Rückershausen. Was so ein kleines Virus anrichtet, was da alles dranhängt, das hat auch Renate Göbel aus Rückershausen in diesem Jahr bereits mehrfach erlebt.

Ich bin unter anderem dafür zuständig, Kirche und Gemeindehaus in Oberndorf für Gottesdienste, Gruppen und Kreise vor- und nachzubereiten. Als wir nach der ersten Welle wieder die Kirche geöffnet hatten, war ein ziemlicher Andrang. Die Menschen vermissen das ja alles. Es hieß: ausräumen, je nach Größe des Raumes entsprechend Stühle stellen, vorher und nachher desinfizieren, schauen, dass alle Mundschutz tragen und auflassen... Es ist überall sehr viel Mehraufwand.

Jetzt ist ja vieles wieder dicht: keine Gruppen, wie zum Beispiel Frauenhilfe. Gottesdienste dürfen allerdings unter bestimmten Voraussetzungen stattfinden. Auch, dass bei Beerdigungen nur der engste Kreis dabei sein darf, ist schlimm für die Trauerfamilien. Ich bekomme Infos zum Thema Corona vom Kreiskirchenamt. Es gibt ja jeden Tag etwas Neues. Unser Pfarrer und der Gemeindepädagoge haben bisher zweimal im Monat, was ziemlich aufwendig ist, Videoandachten für den Youtube-Kanal unserer Kirchengemeinde gedreht und weitergegeben, aber die kommen ja auch nicht bei jedem an. Wir haben kürzlich mit Blick auf Weihnachten schon überlegt, wie es laufen könnte. Man muss wohl neue Wege gehen.

Alternativ habe ich an den Fenstern überall ein bisschen dekoriert, mit Sternen und Lichtern, mit der Hoffnung: Irgendwann geht es wieder aufwärts. In beruflicher Beziehung hatte ich ein ruhiges Jahr. Auch der Schwätzjes-Nommedag, den ich mitorganisiere, fehlt. „Wann gibt es den wieder?“, werde ich gefragt. Man sieht sich gar nicht mehr. Das ist vor allem für die ältere Generation schade, die ja auch nicht mehr einkaufen gehen soll.

Privat habe ich die Einschränkungen eigentlich nicht so dramatisch empfunden. Ich bin niemand, der immer weggeht. Ich mache es mir lieber zu Hause schön. Schlimm fand ich, als ich kürzlich drei Wochen in der Reha war, dass man dort keine Freundschaften schließen konnte. Man saß alleine am Tisch, die Mahlzeiten wurden in zwei Gruppen eingenommen. Man sah niemanden außer Ärzte und Therapeuten. Da bin ich halt viel spazieren gegangen. Das haben wir ja hier in Wittgenstein auch – viel Platz in der Natur. Was ich dieses Jahr sicher nicht mache, ist vor Weihnachten nach Siegen zum Einkaufen zu fahren.

Zur Person

Was so ein kleines Virus anrichtet, was da alles dranhängt, das hat auch Renate Göbel aus Rückershausen in diesem Jahr bereits mehrfach erlebt. Die 61-Jährige ist bei der Kirche angestellt und hat einen Mini-Job als Küsterin in Oberndorf. Wo genau sie mit Corona konfrontiert wird, erzählt sie uns heute.