Corona und der Job: Benedict Weinhold, gerade einmal 22 Jahre alt, möchte beruflich zurück in den touristischen oder auch kaufmännischen Bereich.
Benedict Weinhold ist 22 Jahre alt, wohnt in Bad Berleburg und absolviert derzeit ein Fernstudium. Sein Arbeitsverhältnis mit dem Reiseunternehmen „TUIfly“ hat er aufgrund der Corona-Pandemie verloren. Er wünscht sich, in Zukunft wieder im touristischen oder auch kaufmännischen Bereich arbeiten zu können. Darüber hinaus ist Benedict Weinhold im Bad Berleburger Jugendförderverein ehrenamtlich aktiv.
Coronakrise aus wechselnder Perspektive
Im Corona-Tagebuch wollen wir die Coronakrise und die Lockdown-Folgen ganz nah aus der Sicht der Betroffenen beleuchten.
Täglich schildern unterschiedlichste Menschen aus der Region ihre Sorgen und Nöte während der Pandemie.
Die gesamte Lage ist noch relativ neu für uns alle — und die kam ja auch ziemlich plötzlich. Trotzdem hat man gelernt, irgendwie damit umzugehen. Die Situation ist schon fast zur Normalität geworden. Jetzt gerade fühlt sich alles an wie ein Déjà vu: Bei der Gefühlslage ist man wieder da, wo wir im März waren. Diese Unsicherheit, wann es überhaupt mal wieder bergauf geht — gerade im persönlichen Bereich — schleicht sich wieder vermehrt ein.
„Da blutet das Herz, diese Branche zu verlassen“
Anfang März habe ich eine Schulung zum Flugbegleiter bei TUI begonnen. Davor habe ich als kaufmännischer Angestellter bei Eurowings gearbeitet. Im Laufe des ersten Lockdowns hat sich dann leider herauskristallisiert, dass es bei TUI für mich nicht weitergehen wird. Seitdem wohne ich wieder in Bad Berleburg. Jetzt muss ich mich natürlich beruflich umorientieren. Und das ist einfacher gesagt als getan, wenn man mit Liebe und Leidenschaft bei einer Airline angestellt war. Da blutet das Herz, diese Branche zu verlassen. Und da spreche ich nicht nur für mich, sondern für viele meiner Kollegen — das ist kein Einzelschicksal.
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Irgendwie muss man schauen, es mittel- oder langfristig in eine neue Position zu schaffen. Aber das ist schwierig. Momentan jobbe ich im Rewe-Markt in Bad Berleburg. So wie viele andere auch, deren Berufs- oder Studienalltag sich aufgrund Corona maßgeblich verändert hat. Mir war es wichtig, etwas für die Gesellschaft zu tun – und da kann ich dazu beitragen, dass ein Teil der gesellschaftlichen Struktur stabil bleibt. Außerdem studiere ich BWL und Tourismus-Management im Fernstudium.
„Ich war viel in der Natur unterwegs“
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Da ich nur drei oder vier Tage in der Woche arbeite, habe ich glücklicherweise genug Zeit, um mich darauf zu konzentrieren. Auf lange Sicht möchte ich unbedingt wieder ein sicheres Arbeitsverhältnis im touristischen oder kaufmännischen Bereich haben. Im Frühjahr kam ich mal zu Dingen, für die ich sonst eher nicht so viel Zeit hatte. Ich war viel in der Natur unterwegs und habe sie auch viel bewusster wahrgenommen. So konnte ich meine Heimat noch mal ganz anders kennenlernen. Im Sommer dachte man noch, dass alles irgendwie gut gehen wird — aber das war leider ein Trugschluss.
Trotzdem bin ich tendenziell sehr hoffnungsvoll, dass es wieder gut wird – auch wenn das noch lange dauern wird. Aus wirtschaftlicher Betrachtung ist es sehr, sehr schwer für den Einzelhandel, die Gastronomie und für den Tourismus. Diese Branchen werden wahrscheinlich — auch über die Pandemie heraus — erhebliche Folgeschäden davontragen. Ich habe da wirklich die Befürchtung, dass das in den nächsten Jahren erst einmal zum Erliegen kommt.
„Das Reisen vermisse ich sehr“
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Das gesellschaftliche Zusammenleben wird wahrscheinlich auch noch länger etwas abgespeckter laufen. Aber ich denke, mit einem Impfstoff wird sich vieles weitestgehend wieder normalisieren können. Mir fehlt es aktuell ein wenig an Struktur. Sonst habe ich immer schon überlegt, was ich in den nächsten Monaten mache oder wohin ich verreise. Jetzt kann man nur noch für die nächste Woche planen.
Das Reisen vermisse ich sehr. Und sogar das Bahnfahren. Und wenn du Dinge plötzlich vermisst, über die du dich vorher aufgeregt hast – dann weißt du, dass die Welt sich verändert hat.
Aufgeschrieben von Emma Rothenpieler