Bad Berleburg. Polizei und Ordnungsamt besuchten den Platz zwischen dem ehemaligen Kino und dem Gymnasium. Dort erinnerten sie an die aktuellen Coronaregeln.

Es ist kurz nach 9 Uhr. Für viele Schüler im Kreis bedeutet dies: Pause. So auch am Bad Berleburger Johann-Althusius-Gymnasium (JAG). Während die Schüler der jüngeren Jahrgänge auf dem Schulgelände bleiben, dürfen die Oberstufenschüler das Gelände verlassen – sei es zum Brötchen holen, Einkaufen oder, um vor dem Gebäude ein wenig vom Schulalltag zu entspannen.

Nun aber bekamen sie am Donnerstagmorgen Besuch. Gemeinsam mit der Polizei schaute das Ordnungsamt, ob die Schüler vor dem Gelände – dem Platz zwischen dem ehemaligen Kino und Schule – auch die Abstände einhalten und einen Mundnasenschutz tragen. Dabei ging es jedoch zunächst einmal darum, mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und sie noch einmal auf die neuen Regelungen aufmerksam zu machen.

Das Ordnungsamt

Rein rechtlich handelt es sich bei dem Platz vor der Schule um ein öffentliches Gelände. Wie die Stadt Bad Berleburg nun mitteilt, ist anfang der Woche die Polizei an die Abteilung Sicherheit und Ordnung herangetreten und hat darauf hingewiesen, dass sich in den Pausen vor dem ehemaligen Kino viele Schülerinnen und Schüler treffen. „Sie würden dabei nicht immer auf die geltenden Regeln zu Abstand und Hygiene achten. Unsere Kolleginnen und Kollegen haben dann erst Kontakt zur Schulleitung aufgenommen und darum gebeten, die Schülerinnen und Schüler noch mal auf die aktuellen Regeln nach der Coronaschutzverordnung aufmerksam zu machen. Außerdem hat sich die Abteilung Sicherheit und Ordnung mit der Polizei verabredet, um die Schülerinnen und Schüler gemeinsam aufzuklären und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dabei ging es wirklich nur darum, sie auf die Abstands- und Hygieneregeln hinzuweisen. Die Kolleginnen und Kollegen haben also keine Bußgelder angedroht, sondern nur aufgeklärt. Wir sind in dieser Ausnahmesituation grundsätzlich für Eigenverantwortung, also dass jeder selbst auf sich und auf andere achtet“, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Schule

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Im Anschluss wurde auch der Schulleiter Clemens Binder von dem Besuch informiert. „Wir ziehen alle an einen Strang, damit sich das Virus nicht weiter so schnell ausbreiten kann. Bislang wurden wir von Coronafällen verschont“ so Binder. „Unsere Oberstufenschüler dürfen das Schulgelände in den Pausen verlassen. Das ist aber keine Horde Wilder, sondern alles ganz vernünftige Menschen mit denen man sehr gut reden kann.“ Und das taten die Beamten auch am Donnerstagmorgen. Am kommenden Montag findet zudem ein Jahrgangsstufenleiter-Treffen statt, wo noch einmal über die neuen Regelungen gesprochen wird. „Da geht es auch noch einmal darum, dass nicht alle vor dem Gebäude auf einem Haufen stehen“, sagt Binder. Dass die Schüler am Morgen besucht wurden, sieht er angesichts der neuen Maßnahmen eher gelassen. „Ich glaube, dass nun insgesamt mehr kontrolliert wird – nicht nur hier bei uns, sondern generell.“

Leserstimmen

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Wie aber sehen unsere Leser den Besuch in der Schulpause? Auf unserer Facebookseite haben wir dazu eine kleine Umfrage gestartet. Eine Nutzerin schrieb diesbezüglich: „Die Kinder haben das mit den Masken sehr gut verstanden, die müssen auf keinen Fall kontrolliert werden. Eher die Erwachsenen.“ Eine weitere Leserin schrieb: „Die Kinder können am wenigsten für die Situation. Außerdem gibt es Lehrer die sich darum kümmern und nachschauen.“

So ähnlich ist auch der Tenor anderer Kommentare. „Die Kinder sind schon genug gestraft. Lieber mal im privaten Raum nachschauen. Wie viele Hochzeiten wurden gefeiert mit viel zu vielen Leuten. Ist doch kein Wunder, dass die Zahlen so nach oben gehen dann.“

Pro und Contra: So kommentieren unsere Redakteure die Aktion

Pro von Lars-Peter Dickel: „Unangekündigte Kontrollen sind für die Betroffenen immer ärgerlich. Ich denke da beispielsweise auch an Geschwindigkeitsmessungen. Eines aber zeigt genau dieses Beispiel: In die stationäre Radarfalle in Schüllar tappen nur Ortsfremde. Beim mobilen Lasern sieht das ganz anders aus. Da erwischt es auch den einen oder anderen Einheimischen und erzielt dadurch den gewünschten Effekt, dass man sich wieder an die Regeln hält. So ähnlich verhält sich das hoffentlich auch mit dem Corona-Besuch vor dem Gymnasium in Bad Berleburg. Viel zu oft haben Schüler dort in der Vergangenheit Mindestabstände und die Maskenpflicht ignoriert, weil sie sich außerhalb des Schulhofes aufhalten. Jetzt, mit der zweiten Infektionswelle und dramatisch steigenden Infektionszahlen, gelten ab Montag schärfere Regeln – auch im öffentlichen Raum. Das Tragen von Masken und Einhalten von Abständen schützen uns alle – ähnlich wie Geschwindigkeitsbegrenzungen in Wohnstraßen.“

Contra von Lisa Klaus: „Sinnvoll oder purer Aktionismus? Der Einsatz am Gymnasium spaltet sicherlich die Geister. Letztendlich ging es am Donnerstag angeblich nur darum, die Schüler zu schützen und auf die Regeln aufmerksam zu machen. Allerdings ist so ein Besuch in einem solchen Ausmaß zum einen Wasser auf die Mühlen derer, die sowieso schon den Schutz-Maßnahmen kritisch gegenüber stehen. Wenn die dann sehen, dass einen Tag nach den neuen Verordnungen bereits Polizei und Ordnungsamt die Schüler besuchen und aufklären, haben sie möglicherweise nur ein weiteres Argument, um sich gegen den Staatsapparat zu stellen. Zum anderen sollte man sich die Frage stellen, ob in einer solchen Situation Angst und Druck durch das Auftauchen von uniformierten Autoritätspersonen das richtige Mittel ist, um Jugendliche von der Sinnhaftigkeit der Verordnungen zu überzeugen. Denn aus Angst erwächst Wut – und die können wir in der derzeitigen Situation nun nicht gebrauchen.“