Bad Laasphe. Aktuell ist das Studio geschlossen – coronabedingt. Ein Gespräch über die aktuelle Situation und die Leidenschaft für die Kunst am Körper.

Ein geliebter Mensch, jemand, den wir vermissen oder um ihn trauern, ein Haustier, ein Lieblingssong, eine Narbe – sei sie seelisch oder körperlich: Es gibt vieles im Leben, was uns Menschen emotional berührt. Freude, Liebe, Trauer – jeder verarbeitet seine Gefühle auf seine eigene Art – in Gedanken, oder manch einer auch mit einem Kunstwerk auf seiner Haut. Denn: Tattoos sind mehr als nur eine bloße Kunst. Für die einen haben sie eine besondere Bedeutung, andere hingegen lassen sie sich stechen, weil sie sie ihnen einfach gefallen. Manchen aber helfen sie auch, gewisse Themen zu verarbeiten. Diese Erfahrungen hat auch das vierköpfige Team von Anti-Kunst aus Bad Laasphe gemacht.

Seit April diesen Jahres befindet sich das Tattoo-Studio nun in der Bahnhofsstraße. Aktuell ist es aufgrund des zweiten Lockdowns geschlossen. Für die Tätowierer Max Raabe, Hanna Valdor, Annika Holzem und Yasmina Buckow kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Stattdessen bieten sie nun in ihren Online-Shops selbst kreierte Prints an.

Das Team

Max Raabe und Annika Holzem freuen sich schon darauf, bald ihre Kunden wieder zu tätowieren.
Max Raabe und Annika Holzem freuen sich schon darauf, bald ihre Kunden wieder zu tätowieren. © WP | Ramona Richter

Neues Studio, neuer Name, neues Team – bis 2018 gehörte das Bad Laaspher Tattoo-Studio noch zu „Farbenkult“. Danach änderte Max Raabe den Namen und arbeitete von dort an hauptsächlich alleine im Studio „Schwarze Rose“, bis nach und nach das Team wuchs. Heute sind die vier Tätowierer ein eingeschworenes Team – wobei jeder von ihnen seinen eigenen Stil hat. „Das macht uns auch aus. Viele unserer Kunden schauen nicht, wann ist der nächste freie Termin, sondern suchen gezielt uns als Tätowierer aus“, sagt Yasmina Buckow. Realistische Motive in grau-schwarz, Florales, Tiere, Neo-Traditional – es gibt viele Stilrichtungen. „Die Stilrichtungen, die man selbst mag, machen auch am meisten Spaß und das sieht man auch am Ende am Ergebnis“, stimmt ihr ihre Kollegin Hanna Valdor zu.

Erst seit kurzem ist sie im Team von Anti-Kunst – dem neuen Namen des Studios. „Wir wollten einen Namen, der uns alle vereint“, so Max Raabe, der vor allem realistische Tattoos in schwarz-grau – beispielsweise Porträts – anbietet. Zahlreiche Erfahrungen im Tätowieren aber können alle vier Teammitglieder aufweisen – so auch viele schöne Momente. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man mit seiner Arbeit einem anderen Menschen helfen kann“, sagt Buckow.

Gutes tun

Nicht selten kommen Kunden zu ihnen ins Studio mit dem Wunsch, eine Narbe zu kaschieren oder aber sich ein Porträt von einem verstorbenen Menschen stechen zu lassen. „Das Tattoo hilft ihnen dabei, die Dinge besser zu verarbeiten“, sagt Raabe. Und auch seine Kolleginnen erinnern sich gut an so manch emotionalen Besuch eines Kunden. „Wir sitzen mehrere Stunden gemeinsam in einem Zimmer, da spricht man natürlich auch viel miteinander“, so Buckow. Und das geht auch an den Tätowierern nicht spurlos vorbei. „Viele unserer Kunden kennen wir schon seit Jahren. Da hat man auch eine ganz andere Bindung zu“, so Valdor. Gerade deshalb ist es auch wichtig, dass beide Seiten sich wohlfühlen – Kunde und Tätowierer.

Der Beruf

Wie aber hat sich der Beruf des Tätowierers in den vergangenen Jahren verändert? „Für viele Menschen ist es ein Trendberuf geworden. Es ist ein richtiger Hype entstanden. Plötzlich wollten alle Tätowierer werden und haben dann teilweise zuhause im Keller tätowiert“, so Valdor besorgt. „Man sollte schon streng auf Hygiene und die richtige Arbeitsweise achten. Sonst kann es zu Infektionen kommen.“

Die Kunden

Die Kunden sind ebenso individuell wie die Tattoos auf ihrer Haut – vom jungen Auszubildenden bis hin zum Senioren sind alle Generationen vertreten. „Ich habe einer 75-Jährigen einmal ein Einhorn tätowiert“, erinnert sich Valdor.

Der Lockdown

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Seit dem 2. November sind auch die Tattoo-Studios wieder geschlossen. Während der erste Lockdown im Frühjahr noch für die Renovierungsarbeiten genutzt wurde, hat sich das Team von Anti-Kunst für die Zeit im November etwas ganz besonderes ausgedacht – und angefertigt. „Für uns bedeutet der Lockdown, dass wir keine Einnahmen haben, allerdings trotzdem weiterhin unsere Fixkosten zahlen müssen. Da uns hinsichtlich dem Tätowieren die Hände gebunden sind, waren wir zumindest anderweitig kreativ und haben Prints erstellt, die wir im Online-Shop verkaufen“, schreiben sie auch auf ihrer Facebookseite.

Dort finden Interessierte auch den Link zu den jeweiligen Shops. „An sich aber ist der zweite Lockdown etwas entspannter. Die Unsicherheit ist nicht mehr so groß, wie im Frühjahr“, so Raabe. Und auch die Kunden zeigen viel Verständnis. „Viele von ihnen haben uns gefragt, wie es uns geht und wie sie uns helfen können. Das ist wirklich ein schönes Gefühl, wenn die Kunden hinter einem stehen.“ Kunden, denen das Team mit den Prints auch während des Lockdowns etwas Besonderes bieten möchte.