Wittgenstein. Die Lokale Aktionsgruppe der heimischen Leader-Region zieht eine positive Bilanz für 2020. Fast alle Projekte sind umgesetzt,

Austausch, Vernetzung und Kooperation zur Stärkung der Heimatregion: Das ist Leader. Die EU-Fördermaßnahme „Liaison entre actions de développement de l'économie rurale“ unterstützt derzeit 321 ländliche Regionen in Deutschland bei ihrer Entwicklung. Auch Wittgenstein ist dabei. Das Projektbudget für die aktuelle Förderperiode liegt bei rund 1,8 Millionen Euro, zentrales Förderinstrument ist der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER).

Von unten nach oben

Das Prinzip dabei lautet: von unten nach oben – also Bottom-up. Bürgerinnen und Bürger in ländlichen Regionen entwickeln Ideen, Konzepte und Projekte, um die Lebensqualität in den Dörfern zu entfalten und zu erhalten. „Im Ergebnis steht ein nachhaltiger Entwicklungsprozess – diesen spiegeln auch die insgesamt 42 Förderprojekte wider, die seit 2016 in Wittgenstein entwickelt wurden“, freut sich der Holger Saßmannshausen, Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) der heimischen Leader-Region. „Voraussetzung ist natürlich ein starkes Team: Basis des Erfolgs ist konstruktive und verlässliche Zusammenarbeit im Vorstand und seitens der Kommunen.“

Zum geschäftsführenden Vorstand gehören Stefan Berk (1. stellv. Vorsitzender) und Thomas Dörr (2. stellv. Vorsitzender) sowie die Bürgermeister der drei Wittgensteiner Kommunen, Bernd Fuhrmann (Bad Berleburg), Dirk Terlinden (Bad Laasphe) und Henning Gronau (Erndtebrück). Der LAG-Vorstand hat 18 Mitglieder, die verschiedene Interessengruppen aus den Bereichen Wirtschaft und Soziales vertreten; sie entscheiden, wie das Geld eingesetzt wird. Das Regionalmanagement berät und begleitet die Antragsteller durch die Projekte.

Veränderungen und Unwägbarkeiten

Die Mittel für die aktuelle Förderperiode 2014 bis 2020 sind inzwischen bereits zu 97 Prozent gebunden. „Die knapp 1,8 Millionen, die der Region zur Verfügung standen, sind fast komplett ausgegeben. Die Bilanz 2020 kann sich sehen lassen“, findet Holger Saßmannshausen.

Dabei war das Jahr 2020 auch aus Leader-Sicht turbulent, gekennzeichnet durch die Unwägbarkeiten der Corona-Pandemie und den personellen Wechseln im Regionalmanagement. Einzige Konstante im Team ist nach wie vor Jens Steinhoff. Da Carolin Lünser in Elternzeit ging und Ines Wünnemann sich beruflich verändern wollte, ergab sich eine neue Zusammensetzung: Seit Mai 2020 sind Stefanie August und Andreas Bernshausen im Regionalmanagement tätig.

Dass die Leader-Region auf einem sehr guten Weg ist, attestierte auch Sabine Möglich-Bangemann, zuständige Dezernentin bei der Bezirksregierung Arnsberg, in der LAG-Sitzung Anfang Dezember. So habe sich die Quote bewilligter Projekte innerhalb des Jahres mehr als verdoppelt: Aktuell liegt Wittgenstein bei 84 Prozent.

Kleine Projekte - große Wirkung

Die Leader-Region initiierte in diesem Jahr erstmals auch Kleinprojekte. Dafür stellte das Land Mittel in Höhe von 135.000 Euro bereit, die drei Wittgensteiner Kommunen brachten den erforderlichen Eigenanteil von zehn Prozent für die LAG ein. Die Kleinprojekte-Förderung zielt insbesondere auf investive Maßnahmen ab und spricht vor allem Vereine an. Dabei liegt die Projektsumme bei maximal 20.000 Euro, die Förderquote bei 80 Prozent. Für viele eine lukrative Sache. „Nach dem Aufruf im Mai hatten wir mehr als 40 Bewerbungen und waren völlig überzeichnet“, berichtet der LAG-Vorsitzende. 14 Vorhaben wurden ausgewählt.

Auch kleine Projekte wie eine neue Weihnachtsbeleuchtung für die Ortskerne in Erndtebrück und Diedenshausen, der Erhalt der Wilhelmseiche in Bad Laasphe in Form einer Bank oder ein barrierefreies Bodentrampolin für das Abenteuerdorf Wittgenstein können durchaus große Wirkung zeigen. „Das sind richtige Erfolgsgeschichten“, meint Holger Saßmannshausen. Auch für das Jahr 2021 gibt das Land wieder Fördermittel für Kleinprojekte. Folgerichtig hat der LAG-Vorstand in seiner Dezember-Sitzung „die Inanspruchnahme der maximal möglichen Kleinprojektförderung“ befürwortet. Sobald die Höhe des Förderbetrags bekannt ist, soll wieder ein Projektaufruf folgen.

