Bad Berleburg. Ein zweites Impfzentrum in Wittgenstein sei jedenfalls nicht der optimale Weg, sagt CDU-Fraktionschef Martin Schneider. Er setzt auch auf die Hausärzte

Es gibt „über die Notwendigkeit einer ortsnahen Impfmöglichkeit in Wittgenstein keine Uneinigkeit“, sagt der Fraktionsvorsitzende der CDU Bad Berleburg, Martin Schneider. Unterschiedlich seien allenfalls die Wege zum Ziel. Statt auf ein Impfzentrum für Wittgenstein setzen die Christdemokraten vielmehr auf Impfungen zu Hause bei den Senioren und bei den Hausärzten.

„Wir brauchen für Wittgenstein praktikable und dezentrale Lösungen, um schnellstmöglich große und insbesondere vulnerable Teile der Bevölkerung durch die Impfung vor dem Virus schützen zu können“, so Schneider. Sicher: „Wir alle hätten uns gewünscht, dass der Erreichbarkeit bei der Standortwahl des Impfzentrums durch die Akteure im Kreishaus eine größere Bedeutung zugekommen wäre“ – doch hier müsse man nun ergänzend vernünftige Lösungen finden. So habe die CDU Bad Berleburg bereits vergangenes Jahr in enger Abstimmung mit der Verwaltung der Stadt Bad Berleburg „Lösungsmöglichkeiten erarbeitet“ und im Dezember beim Kreis eingereicht. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der NRW-Gesundheitsminister den Landräten die Möglichkeit gegeben habe, „weitere Impfstraßen zu öffnen, um die Erreichbarkeit zu erleichtern“. Ein weiterer wichtiger Baustein aus CDU-Sicht: familiäre Unterstützung und Nachbarschaftshilfe.

Sofern Impfstoff verfügbar

„Es gilt nun, für alle Impfberechtigten praktikable ortsnahe Lösungen zu schaffen und dabei mobilitätseingeschränkte, kranke, behinderte sowie ältere Menschen besonders in den Blick zu nehmen“, betont Schneider.

+++ Verpassen Sie keine Nachricht mehr aus Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück. Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter aus Wittgenstein an. +++

Die ganze Dynamik der Lage offenbare momentan allerdings die Verfügbarkeit des Impfstoffs, so der Fraktionschef: „Die Lieferungen der Hersteller bestimmen das Impf-Tempo.“ Aktuell würden landesweit die über 80-Jährigen Menschen angeschrieben und gebeten, so Schneider, ab nächste Woche einen Termin im Impfzentrum zu vereinbaren. „Dabei soll den Mitbürgern, die nicht mobil sind, für einen späteren Zeitpunkt die Möglichkeit einer Impfung zu Hause angeboten werden.“ Sofern Impfstoff verfügbar.

Marburg stimmt zuversichtlich

Und die CDU Bad Berleburg ist überzeugt: „Ein zügiges Durchimpfen der Bevölkerung, ist in der Masse mit Sicherheit sehr viel schneller über die Hausärzte und ortsnahe Lösungen zu organisieren, als über den bisher angedachten Impfzentralismus.“

Außerdem: Die zukünftige Impfstoff-Herstellung in einem neuen Werk im nahen hessischen Marburg sowie die laufende Zulassungsphase von weiteren Impfstoffen „stimmen zuversichtlich“, findet Schneider. Diese positive Perspektive sei aber auch Voraussetzung für das erklärte Ziel, bis zum Sommer mindestens 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland geimpft zu haben.

Schneiders dringender Appell: „Um die Pandemie zu überwinden, sind wir alle auf eine große Impfbereitschaft angewiesen. Erst wenn eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung geimpft ist, werden wir das Virus besiegen.“

Wie groß ist die Impfbereitschaft?

