Bad Laasphe. Gäste loben vor allem die berühmt-genialen Torten im XXL-Format, die mit viel Liebe gebacken werden – am 1. November leider zum letzten Mal.

„Willkommen im Schloß-Café“ – Maruschka Klimbt (67) rückt das Schild an der Eingangstür zurecht. Am Sonntag steht es dort zum letzten Mal, denn: Der 1. November ist für das beliebte Ausflugslokal der vorerst letzte Tag. Inhaber Horst Bienhaus (69) macht zu, verabschiedet sich am Wochenende von seinen Gästen. Mit einer Träne im Knopfloch. Einen Nachfolger hat er zwar schon gesucht, jedoch bislang vergeblich.

Der Abschied

90 Prozent Stammgäste

90 Prozent der Besucherinnen und Besucher im „Schloß-Café“ sind Stammgäste, sagt Inhaber Horst Bienhaus – aus Hessen, dem Lahn-Dill-Kreis, aus dem Siegerland, aber ebenso aus dem Altkreis.

„Und viele Friedwald-Besucher kommen, halten bei uns dann auch gerne den Beerdigungskaffee.“ Vor drei Wochen noch ging in den Gasträumen eine Hochzeitsfeier über die Bühne – coronakonform mit nur zehn Gästen.

„Ein Jammer, ich könnte heulen“, bekennt der gebürtige Laaspher im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das Café war immer ein Baby von mir. Aber irgendwann muss dann eben auch mal Schluss sein.“ Corona sei jedenfalls nicht der Hauptgrund für das Aus gewesen.

Die XXL-Torten

Schade eigentlich, denn „die Leute waren immer ganz begeistert“, sagt Bienhaus – vom urigen Ambiente der Gasträume wie vom Angebot. Kein Wunder eigentlich, kamen doch vor allem die XXL-Torten bestens an. „Da gab’s ordentlich was auf den Teller“, schmunzelt Bienhaus. Aber auch „unser Frühstücksbuffet war weithin bekannt“.

Die Seele des Cafés

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Dabei die eigentliche Seele des Cafés: Maruschka Klimt. Sie backt die herrlich leckeren Torten mit viel Liebe – und erntet dafür bis heute viel Lob von den Gästen. „Es ist ganz komisch“, schildert Klimt ihr Gefühl – „zwei Tage hast Du noch...“ Für sie ist Samstag der letzte Arbeitstag. Gern erinnert sie sich an das ältere Ehepaar aus der Nähe von Dortmund, das mehrmals mit Wohnmobil und Hund anreiste. „Da hatte ich dann immer Leckerlis dabei.“ Und dann kommt Klimt auch ihr langjähriger Job am Empfang der früheren „Kurpension am Wald“ wieder in den Sinn. Und die zwei älteren Herren, die immer donnerstags im Café zu Gast waren und Schwarzwälder Kirschtorte „mit viel Schwuppdich drin“ orderten.

Die Kannen-Sammlung

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Der Clou: In einem der Gasträume stehen rund 100 Kaffeekannen im Regal – in allen möglichen Formen. Der Sammler: Inhaber Bienhaus persönlich. „Und viele davon haben mir Gäste mitgebracht.“ Das zeugt von deren Sympathie für die Atmosphäre im Hause. Manche kamen sogar mit den zugehörigen Services samt Mokka-Tässchen. „Wir gehen heute zum Horst“, sagten viel Stammgäste, waren mit dem Café-Inhaber „per Du“. Weil er am Tisch auch mal gerne ein Schwätzchen hielt. Weil er auf Wunsch auch mal einen Mohnkuchen außer der Reihe im Angebot hatte. Und er wusste seine treuen Gäste stets hinter sich. Etwa, als sich Fremde einmal mächtig darüber beschwerten, dass der servierte Kuchen „alt“ sei. Keine Spur, gaben Stammgäste am Nebentisch zurück -- und baten „ihren Horst“, die Kritiker doch einfach wegzuschicken. Und so geschah es.

Der Tisch 3

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Für unser Gespräch sitzen wir an Tisch 3, ganz zufällig. Hier nahm bis vor einiger Zeit jeden Sonntag ein Stammtisch von Männern Platz, die ihre Frauen im nahen Friedwald beigesetzt hatten. Und am Sonntag kommt zum letzten Mal eine Gruppe Oldtimer-Fahrer aus dem Hessischen ins Café. „Die war oft im Sommer mit 20, 25 alten Ami-Schlitten hier“, berichtet Bienhaus. Das wiederum lockte viele Neugierige an. Fast 17 Jahre „Schloß-Cafè“ – das alles soll für den Inhaber und seine Mitarbeiterin nun Geschichte sein.

Der Blumenladen

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Doch Bienhaus bleibt nicht untätig. Er konzentriert sich jetzt auf seinen Blumenladen, den er im nahen Wallau betreibt. Denn eigentlich ist der gelernte Gärtner und Florist „seit meinem 21. Lebensjahr selbstständig mit Blumen“. Angefangen hatte das Mitte der 70er Jahre, als er ein Blumengeschäft in der Frankfurter Innenstadt übernahm – und alsbald noch ein zweites, ein drittes eröffnete. Als seine beiden betagten Eltern 1990 pflegebedürftig wurden, kam er zurück nach Bad Laasphe, kümmerte sich um die beiden – und verkaufte irgendwann wieder Blumen, diesmal in Bad Laasphe und Breidenbach. 2004 kam dann das Café hinzu. Bienhaus renovierte zuvor ungenutzte Räume in einem Flügel des Schlosses Wittgenstein – und sorgte mit eine bunten Mischung aus Retro-Möbeln für das typische Ambiente des heutigen Cafés.

Der Abschied

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Und Maruschka Klimt? Auch sie geht jetzt in Rente. Es sei denn, die heimische Gastronomie bietet ihr noch einmal einen interessanten Job. Denn mit Menschen kann es die 67-Jährige. Aber genau das ist gerade jetzt in Corona-Zeiten ja nun wirklich nicht einfach.