Wittgenstein. Wie sicher sind Solaranlagen auf Dächern? Bei fachgerechter Installation sehr sicher, so Experten. Und die Feuerwehr ist für Brandfälle gerüstet.

Photovoltaik-Anlagen, die Strom aus Licht produzieren – sie machen sich auch auf privaten Haus- und Scheunen-Dächern in Wittgenstein immer mehr breit. Doch: Wie sicher ist die Solartechnik, vor allem mit Blick auf den Brandschutz? Die heimische Feuerwehr hat das Thema bereits in Aus- und Fortbildung, aber auch bei alltäglichen Löscheinsätzen auf dem Schirm. Richtig gefährlich kann es werden, wenn die Anlage eben nicht vom ausgewiesenen Fachmann installiert und gelegentlich überprüft wird.

Die Feuerwehr

Regelmäßige Wartung empfehlenswert

Übrigens: In öffentlichen Gebäuden prüfe der TÜV generell die technischen Anlagen, so Elektromeister Matthias Lange aus Erndtebrück – also auch die Photovoltaik auf dem Dach.

Private Betreiber von Photovoltaik-Anlagen dagegen müssten sich üblicherweise selbst um die Technik kümmern. Eine regelmäßige Wartung sei zu empfehlen, so Lange weiter.

„Das Wichtigste ist, bei der Erkundung festzustellen: Gibt es eine PV-Anlage auf dem Dach?“ Damit gehe es bei den Löscharbeiten etwa im Fall eines Dachstuhlbrandes schon los, erklärt Dirk Höbener, Leiter der Feuerwehr in Bad Laasphe. Und das sei gerade im Dunklen und bei schneebedeckten Dächern oft gar nicht so einfach. Auf größeren Dachflächen von Gebäuden dagegen, die für Landwirtschaft oder Industrie genutzt werden, „kann man meistens davon ausgehen, dass da Solartechnik drauf ist“.

Es sei allerdings nicht so, „dass diese Anlagen für uns als Feuerwehr derart Probleme bereiten, dass wir nicht löschen könnten“, betont Höbener. Es seien „gewisse Grundregeln zu beachten“ – und da sei das Abstandsgebot die wichtigste. Denn: „Die Module der Anlagen produzieren immer Strom, sobald Licht drauffällt – auch nachts, wenn wir unsere Einsatzstelle ausleuchten“, so der Feuerwehr-Chef. Und da kommen schnell mal 1000 Volt in den Leitungen zwischen den Modulen auf dem Dach und der Stromverteilung im Keller zusammen.

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Ebenfalls problematisch, so Höbener: „Brennende Anlagen auf dem Dach können natürlich auch die Brandbekämpfung erschweren, wenn wir per Drehleiter nicht mehr an den eigentlichen Herd eines Dachstuhl-Brandes herankommen.“ Ferner seien Dachlast und Brand-Ausbreitung durch die Module selbst nicht zu unterschätzen.

Eine spezielle Ausrüstung für die Löscharbeiten „brauchen wir nicht“, sagt der Feuerwehr-Chef. Allerdings gebe es für die Einsatzkräfte Schulungen zu den angesprochenen elektrischen Gefahren – und auch zu den Atemgiften, die bei solchen Bränden entstehen.

Die Energiegenossen

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Grundsätzlich seien die PV-Anlagen sehr sicher, sagt Alexander Blecher vom Vorstand der Energiegenossenschaft Wittgenstein. Sie kümmert sich aktuell um Betrieb oder Bau von inzwischen zwölf solcher Anlagen auf größeren Dächern des Altkreises, etwa des Städtischen Gymnasiums in Bad Laasphe oder der Kulturhalle in Dotzlar. Die Gefahren dabei würden „oft emotional überspitzt“, findet er.

Eine PV-Anlage berge im Verhältnis das gleiche Risiko wie ein Ladegerät fürs Handy, das mehr als nur zu warm werden könne. Und: Die Versicherungen für private PV-Anlagen seien „unglaublich günstig“, weiß Blecher, kosteten oft allenfalls einen zweistelligen Euro-Beitrag im Jahr. Auch das deute auf ein geringes Risiko hin. Eine Gefahr von der Anlage gehe meist dann aus, wenn die Elektrik nicht fachgerecht installiert sei, so der Energiegenosse weiter. Deshalb empfiehlt Blecher, einem Elektriker mit Fachkenntnissen in Solartechnik den Aufbau der Anlage zu überlassen.

Der Elektriker

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Die Errichter von PV-Anlagen seien meist „eine Mischung aus Dachdecker und Elektriker“, sagt der Erndtebrücker Elektromeister Matthias Lange – es gebe „aber auch leider viele unerfahrene Quereinsteiger“. Er selbst habe schon so einige fehlerhafte Anlagen in Wittgenstein repariert, berichtet Lange unserer Redaktion. Nasse Steckkontakte seien da noch das kleinere Übel. Im schlimmsten Fall müsse die komplette Anlage runter vom Dach und per Neuinstallation wieder rauf.

Fachgerecht installiert seien die Anlagen erfahrungsgemäß „sehr sicher“, so Lange, „die Brand-Quote minimal. Sonst gäbe es ganz andere Vorschriften“. Die Frage von Kunden nach dem Brandschutz sei allerdings tatsächlich Standard. Dazu gebe es neben einer gewissenhaften Ausführung technisch aber inzwischen mehrere Lösungen.

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Etwa Systeme, welche die Module auf nur je ein Volt herunterfahren, so Lange, sobald der Wechselrichter zur Umwandlung des produzierten Gleichstroms in Wechselstrom für das Netz abgeschaltet werde. Ferner kämen derzeit vermehrt Wechselrichter „mit Lichtbogen-Erkennung“ auf den Markt, stellt der Erndtebrücker fest: Sie „merken“, wenn irgendwo in der Anlage Kabel oder Stecker defekt sind, womöglich heiß laufen – und schalten den Stromkreis automatisch ab.