Wie sinnvoll ist ein eigenes Impfzentrum für den Altkreis Wittgenstein? Welche Alternativen gibt es? Wie groß ist überhaupt die Impfbereitschaft der Wittgensteiner? Antworten auf diese Fragen finden möchte unsere Redaktion mit einer Serie von Kurz-Interviews in den nächsten Ausgaben.

Den Anfang macht heute Martin Schneider, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bad Berleburger Stadtverordneten-Versammlung.

Vier Fragen zur Corona-Impfung an... Martin Schneider

1. In der öffentlichen Diskussion wird sehr energisch ein eigenes Impfzentrum für Wittgenstein gefordert. Wird diese Forderung von Ihnen unterstützt?

Martin Schneider: Die Rufe nach einem eigenen Impfzentrum bei gleichzeitig fehlendem Impfstoff machen keinen Sinn. Wenn wir uns den Standort Eiserfeld anschauen, wo täglich mehrere Tausend Menschen täglich geimpft werden sollen, dann läuft es dort derzeit noch nicht einmal auf Halblast. Und die meisten Krankenhäuser wollen ohnehin in ihren eigenen Räumen impfen. Jetzt also noch ein zweites Impfzentrum aufzubauen, das auch keinen Impfstoff zur Verfügung hat, macht wenig Sinn.

Mit einem Impfzentrum in Wittgenstein erreiche ich auch nicht diejenigen, die auf dem Dorf wohnen und nicht mobil sind, weil etwa Bus-Anbindungen fehlen – oder weil sie einfach nicht so gut zu Fuß sind. Und die mobilen Impfteams? Damit die zu jemandem kommen, muss man bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Nur sagen, ich bin über 80 Jahre alt – das wird nicht ausreichen. Deshalb plädiere ich für noch ortsnähere Standorte in Wittgenstein, gebunden mindestens an die drei Wittgensteiner Kommunen, besser noch an die jeweiligen Ortschaften.

2. Was genau verbirgt sich hinter den Ideen der CDU Bad Berleburg?

Die Kampagne wegen eines zweiten Impfzentrums hat den Leuten schon so viel Sand in die Augen gestreut, finde ich. Damit schüren wir Hoffnungen in der Bevölkerung, die wir nicht erfüllen können, sorgen vielmehr für eine große Verunsicherung. Und: Wer will das zweite Impfzentrum überhaupt aufbauen, wer will das bezahlen? Kann sich das der Kreis Siegen-Wittgenstein oder eine Stadt oder Gemeinde allein überhaupt leisten? Ich glaube, dafür sind derzeit überhaupt keine Finanzmittel da. Deshalb bauen wir von der CDU auf lokale, ortsnahe Lösungen. Da geht unser Ansatz hin. Grundvoraussetzung ist natürlich Impfstoff in ausreichendem Maße. Denn: Wenn die Maschinerie einmal läuft, dann muss sie auch laufen.


3. Würden Sie sich impfen lassen, wenn Sie jetzt die Gelegenheit dazu hätten?

Das ist überhaupt kein Thema. Impfen ist für mich das wichtigste Instrument, um eine größtmögliche Immunisierung zu erreichen. Wir haben im Moment keine anderen Mittel, um das Virus wirksam einzudämmen. Und ich erwarte, dass sich möglichst viel Menschen impfen lassen, damit wieder Normalität in unseren Alltag einziehen kann.

4. Wo und unter welchen Umständen sollte Ihre persönliche Impfung stattfinden?

Beim Hausarzt – das wäre für mich schon mal eine gute Lösung. Aber nicht nur für mich, sondern auch für die älteren Menschen, denn: Zu ihrem Hausarzt haben sie Vertrauen, dem können sie auch mal eine Frage zum Thema stellen. Kann die in so einem riesigen Impfzentrum auch so gestellt werden? Der Hausarzt nimmt sich jedenfalls Zeit für solche Fragen. Und wenn es dann zu ortsnahen Impfmöglichkeiten käme, würde ich die natürlich auch in Anspruch nehmen – ob nun in Wunderthausen oder in der Berleburger Kernstadt.