Bad Laasphe. „Bei wichtigen Themen brauchen wir große Mehrheiten“, sagt er. Allerdings gehe es nicht darum, Kontroversen auszublenden.

Auf den Tag genau 100 Tage ist Bad Laasphes Bürgermeister Dirk Terlinden am Montag im Amt. Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Das tut der parteilose Verwaltungschef im Ratssaal – seit der Corona-Pandemie ein eher selten genutzter Raum.

Veränderung

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Dirk Terlinden legt Wert auf Kommunikation – mit seinen Kollegen aus der Verwaltung, der Politik und den Bürgern. „Ich habe eine offene Tür“, sagt er. In den ersten Wochen und Monaten seiner Amtsführung hat Terlinden viele Gespräche geführt. Entscheidend sind dabei die Runden mit den Fraktionsspitzen, um anstehende politische Entscheidungen zu besprechen. „Das Angebot wird rege angenommen. Viele Vorlagen wurden im Rat einstimmig verabschiedet. Das spricht für die gute Qualität“, sagt der Bürgermeister über das Miteinander, bei dem nicht nur sein Unterstützerbündnis aus CDU, FDP und Grünen, sondern auch die SPD hinter den Entscheidungen stand. „Bei wichtigen Themen brauchen wir große Mehrheiten“, sagt er. Allerdings gehe es nicht darum, Kontroversen auszublenden. Fortgesetzt werden soll das Ganze nun auch beim Haushalt 2021. Der ist geprägt von der Pandemie

Corona-Pandemie

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Terlinden freut sich darüber, dass die Gewerbesteuereinnahmen trotz der Pandemie bislang nicht eingebrochen sind und man für die Bürger die wichtige Gebührenstabilität halten konnte. Mit Blick in die Zukunft weiß der Verwaltungschef aber auch, dass die heutigen Covid-Belastungen künftige Generationen treffen werden. Aktuell sind es 1,7 Millionen Euro, die aus dem Haushalt herausgerechnet werden dürfen. Bis zum Ende der Pandemie werden es 8 bis 10 Millionen sein, schätzt Terlinden – ausgelagert aus dem Haushalt, quasi in eine Bad-Bank. Ab 2025 sind diese Kredite mit mindestens 2 Prozent über 50 Jahre zurückzuzahlen. Das treffe die Enkelgeneration, weiß der Feudinger.

Wirtschaft

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Der Bürgermeister ist im Dialog mit der Unternehmerschaft - auch mit WKW, die das Werk in Banfe schließen werden. Dabei geht es um die wegfallenden Arbeitsplätze und um eine Nachnutzung des Geländes. Mehr will sich Terlinden nicht entlocken lassen.

Politisches Profil

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Als Mann der Kommunikation weiß der Bürgermeister auch um Interessenkonflikte zwischen Wirtschaft, Handel, Bürgern, Verbänden und Politik. Alle suchen das Gespräch mit der Stadt und der Verwaltungsspitze: „Ich bin ein Interessenvertreter, wenn es im Interesse der Stadt ist“, formuliert er seine Position, bei der Konflikte nicht ausbleiben werden.

Verkehr

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Ein konfliktträchtiges Themenfeld hat Terlinden geerbt. Die Ortsumgehung für Bad Laasphe und den Ausbau der Bundesstraße 62. Bei der Trassensanierung weiß er, dass Gutachten laufen und eine öffentliche Diskussion über die B 62 nach dem Sommerferien 2021 geplant ist. „Das Thema B 62 ist spannend und eine Zerreißprobe“. Zu unterschiedlich sind die Interessenlagen: Die einen wollen Wohnquartiere ohne Lärm, am liebsten verkehrsberuhigt und mit Fahrradwegen, die anderen gut erreichbare Geschäfte und Parkplätze. Wieder andere wünschen schnelle Verbindungen für ihren Last- und Schwerlastverkehr. Richtig skeptisch wird Terlinden beim Thema Ortsumgehung: Die sei nicht mehr im Bundesverkehrswegeplan und außerdem müsse man schauen, wie sich der Verkehr in der Zukunft entwickelt. Bad Laasphes Problem ist zudem der Quellverkehr und nicht der Durchgangsverkehr.

Immobilien

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40 Hektar Bauland sind aktuell ungenutzt und sollen nach dem Wunsch der Bezirksregierung zurückgeführt werden. Bad Laasphes Problem sind aber die Baulücken, nicht die zusammenhängenden Flächen. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt Terlinden. Er ist aber optimistisch: „Ich habe mit Immobilienmaklern gesprochen. Die Nachfrage steigt.“ Hintergrund sei die Stadtflucht. Neben der Bewegung aus den Ballungszentren aufs Land, die durch Corona angeschoben wird, verändere sich auch der Tourismus. Bad Laasphe punkte mit seiner Landschaft und der Nähe zum Rhein-Main- und Rhein-Ruhr-Gebiet. Inzwischen gebe es auch bei den Gästen ein Umdenken hin zu mehrtägigen oder einwöchigen Trips in die nähere Umgebung.

Leerstand

Mit den Besitzern der Emmaburg-Klinik, der Schlossberg-Klinik und dem ehemaligen AWO-Seniorenheim auf der Pfingstweide sei er im Gespräch, schränkt aber ein, dass Ideen von den Eigentümern kommen müssten. „Wir können politisch nur unterstützen.“