dran.“

Bad Laasphe

„Das trifft viele von uns doch sehr hart“, berichtet Otto Wunderlich, 1. Vorsitzender Werbegemeinschaft Pro Bad Laasphe, aus der jüngsten Vorstandssitzung mit Blick auf den verschärften Lockdown. Die Händler sähen aber auch, dass die Inzidenz-Zahlen „eine deutliche Sprache“ sprächen.

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Kanzlerin Merkel zeige Größe, wenn sie sich jetzt für ihren Fehler bei der „Osterruhe“ entschuldige. „Deshalb ist uns als Werbegemeinschaft auch klar, dass wir da jetzt durch müssen.“ Er begrüße im Übrigen den Ansatz im Kreis Heinsberg und im Saarland, so Wunderlich, „mit mehr Testen und Impfen in die Zukunft“ zu gehen. Schließlich „haben wir auch ein Interesse daran, unsere Kunden zu schützen und zu schonen“.

Allerdings brauchten ebenso die Unternehmer Schutz und Schonung, findet der Vorsitzende – und bittet die Verantwortlichen darum, die zugesagten Finanzhilfen „den Hilfebedürftigen nun auch zukommen zu lassen – vor allem im Gastgewerbe“. Überraschend für die Händler komme die Entscheidung aus dem Kreishaus im Übrigen nicht, meint Wunderlich – sei die Möglichkeit der „Notbremse“ doch schon seit einiger Zeit bekannt.

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Und schließlich bittet der Vorsitzende von „Pro Bad Laasphe“ alle Kundinnen und Kunden, „Click & Collect“ nun auch vor Ort zu nutzen. „Einige Geschäfte in Bad Laasphe haben mittlerweile festgestellt, wie gut das funktioniert.“ Der kreisweite Lockdown sei „eine Chance, die nächsten Wochen noch einmal herunterzufahren“, findet Wunderlich, Es gelte in der Krise, „gemeinschaftlich Zurückhaltung zu üben“.