Starke Ideen: Leader unterstützt

Die Förderperiode 2014 bis 2020 neigt sich zwar dem Ende entgegen, aber die Projekte laufen weiter und müssen bis Ende des Jahres 2022 ausfinanziert sein. „Natürlich werden wir auch im neuen Jahr die Projektträger, die mit ihren Ideen die Region stärken und voranbringen, unterstützen“, versichert Holger Saßmannshausen. Denn vom Land werden für die zweijährige Übergangsphase zur neuen EU-Förderperiode zusätzliche Fördermittel bereitgestellt.

Der Blick nach vorn richtet sich auf die nächste EU-Förderperiode 2021-2027: Laut Bezirksregierung Arnsberg und Umweltministerium NRW startet im Jahr 2021 das Bewerbungsverfahren für die Regionen um die künftige Leader-Förderung. Die Auswahl der Förderregionen soll dann 2022 erfolgen. Der LAG-Vorstand wird daher im nächsten Jahr die Weichen zum künftigen Leader-Prozess in der Region Wittgenstein stellen.

Projekte, die 2020 neu begonnen oder abgeschlossen wurden

• TKS Bad Laasphe: Imagefilm Wittgenstein – Eine Region stellt sich vor
• TKS Bad Laasphe: Entspanntes Radeln in der Natur – Schnelle Hilfe bei Pannen
mitten im Nirgendwo
• Wittgensteiner Heimatverein: Kulturweg Eisen
• Bonuspunkt Wittgenstein: Wegweiser ins digitale Schaufenster (Phase 1)
• Stadt Bad Berleburg: Konzeptentwicklung für die Stadtbücherei
• Jugendförderverein Bad Berleburg: Konzeptentwicklung für ein multifunktionales
Vereinsgebäude aus Käferholz
• EJOT: Digitale Zukunftswerkstatt
• Verein für Kultur- und Heimatpflege: Dorfrufanlage Niederlaasphe
• Stadt Bad Berleburg: Koordinator/-in für nachhaltige Projekte
• Stadt Bad Berleburg: Mehrgenerationentreffpunkt im Edertal
• Gemeinschaftsverein Arfeld: Dorfkinder lernen, forschen und spielen in der Natur
• Hydrostrom Wittgenstein GmbH: Reallabor und Lehrpfad „Wasserkraft“ am
Mühlenstandort Womelsdorf/Erndtebrück
• LAG Region Wittgenstein (interkommunales Projekt mit Schmallenberg und
Winterberg): Vorstudie E-Bike Verleihsystem
• Stadt Bad Berleburg: Schatztruhe „Der Natur auf der Spur“
• Jugendförderverein Bad Berleburg: Veranstaltungsformate neu denken
• Jörg Schorge: Ederauenpark Mühlwiese Erndtebrück
• Stadt Bad Berleburg: Grüne Klassenzimmer und Oasen in allen Grundschulen
• LAG Region Wittgenstein: Kleinprojekte-Förderung

Weitere bereits beschlossene Projekte

• Gemeinde Erndtebrück: Alter Bahnhof, neues Umfeld – Einstiegsportal Erlebnisorte
Eder-Radweg
• Stadt Bad Berleburg: Projekte zur Förderung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz in
den Ortschaften Bad Berleburgs
• Bonuspunktverein Wittgenstein: Wegweiser ins digitale Schaufenster (Phase 2 + 3)

Personalien 2021

Im neuen Jahr wird es eine Umbesetzung im Leader-Vorstand geben: Pfarrer Stefan Berk, gewähltes Mitglied im LAG-Vorstand für den Kirchenkreis Wittgenstein und stellvertretender Vereinsvorsitzender, wird aufgrund einer beruflichen Veränderung den Kirchenkreis zum 31. Januar 2021 verlassen. Damit endet satzungsgemäß seine Vorstandstätigkeit in der LAG.

Als neues Mitglied im LAG-Vorstand und als erste stellvertretende Vereinsvorsitzende wurde Pfarrerin Kerstin Grünert (Erndtebrück) berufen. Ihr Stellvertreter ist Daniel Seyfried (Bad Berleburg), Leiter des Kompetenzzentrums für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien im Kirchenkreis Wittgenstein. Beide übernehmen die Funktionen gemäß der Vereinssatzung bis zur nächsten regulären Vertreterwahl in der Mitgliederversammlung.