Die Hotelfachfrau aus Feudingen hat viele ihrer Mitmenschen schon lange nicht mehr persönlich getroffen – selbst ihre 80-jährige Mutter nicht.
Ute Roth aus Feudingen arbeitet als Hotelfachfrau in der Geschäftsführung des Feudinger Lahntalhotels. Viel los ist dort derzeit nicht, weil das an sich beliebte Haus an der Sieg-Lahn-Straße wegen Corona für Touristen geschlossen ist. Aber auch daheim ist es für die 56-Jährige nicht gerade einfach.
Und Ihre Erlebnisse?
Im Corona-Tagebuch wollen wir Corona-Krise und Lockdown-Folgen ganz nah aus der Sicht der Betroffenen beleuchten. Täglich sollen unterschiedlichste Menschen aus der Region ihre Sorgen und Nöte während der Pandemie schildern.
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Im Hotel ist es momentan schon schwierig. Gute, alte Stammgäste bleiben aus – und unsere ganzen Vorsichtsmaßnahmen haben nichts genutzt: Für Touristen haben wir schließen müssen. Wir dürfen allerdings derzeit Geschäftsleute nehmen, die in der Umgebung arbeiten. Da kommt dann leider bei uns jeder zweite Gast ohne Maske zur Tür herein – trotz unserer Hinweis-Schilder am Eingang. Das ist für mich ein Zeichen, dass viele nicht darüber nachdenken, was das für Konsequenzen hat. Ich glaube, wenn wir jetzt nicht in einen härteren Lockdown gehen, dann wird das mit dem Kampf gegen Corona nie etwas.
Trauung – aber ohne Abstand, ohne Masken
Ich bin neulich durch den Siegener Stadtteil Kaan-Marienborn gefahren. Da standen 40 Leute zusammen, eine standesamtliche Trauung offenbar. Aber ohne Abstand, ohne Masken. Das kann man nicht verstehen. Wenn da Eltern mit ihren Kindern vorbeikommen – was ist das denn für ein Vorbild?
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Meine Mutter, gerade 80 Jahre alt geworden, lebt im Pflegeheim – sie habe ich fünf Wochen schon nicht mehr gesehen. Das tut mir sehr weh, aber man kann die Heime ja auch verstehen. Und Telefonieren ist ebenfalls schwierig, denn meine Mutter kann nicht gut mit dem Handy umgehen. Das Pflegepersonal hat dann zwar mal eine Videoschaltung ausprobiert, doch das ist schon eine sehr anstrengende Situation.
„Ich bin noch nie so ungern einkaufen gegangen“
Der Kontakt zu Freunden und Bekannten, aber auch zu meinen Kindern läuft meistens telefonisch – und das schon sehr lange. Eigentlich seit September, seitdem die Corona-Zahlen ständig nach oben gehen. Die Kinder (20, 31 und 32) haben jeweils ein Haus für sich. Aber sie werden zu Weihnachten wohl nicht zu uns kommen. Und da muss man auch vorsichtig sein, denn mein Mann ist gesundheitlich angeschlagen, leidet unter Asthma.
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Sicher: Die Zahl der Infizierten in Wittgenstein liegt relativ niedrig, aber ich bin noch nie so ungern einkaufen gegangen wie im letzten halben Jahr. Für den Besuch in unserem kleinen Laden in Feudingen suche ich mit eine bestimmte Zeit aus – meist mittags, wenn nicht so viel Betrieb ist.
Für Urlaub hätte man ja im Moment viel Zeit – aber Corona macht ja auch das leider unmöglich. Und ja: Auch ich habe die Corona-App auf meinem Handy installiert. Bisher ist zum Glück alles grün geblieben – hoffentlich bleibt‘s so!
Aufgezeichnet von Eberhard Demtröder