Alltagsbegleiterin Andrea van den Berg-Gaus sagt: Alles, was man an Schlechtem tut, kommt irgendwann zu einem zurück. Auch in der Pandemie.

Hätte man die Corona-Pandemie von Anfang an ernst genommen, „dann wären wir jetzt längst da durch“. Davon ist Andrea van den Berg-Gaus aus Erndtebrück überzeugt. Doch weil die Menschen „über die Stränge schlagen, ist das total eskaliert“, sagt die 56-jährige Alltagsbegleiterin und Hauswirtschafterin eines ambulanten Pflegedienstes.

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Im Corona-Tagebuch möchten wir die Corona-Krise und die Lockdown-Folgen ganz nah aus der Sicht der Betroffenen beleuchten. Täglich sollen unterschiedlich­ste Menschen aus der Region ihre Sorgen und Nöte während der Pandemie schildern.

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Und deshalb wird jetzt wieder die Handbremse gezogen. Das wird mindestens bis Mitte 2021 dauern, bis wir da wirklich wieder raus sind. Das sagt mir so ein Bauchgefühl. Corona merke ich eigentlich nur, wenn ich zum Einkaufen gehe. Da wird dann im Laden die Maskenpflicht zwar eingehalten, aber oft nicht die Abstandsregel. Die wird von den Kunden oft total ausgeblendet. Zum Beispiel an der Kasse, wenn jemand dem Vordermann fast ins Genick hustet. Das ist sehr unangenehm.

„Auf jeden Fall hole ich noch meinen Papa dazu“

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Zum Glück habe ich keine schulpflichtigen Kinder mehr, die jetzt vielleicht wieder zuhause bleiben müssten. Meine Kinder sind mittlerweile 34, 33, 30 und 29 Jahre alt. Aber die erleben Corona natürlich auch. Wir alle haben das Beste daraus gemacht – und das werden wir in der Familie auch an Weihnachten tun, natürlich nach den Regeln des neuen harten Lockdowns. Auf jeden Fall hole ich noch meinen Papa dazu, der hier im Ort wohnt.

Aus gesundheitlichen Gründen warte ich seit längerer Zeit auf eine Reha und eine Schmerztherapie. Die aber wurde verschoben wegen Corona – da komme ich wohl erst im nächsten Jahr an die Reihe.

Skypen am Laptop – „so dass man sich wenigstens sieht“

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Den Kontakt zu Bekannten und Freunden hält man natürlich aufrecht: per Brief, E-Mail oder Telefon, aber auch beim Skypen am Laptop, so dass man sich wenigstens sieht. Das ist ganz wichtig. Die Corona-App war auf meinem Handy leider nicht zu installieren. Aber ich denke, dass ich von einer Ansteckungsgefahr auch so erfahre.

Rückblickend finde ich: Die Mediziner haben alles getan, um der Pandemie Herr zu werden. Weil aber von der Regierung nicht das kam, was diese Not schnellstmöglich und direkt von Beginn an gewendet hat, waren die Ärzte, aber zum Beispiel auch das Pflegepersonal oft total überlastet und überfordert.

„Das betrifft die gesamte Menschheit“

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Wir sind da in eine ganz falsche Richtung gegangen – so wie wir mit den Mitmenschen, mit der Natur umgegangen sind. Ich denke: Alles, was man an Schlechtem tut, kommt irgendwann zu einem zurück. Irgendwann kriegt man dann die rote Karte gezeigt – und keine gelbe mehr. Und das betrifft die gesamte Menschheit.

Aufgezeichnet von Eberhard Demtröder